Stahlpoller dienen im Allgemeinen dazu, Fussgängerwege gegen Autos zu schützen. In Monaco dienten sie am Hafen auch dazu, die Schiffe festzumachen. Leitplanken davor hatte es viele Jahre nicht gegeben, sondern nur Strohballen. Lorenzo Bandini hat diese Tatsache 1967 mit seinem Leben bezahlt. Alberto Ascari, der Weltmeister der Jahre 1952 und 1953, hatte diesbezüglich bei seinem Unfall 1955 erheblich mehr Glück. Als er in der 81. Runde, in Führung liegend, nach der Hafenschikane ins Meer stürzte, verfehlte er einen solchen Poller gerade mal um 30 Zentimeter, erlitt dabei lediglich einen Nasenbeinbruch, einen Schock und vermutlich auch eine Gehirnerschütterrung. Vieles an Alberto Ascari war einmalig. Er war Ferraris erster Weltmeister und er war auch der erste Fahrer, dem eine erfolgreiche Titelverteidigung gelang. Und dies schaffen bekanntlich nur die wenigsten. Zwischen dem Grand Prix von Belgien 1952 in Spa-Francorchamps und jenem des Jahres 1953 gewann er im Ferrari Tipo 500 neun Rennen in ununterbrochener Reihenfolge. Er galt zu dieser Zeit nicht nur als unschlagbar, er war es ein Jahr lang auch tatsächlich.

Alberto Ascari in einem Ferrari 500 in Silverstone., Foto: Sutton
Alberto Ascari in einem Ferrari 500 in Silverstone., Foto: Sutton

Als Weltmeister das Team zu wechseln, macht durchaus Sinn. Erstens schützt sich der amtierende Meister, der ohnehin meist eine neue Herausforderung sucht, vor einer gewissen Laisser-faire-Haltung der alten Truppe. Zweitens ist da nicht selten eine neue technologische Aufgabe zu bewältigen. Und drittens spiegelt sich der durch den Weltmeistertitel gestiegene Marktwert in einer nicht unbeträchtlichen Erhöhung des Salärs wider, wobei auch hier Konkurrenz das Geschäft erheblich belebt. Für 1954 wurde nicht nur das Reglement geändert und die 2,5-Liter-Formel eingeführt, es war bereits seit 2 Jahren klar, dass die Silberpfeile von Mercedes-Benz mit all ihrer Erfahrung aus der Vorkriegszeit auf die Grand Prix-Pisten zurückkehren würden. Und da war der D50 der Grand Prix-Debütanten Lancia, leicht, kompakt, wendig und gebaut von Vittorio Jano, der schon die erfolgreichen Alfa Romeo-Typen P2 und P3 geschaffen hatte.

Doch 1954 wird für Ascari und Lancia das werden, was die Engländer ein nothing year nennen, Verspätungen in der Entwicklung des Autos und diverse Kinderkrankheiten lassen den Italiener nicht einen einzigen Weltmeisterschaftspunkt gewinnen. Erst im letzten Rennen, dem Grand Prix von Spanien, konnte der Lancia D50 eingesetzt werden. Bis dahin musste Ascari mit einem Maserati starten und in Monza wurde er an Ferrari ausgeliehen. Der Durchbruch schien beim zweiten Lauf 1955 zu kommen. Die Silberpfeile von Fangio und Herrmann waren schon mit Motorschäden ausgefallen. Ascari machte Jagd auf den führenden Moss, aber auch dieser Mercedes schied mit Motordefekt in der 81. Runde aus. Nur wusste Ascari dies noch nicht. In der gleichen Runde kam er unten am Hafen von der Piste ab...

Rennen fahren kann man nur mit Leidenschaft, mit Liebe zum Sport, zur Technologie und vielleicht auch zur Nation. Millionengehälter sind da keine Motivation. Alberto Ascari war der Sohn von Antonio Ascari, der 1925 beim Grand Prix von Frankreich in Monthlèry in Führung liegend zu Tode stürzte, im Alter von 36 Jahren, 10 Monaten und 10 Tagen. Auch Ascari senior war eine nationale Institution.

Ascari wird in seinem Maserati Zweiter in Silverstone 1948., Foto: Sutton
Ascari wird in seinem Maserati Zweiter in Silverstone 1948., Foto: Sutton

Vier Tage nach dem Unfall testete Alberto Ascari den Ferrari-Sportwagen seines Freundes Eugenio Castellotti, in einem normalen Strassenanzug und mit Krawatte. In der dritten Testrunde überschlug sich Ascari in der Vialone-Kurve bei 240 km/h. Er war auf der Stelle tot und wurde ganze 3 Tage älter als sein Vater. Seinen charakteristischen blauen Sturzhelm trug er diesmal nicht.