Das Sochi Autodrom ist die Leib- und Magen-Strecke Mercedes' schlechthin: Seit dem Rennkalender-Debüt in der Formel-1-Saison 2014 haben die Silberpfeile in Russland unangefochten geführt - jede einzelne Rennrunde beendeten Lewis Hamilton oder Nico Rosberg an der Spitze. Entsprechend große Bedeutung misst die Konkurrenz der 2017er Ausgabe des Rennens am Schwarzen Meer bei.

Lässt sich Mercedes nach Australien und Bahrain auch in Russland niederringen, so scheinen die Silberpfeile wohl endgültig überall bezwingbar. Den Nimbus der Unbesiegbarkeit hat das dominierende Team der Vorjahre 2017 ohnehin abgegeben: Nach drei Rennen hat Sebastian Vettel einmal mehr gewonnen als die silberne Konkurrenz, in der Konstrukteursweltmeisterschaft führt Ferrari, nicht Mercedes.

Wissenswertes über den Russland GP: (00:46 Min.)

Vettel: Russland-Show gegen Mercedes wäre sehr gutes Zeichen

Der zweite Sieg beim vergangenen Grand Prix in Bahrain galt für die nahezu gesamte F1-Szene bereits als finale Bestätigung: Der Auftaktsieg Ferraris in Melbourne war keine Eintagsfliege. Doch noch gibt es Zweifler. Immerhin waren die Bedingungen außergewöhnlich. Derart große Hitze wie in der Wüste von Bahrain wird es nie wieder geben. Wie in Russland. In 'Mercedes-Land' Sochi werden für das Wochenende milde Temperaturen, für die gesamte Saison ein deutlich repräsentativeres Mittel, erwartet. Noch ein Grund mehr, warum ein Sieg über die Silberpfeile am kommenden Wochenende der bislang wertvollste wäre.

Angesichts der Mercedes-Stärke wäre Vettel sogar schon mit einem nur engen Schlagabtausch recht glücklich. "Das wäre gut für uns. Auf dem Papier ist Mercedes hier der Favorit. Je näher wir dran sein können, desto besser", sagt der WM-Führende am Donnerstag in Sochi. "Es ist eine sehr, sehr starke Strecke von Mercedes. Nicht nur historisch. Es gibt lange Geraden, es ist ein Leistungs-sensitiver Kurs", erklärt Vettel Mercedes' Sochi-Stärke der Vergangenheit.

Doch hat Ferrari genau hier erneut aufgeholt: im Power-Bereich. Und nicht nur das, frohlockt Vettel: "Es gibt hier aber auch viele Kurven, wo sich das Auto schon vergangenes Jahr gut verhalten hat. Dieses Jahr ist das Auto generell schneller. Das sollte unserem Auto also auch gut liegen hier." Sicher sein könne man sich aber nie solange kein Meter gefahren sei. Gerade in Sochi, wo es besonders viel Arbeit erfordere, das Auto perfekt abzustimmen. "Schauen wir, ob es so ausgeht. Aber natürlich: Wenn wir hier sehr nah an ihnen dran sein oder sie sogar schlagen können - dann wäre das sehr gut", weiß Vettel um die Bedeutung einer starken Vorstellung gerade in Russland.

Hamilton vs. Vettel: Das Duell geht in die nächste Runde: (00:50 Min.)

Vettel: Haben gutes Auto, müssen es aber behalten

Der Vorteil gegenüber den Vorjahren: Dieses Jahr befindet sich Vettel voll im 'Flow', reitet auf einer Erfolgswelle. "Das kennt ja jeder: Wenns läuft, dann läufts", sagt Vettel. "Vergangenes Jahr war es für uns wichtig, als Team nochmal enger zusammenzurücken. Dieses Jahr hilft natürlich die Basis extrem, die Aufmerksamkeit und die Liebe zum Detail ist da dieses Jahr schon auf einem anderen Level und dann kommt eben das Eine zum Anderen", beschreibt der Deutsche.

Darauf verlassen will sich Vettel jedoch nicht. Der Ferrari-Pilot nimmt die gegenwärtige Top-Form Ferraris nicht für die Ewigkeit gegeben. Deshalb misst Vettel dem Russland GP zwar nach wie vor große Bedeutung bei, jedoch nicht die größte. Entscheidender ist für Vettel etwas anderes: Das Entwicklungsrennen - in der jüngeren Geschichte nicht gerade Ferraris große Stärke. "Wir wissen, dass wir ein gutes Auto haben. Aber es ist dieses Jahr die Herausforderung, dass du auch ein gutes Auto behältst. Jeder wird sein Auto verbessern", mahnt Vettel. "Ich denke, dass unser Fokus als Team und auch meiner momentan deshalb darauf liegen sollte."

Noch dazu dürfe man Mercedes niemals abschreiben. "Wir hatten einen exzellenten Saisonstart, aber Mercedes ist noch immer sehr, sehr stark. Sie haben sich in den vergangenen Jahren ein Team aufgebaut, das ihnen erlaubt, auch dieses Jahr sehr, sehr stark zu sein", warnt Vettel vor dem sicheren Konter des Mercedes-Imperiums. Weshalb in Maranello aber längst niemand vor der silbernen Revanche geradezu zittert. "Wir scheinen viel näher dran zu sein als in den vorherigen Jahren. Wir hatten einen guten Start, sind sehr glücklich damit, wo wir stehen. Besonders mit der Pace, die wir gezeigt haben, die in allen drei Rennen auf Niveau von Mercedes lag, aber auch abgesehen davon denke ich, dass dieses Jahr offener ist", sagt Vettel. "Zwei Mal hatten wir die Oberhand am Sonntag, was großartig ist."

Dennoch bleibt der Deutsche dabei: Wie beim Immobilienkauf 'Lage, Lage, Lage', so zählt in der F1-Saison 2017 nur eines: 'Entwicklung, Entwicklung, Entwicklung!' "Besonders dieses Jahr musst du dich auf jeden einzelnen Schritt fokussieren, um auf der Jagd und im Rennen zu bleiben. Die Autos werden sich über die Saison entwickeln. Das Auto bietet auch mehr Raum, einen Schritt zu machen - für uns, aber auch für andere", erklärt Vettel.