42. WM-Lauf - Buenos Aires, 16.01.1955

Riesenaufgebot an Werks-Maserati. Das Training deutete auf eine spannende Saison hin, denn mit Gonzales (Ferrari), Fangio (Mercedes), Ascari (Lancia) und Behra (Maserati) in knapp 1/2 Sekunde standen 4 Fabrikate in der ersten Startreihe. Am Renntag war es derart heiß, daß sich die Piloten während des 3-stündigen Rennens ständig abwechselten, um nicht zu kollabieren (Castellotti traf z.B. der Hitzschlag). Ascari führte bis zur 21. Runde, ehe er sich drehte. Fangio, der neben Mieres als einziger solo durchfuhr, war danach ungefährdet, auch nicht, als der ausgeruhte Gonzales am Ende noch mal Gas gab. Moss, in Mercedes-Diensten, geschah Sonderliches: als er sich erschöpft nach einem Fahrerwechsel niederlegte, wurde er von übereifrigen Sanitätern abtransportiert, die ihn ernstlich krank gesehen hatten. Zum Glück konnte er den Irrtum aufklären und das Rennen in einem anderen Wagen beenden.

43. WM-Lauf - Monte Carlo, 22.05.1955

Lancia bereitete die Großoffensive vor, hatte man doch nicht weniger als 4 Wagen (für Ascari, Castellotti, Villoresi und dem 55-jährigen Chiron) vorbereitet. Anfangs kämpften sie denn auch mit Fangio und Moss, bis sich beide mehr und mehr absetzten und nur Behra ihnen folgen konnte. Dann begann die Ausfallorgie: Behra platze ein Reifen, Fangio erlitt Getriebeschaden, Moss' Mercedes-Motor ging hoch, Mieres hatte einen Schaden an der Hinterachse. Plötzlich sah sich Ascari in der 81. Runde in Front, als er in die Schikane falsch nahm und ins Hafenbecken flog! Wie durch ein Wunder entkam er fast unverletzt und schwamm an Land. Das Rest ist schnell erzählt: Trintignant staubte ab. Ein Trainingsunfall beendete die Mercedes-Karriere von Hans Herrmann. So kam André Simon zu einem unerwarteten Einsatz bei den Silberpfeilen. Mit Rosier erstaunlichweise nur ein Privatier am Start: zu dieser Zeit eher ungewöhnlich.

44. WM-Lauf - Indianapolis, 30.05.1955

Wieder ausschließlich Offys am Start. Vukovich dominierte das Rennen im 4. Jahr in Folge, bis er in der 57. Runde auf tragische Weise tödlich verunglückte. Er wurde in den Massenunfall verwickelt, denn Rodger Ward ausgelöst hatte, als er in die Mauer krachte und auf die Strecke zurückgeschleudert wurde. Danach kämpften Cross und Freeland um die Spitze, bis ihre Wagen mit mechanischen Defekten liegenblieben.

45. WM-Lauf - Spa-Francorchamps, 05.06.1955

Nach dem rätselhaften Tod von Ascari, war das mit argen Finanzproblemen kämpfende Lancia-Team, auf Castellottis Drängen (fuhr fantastische Bestzeit), mit nur einem Wagen vertreten. Es war ihr letzter Auftritt, ehe sie ihre Rennabteilung an Ferrari abtraten. Im Rennen waren die Mercedes eindeutig schneller. Behra hatte in La Source einen gewaltigen Abgang. Der furchtlose Franzose übernahm dann tatsächlich nochmal Mieres' Auto, schien jedoch so sehr mitgenommen, daß er Lokalheld Frère nicht einholen konnte. Erster Auftritt des neuen Vanwall VW1. Gordini abwesend.

46. WM-Lauf - Zandvoort, 19.06.1955

Nach der Le Mans-Katastrophe wurden viele Läufe abgesagt. Der eine Woche danach geplante GP von Holland fand allerdings plangemäß statt. Es war eh das gleiche Lied wie in Spa, nur diesmal war es noch knapper zwischen Fangio und Moss, die dadurch unter den Namen 'Der Zug' bekannt wurden. Das einzig erwähnenswerte an diesem langweiligen Rennen war Mussos starke Fahrt, der trotz eines Drehers als einziger die Pace der Mercedes einigermaßen halten konnte.

47. WM-Lauf - Aintree, 16.07.1955

Auf der erstmals befahrenen Piste, recht pittoresk zwischen Pferderennbahn und Atommeiler gelegen, demontierte Mercedes, durch Silberfuchs Taruffi verstärkt, die Konkurrenz. Diesmal gewann Moss, nur Behra konnte bis zum Ölpumpenschaden das Quartett sprengen. Ferraris 555er enttäuschte dermaßen, daß man wieder mit dem letztjährigen Modell antrat. Die Zukunft stand am Ende des Feldes in Gestalt von Brabhams Cooper mit Heckmotor. Hawthorn gab wegen Übelkeit auf, nachdem er die Nacht vor dem Rennen durchzecht hatte. Das waren Zeiten!

48. WM-Lauf, Monza (Steilpiste), 01.09.1955

Viel Neues zum Abschluß. Erstmals wurde das holprige Hochgeschwindigkeitsoval befahren, Ferrari entschloß sich künftig mit Lancias D50 anzutreten, auch wenn sie hier noch nicht eingesetzt werden konnten, weil keine geeigneten Reifen verfügbar waren, und Amédée Gordinis letzte F1-Konstruktion debütierte. Maserati versuchte es mit einem Streamliner, mit dem Behra allerdings keine Bäume ausriß. An der Spitze alles beim alten: Fangio und Taruffi (ohne Stromlinienverkleidung erstaunlich stark) schlugen die Konkurrenz erbarmungslos. Castellotti, bereits in Ferrari-Diensten, erreichte einen schönen 3. Platz. Mercedes hatte alles erreicht und zog sich bis heute vom Formel-Sport zurück.