Während Frankreich oftmals als das Land der radikalen Ideen und Leidenschaft angesehen wird, was sich unter anderem 1789 in der französischen Revolution niederschlug, gilt der mitten im französischen Niemandsland gelegene Austragungsort des Großen Preises von Frankreich, nämlich das beschauliche Nevers, als das genaue Gegenteil: Also als langweilig und leidenschaftslos.

Die Grand Prix Strecke ist hierbei als Tourismusankurbelung für die Region zu verstehen, weswegen alle Besucher des Rennens sowohl das pulsierende französische Herz von Paris im Norden als auch die Attraktionen der Riviera im Süden liegen lassen und stattdessen im geographischen Mittelpunkt des Landes landen. Negativ ausgedrückt: Mitten im Nirgendwo.

Magny Cours ist nicht gerade der Stolz der Franzosen., Foto: Sutton
Magny Cours ist nicht gerade der Stolz der Franzosen., Foto: Sutton

Aber auch im Loire-Tal, welches gerne "Freigehege der Majestäten" genannt wird, gibt es einige interessante Dinge zu entdecken. So hinterließ das Geltungsbedürfnis vieler verschiedener Herrscherfamilien an dem 1.012 Kilometer langen Fluss, dem letzten großen Wildwasserfluss Mittel- und Westeuropas, eine einmalige Sammlung früherer Baukunst, deren hunderte von Schlössern die Loire berühmt machten.

Kelten, Gallier, Römer, Franken - sie alle herrschten abwechselnd an der Loire. Und auch der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich - ab 1340 - peinigte die Region. Jeanne d'Arc, Heldin jener Zeit, die 1431 als Ketzerin verbrannt wurde, ist heute Frankreichs legendäre Figur schlechthin.

In der Touraine, 200 Kilometer westlich von Magny-Cours, wird das angeblich beste Französisch gesprochen. Hier lebten auch viele bekannte Dichter und Schriftsteller des Landes, unter anderem Honoré de Balzac. Sogar Leonardo da Vinci verbrachte seine letzten Jahre an der Loire, als "Erster Maler und Konstrukteur des Königs". Er starb 1519 in Amboise.

Der Tourismus ist einer der Haupterwerbszweige an der Loire. Etliche Schlossbesitzer leben von den - teilweise recht teuren - Eintrittsgeldern oder überteuerten Hotelpreisen. Daneben wird Wein angebaut. Aus der Gegend von Nevers kommt der Pouilly Fumé, ein weißer Sauvignon, und das Dorf Sancerre, Ursprungsort des gleichnamigen Weißweins, liegt 40 km nördlich. Aus der Region um Saumur, westlich von Tours, kommen zudem jährlich 100.000 Tonnen Champignons - das sind zehn Prozent der Weltproduktion.

Nicht nur Red Bull interpretiert das Nevers englisch..., Foto: Sutton
Nicht nur Red Bull interpretiert das Nevers englisch..., Foto: Sutton

Nevers gilt als eine der ältesten Städte Burgunds. Bei einem Spaziergang durch das Zentrum mit seinen reizvoll verwinkelten Gassen und Straßen wird die Geschichte lebendig. Einer der ältesten Bauten ist die Kirche St. Etienne, welche 1097 fertig gestellt wurde. Sie ist einer der besterhaltenen frühromanischen Sakralbauten. Ebenfalls ein schöner Spaziergang führt entlang der Stadtmauer auf die alte Loire-Brücke und in den Terrassengarten Montée des Princes.

Etwa 50 Kilometer nördlich befindet sich bei Briare der Pont-canal. Hier überquert der Loire-Seitenkanal auf einer 664 Meter langen Brücke die Loire. Die Konstruktion, an der auch Gustave Eiffel mitgewirkt hat, ist von Fußgängerwegen mit Laternen flankiert.

Seit dem 16. Jahrhundert ist in Nevers das Glas- und Fayencen-Handwerk beheimatet. Am günstigsten kauft man schöne Stücke in den Werkstätten am Ende der Place Vailland Couturier. Die bekanntesten Weine von der Loire sind der Sancerre und der Pouilly Fumé. Im Tal findet man aber auch überall Winzer, die ihre edlen Tropfen selbst an den Mann oder die Frau bringen möchten.

Frankreich - Fakten, Fakten, Fakten

Frankreich
Fläche: 543.965 km²
Einwohner: 60,1 Mio.
Einwohner Nevers: 50.000 Mio.
Hauptstadt: Paris D.C.
Sprachen: Französisch
Währung: 1 Euro = 100 Cent
Zeit: MEZ
Gliederung: 22 Regionen
Staatsform: Parlamentarische Republik (seit 1875)
Regierungschef Jean Pierre Raffarin (seit 2002)
Staatspräsident: Jacques Chirac (seit 1995)