Am 21. August 2005 erlebt die Formel 1 ein weiteres Strecken-Debüt - erstmals wird der Grand Prix der Türkei auf dem rund 80 Kilometer außerhalb von Istanbul liegenden "Kurtkoy International Circuit" ausgetragen. Der 5,38 Kilometer lange Kurs wurde von Formel 1-Stammarchitekt Hermann Tilke entworfen. Das "Istanbul Otodrom" wird wie Interlagos und Imola gegen den Uhrzeigersinn befahren. Die Tribünen bieten Platz für 76.000 Zuschauer und die Streckenbetreiber machen den Mund der Formel 1-Fans wässrig, indem sie behaupten, das Layout der Strecke würde ähnlich spektakulär sein wie der hoch geschätzte Ardennenkurs von Spa-Francorchamps - allerdings mit einer Übersichtlichkeit wie auf dem ungarischen Hungaroring...

Doch in den letzten Tagen tauchten Gerüchte auf, wonach es bei der Fertigstellung der Anlage Probleme geben würde. Prompt dementierten Hermann Tilke und auch der türkische Präsident Murat Yalcintas die Meldungen - es werde trotz eines harten Winters alles rechtzeitig fertig sein, versicherte man. Yalcintas besuchte den Europa-GP auf dem Nürburgring.

5,38 km Länge. 13 Kurven. Max. Geschwindigkeit 320 km/h., Foto: Tilke
5,38 km Länge. 13 Kurven. Max. Geschwindigkeit 320 km/h., Foto: Tilke

Jetzt hat sich auch Formel 1-Zampagno Bernie Ecclestone zu Wort gemeldet - der Brite überzeugte sich vor Ort, bei einem Kurzbesuch in Istanbul: "Wir haben uns angesehen, was bislang getan wurde. Die Dinge sind genauso, wie wir es erwartet haben. Ich kann keinerlei Problem erkennen."

Ein kleines Problem gab es dennoch. Im türkischen Medienwald kam Kritik auf - wegen der hohen Kosten, die der Luxusevent verschlingen soll. 70 Millionen Dollar soll der Bau der Anlage kosten, dafür sollen aber auch 40.000 Touristen angelockt werden. Eine VIP-Lounge für rund 5.000 Ehrengäste steht bereit.

Bernie Ecclestone besänftigte die lokalen Journalisten im Rahmen einer Pressekonferenz: "Wenn ihr euch wegen der finanziellen Belastung Sorgen macht, kann ich euch nur sagen: Ihr habt den bestmöglichen Deal in der Formel 1 erhalten."

"Big Bernie" erklärte den Medienleuten: "Wir sind nicht wegen dem Geld hier. Ganz im Gegenteil. Wir sind hier, um die Türkei in Europa zu begrüßen und ihre europäische Integration zu fördern. Und ich denke, dass wir das tun können, so wie das jeder andere auch tun kann."

Bernie Ecclestone hat damit die ab Oktober startenden Verhandlungen über einen Beitritt der Türkei in der Europäischen Union angesprochen. Meinungsumfragen ergaben, dass viele Europäer einem EU-Beitritt des muslimischen Staates negativ gegenüberstehen. Die Türkei erhofft sich demnach nicht nur eine Ankurbelung des Tourismus sowie die Möglichkeit, weitere internationale Sportverhandlungen abhalten zu können - sie erhofft sich auch eine Image-Verbesserung in Europa.