Michael Schumacher ist längst an einem Punkt angelangt, an dem er es niemandem Recht machen kann. Oder weniger dramatisch: Michael Schumacher kann tun und lassen was er will - es wird, aus irgendeiner Ecke heraus - immer Kritik hageln und es wird auch stets seine Motivation hinterfragt werden. Jahrelang hat Schumacher diesen Sport dominiert wie kein anderer - er musste sich anhören, dass er den Sport zerstöre. Jetzt hat die Siegesserie ein Ende genommen - jetzt muss er nahezu täglich erklären, dass er noch motiviert ist.

Weil auch ein Arbeitstier wie Michael Schumacher ein paar relaxte Tage braucht, hat sich Schumacher in die USA begeben. Denn es stehen die beiden Übersee-Grand Prix in Kanada und Indianapolis auf dem Programm. Vor seiner Abreise gab Schumacher der Bild-Zeitung ein Interview. "Das große Krisen-Interview", heißt es da natürlich...

Der Fragenhagel - ob es weh tun würde, schon vor dem Rennen zu wissen, dass man nicht siegen könne? Ob das die schwierigste Phase in seiner Karriere sei? Welche Fehler man gemacht habe? Schumacher antwortet gelassen: Er würde immer an die Möglichkeit eines Sieges glauben. Denn: "Wenn ich etwas gelernt habe in meinem Leben, dann das: Alles ist möglich. Und im Sport erst recht." Zur schwierigsten Phase sagt der Kerpener: "Der Anfang bei Ferrari war viel schwieriger, denn da waren wir im Prinzip wirklich nicht konkurrenzfähig. Das sind wir in meinen Augen jetzt schon, auch wenn das nicht so nach außen rüberkommt." Und zu den Fehlern: "Wenn wir das genau wüssten, hätten wir sie nicht gemacht. Wir haben vielleicht die Umstellung nach den Regeländerungen nicht so gut hinbekommen wie unsere Gegner." Schumacher fügte hinzu, er sei sich sicher, dass man in diesem Jahr noch Siege feiern werde...

Er wirke so relaxt, sagt man dem Weltmeister. Und jetzt, wo quasi der Hut brennt, würde er auf Urlaub fahren - wie er das seinen Fans erklären würde, fragt man ihn. Schumacher verweist auf die anderen Piloten im Team, er habe zuletzt sehr viel getestet. Ob er gar den Titel aufgegeben habe, fragt man. Schumacher verneint vehement: "Ich habe den Titel nicht aufgegeben, da können die Fans sicher sein."

Und obwohl Michael Schumacher erst unlängst in Monaco eine Demonstration seiner Motivation abgab, die bei seinem Bruder Ralf und seinem Stallkollegen Rubens Barrichello Verärgerung ausgelöst hat, weil Schumacher auch auf Platz 8 noch kämpft und angreift, und zwar definitiv bis zur Ziellinie, muss das Thema mangelnde Motivation und Rücktritt durchgeboxt werden. Und so erklärt Michael Schumacher ein weiteres Mal, dass er seinen Vertrag bis Ende 2006 sicher erfüllen werde. Schumacher: "Und ob ich danach weitermache - das habe ich ja schon oft gesagt - werde ich nicht vor dem nächsten Jahr entscheiden."

Am Ende des Gesprächs wird Michael Schumacher darauf hingewiesen, dass er gesagt habe, er werde dann zurücktreten, "wenn Jüngere kommen, die besser sind". Der siebenfache Weltmeister muss korrigieren: "Nein. Ich habe gesagt, dass ich aufhören werde, wenn ich mit den Jüngeren nicht mehr mithalten kann. Das ist etwas anderes. Ich finde, ich kann sehr wohl noch mithalten. Also dann jetzt deutlicher und zum Mitschreiben: An Rücktritt denke ich nicht!"

"Sie haben also wirklich noch Spaß?", fragt man jetzt erstaunt. Schumacher antwortet: "Um ehrlich zu sein: So wie zur Zeit, mit all den Zweikämpfen und so, macht mir die Rennerei sogar sehr viel mehr Spaß als manche denken mögen..."