Red Bull strotzt vor dem Großen Preis von Singapur 2017 vor Angriffslust. Die Offensive der Bullen wurde von langer Hand geplant. In Monza nahm das Team die Strafversetzungen für Power-Unit-Wechsel bei Max Verstappen und Daniel Ricciardo billigend in Kauf, um auf dem Straßenkurs den Kampf mit Mercedes und Ferrari aufnehmen zu können.

"Ich denke dieses Mal wirklich, dass wir eine Gefahr sein können", gibt sich Verstappen im Vorfeld des 14. Saisonrennens ungewohnt optimistisch. Der RB13 brachte vor allem ihm in dieser Saison noch nicht die Höhenflüge, auf die das Team und er ursprünglich gehofft hatten. In Singapur hat der 19-Jährige jedoch vollstes Vertrauen in die Qualitäten seines Boliden.

"Wenn wir uns Monaco anschauen, wo unser Auto nicht so gut war wie jetzt, waren wir da schon ziemlich konkurrenzfähig. Besonders im Rennen", beruft sich Verstappen auf die größte Stärke des Red Bulls. "Viele Kurven liegen uns, Straßenkurse sind gut für uns. Nicht zu viele Geraden, das ist perfekt."

Red Bulls Statistik in Singapur kann sich durchaus sehen lassen. Mit drei Siegen sind die Österreicher das erfolgreichste Team beim Nachtrennen in Südostasien. Der letzte Triumph datiert zwar auf das Jahr 2013 zurück, als Red Bull noch als Dominator in der Königsklasse auftrat - doch auch in den Hybrid-Jahren war die Truppe dort stets gut aufgelegt. In den letzten drei Jahren stand jeweils mindestens ein Red-Bull-Pilot auf dem Podest.

2014 waren es Ricciardo und Vettel, in den vergangenen beiden Jahre machte der Australier es alleine. Abgesehen von der traditionell guten Form, baut dieser auch auf die starke Monza-Performance: "Auf den High-Downforce-Strecken waren wir dieses Jahr immer gut und wir sind stetig besser geworden. Selbst beim letzten Rennen auf einem Low-Downforce-Kurs hatten wir am Sonntag eine gute Pace."

Singapur-Statistik: Red Bull vor Ferrari und Mercedes

TeamSiegePolesPodienSchnellste RundenRennen angeführtStarts
Red Bull3210349
Ferrari235249
Mercedes223127

Kein Vergleich zu Melbourne: Ricciardo sieht stärkeres Red Bull

Nachdem Red Bull auf dem Highspeed-Kurs in Monza unerwartet Ferrari Paroli bieten konnte, wurde für Singapur noch einmal nachgelegt. "Wir haben wieder ein paar kleine Updates dabei", lässt Ricciardo durchblicken. Zusammen mit dem Umstand, dass das Singapur-Layout die Achillesferse von Mercedes ist, erwarten die Fahrer ein anderes Kräfteverhältnis.

"Bis jetzt war es so, dass Ferrari auf Kursen die den Motor nicht sehr fordern, besser war", so Verstappen. Ricciardo sieht Mercedes ebenfalls nicht in der Favoritenrolle: "Es scheint nicht so, als ob diese Art von Rennstrecke dieses Jahr Mercedes' Stärke ist. Das dürfte Ferrari und uns in den Kampf bringen. Ich hoffe, dass es spannend und richtig eng wird."

Um in Singapur in ebendieser Position zu sein, opferte Red Bull ursprünglich sein Monza-Wochenende. "Die drei kommenden Rennen sind für uns wichtiger", hatte Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko in Italien klargestellt. Mit frischen Power Units im Heck und den nächsten Detailverbesserungen am RB13 soll der Rest der zweiten Saisonhälfte erfolgreicher verlaufen.

"Im Vergleich zu Melbourne fühlt es sich schon wie eine ganz andere Saison an. Wir gehen sicherlich in die richtige Richtung und sind jetzt in einer ganz anderen Position. Die Fortschritte waren gut und das wollen wir bis Abu Dhabi beibehalten", so Ricciardo. Auf der anderen Seite der Garage bekommt Verstappen für die kommenden Rennen zusätzliche Ingenieure von Renault zugeteilt.

Nach dem letzten technischbedingten Ausfall in Spa-Francorchamps eine durchaus erwünschte Maßnahme. "Das ist natürlich der richtige Weg, denn wir wollen diesen Defekten vorbeugen. Wir werden dieses Wochenende sehen, wie es funktioniert", so der Niederländer.