Nick Heidfeld ist der Held der Stunde - und es gibt wenige, die sich nicht mit dem Mönchengladbacher freuen. Denn mit "Quick Nick" hat auch eine Attitüde überlebt - jene des stillen und seriösen Leistungserbringers. Keine großen Titelankündigungen, keine Starallüren, keine Homestories, sondern pure Leistung. In der Vergangenheit hat sie ihm oft wenig gebracht - nicht nur er verstand die Welt nicht mehr, als er bei Sauber den jungen Kimi Räikkönen in den Schatten stellen konnte und McLaren dennoch den Finnen ins Team holte, anstatt des damaligen Mercedes-Juniors Nick Heidfeld.

Im letzten Jahr musste Heidfeld um seine Karriere zittern - eine Ungerechtigkeit, wie sie nur das Leben schreibt. Bei Williams fand Heidfeld dann ein beinhartes Ausscheidungssystem gegen Antonio Pizzonia als letzte Chance vor - und tat, was er immer tat: Er brachte Leistung.

Und er brachte sie auch an den letzten GP-Wochenenden - der 28jährige stand zweimal binnen einer Woche als Zweiter auf dem Siegerpodest. Und er selbst sagt: "Wenn wir weiter in diese Richtung arbeiten, denke ich, dass ich bald schon meinen ersten Sieg feiern kann." Und aus dem Munde von "Quick Nick" klingt das ganz und gar nicht großspurig, sondern durchaus realistisch.

Leistung definiert sich in der Formel 1 nicht nur über die Platzierung, obwohl diese lebenswichtig ist. Ein wichtiger Faktor ist die Kommunikation mit den Ingenieuren - und hier dürfte Heidfeld mit seiner ruhigen, besonnenen und zugleich erfahren-kompetenten Art ins Schwarze treffen. BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen ist begeistert: "Nick ist jeden einzelnen Dollar wert, den er verdient." Und gegenüber dem Kurier schwärmte Theissen: "Nick ist eine große Hilfe beim Testen und Entwickeln, er kommt mit präzisen Aussagen, kann jede Kurve analysieren um zu sagen, was das Auto macht. Er weiß, dass er Rennfahrer ist und kein Hobby-Ingenieur, der sich ständig einmischt."

Williams-Technikchef Sam Michael bläst ins selbe Horn: "Wir haben Nick in jeder Weise unterschätzt. Er ist für einen Ingenieur der perfekte Fahrer." Doch: Immer noch ist der Arbeitsplatz des Nick Heidfeld - für 2006 - nicht gesichert. Bekanntlich möchte Jenson Button zu Williams wechseln und sein British American Racing-Team ist weit davon entfernt, jene angebliche Klausel zu erfüllen, die Button zum Verbleib verpflichten soll. Weil Webber einen Vertrag für 2006 in der Tasche hat, wäre es wieder einmal Nick Heidfeld, der sein Cockpit räumen müsste...

Doch mittlerweile hat sich auch viel verändert - sicher könnte Button als Brite mehr Fürsprecher in Grove haben. Doch bekanntlich ist BMW längst auf der Suche nach neuen Dimensionen. Die Ehe mit Williams hat sich abgerieben. Eine Übernahme von Sauber wird kolportiert - als möglicher Start in eine neue BMW-Ära. Und in dieser Ära dürfte Nick Heidfeld eine wesentliche Rolle einnehmen.

So schnell kann sich das Blatt wenden - eine britische Website titelt mit einer "Ferrari-Zukunft für Nick Heidfeld" - allerdings nur, weil "jemand" dies gesagt haben soll. Aber auch solche Enten zeigen: Die Formel 1-Welt hat - spät aber doch - den Wert von Nick Heidfeld erkannt.