Nur sieben Tage nach dem Saisonhighlight in Monaco dröhnten die Motoren schon wieder in der Eifel rund um den Nürburgring. Dabei bewies uns der Große Preis von Europa, dass ein Formel 1 Rennen im wahrsten Sinne des Wortes alles andere als eine gemächliche "Kaffeefahrt" ist. Der Ring wird ja auch nicht umsonst gerne als "Grüne Hölle" bezeichnet...

Die Lehre von den Donuts

Ein umfangreiches Fanprogramm bot für die zahlenden Zuschauer jede Menge Unterhaltung - und sogar lange danach, taten die Donuts der Renntaxifahrer wie Nick Heidfeld noch fürs Auge. Schließlich zeichneten sich die Gummihinterlassenschaften selbiger auch noch während des Rennens auf der Start- und Zielgeraden auf dem Asphalt ab und boten somit ein ungewohntes Bild, welches manchen Verschwörungstheoretiker im Fahrerlager von Asphaltkreisen sprechen ließ...

Viel Rauch für die Fans., Foto: Sutton
Viel Rauch für die Fans., Foto: Sutton

Keine Angst vor Außerirdischen, sondern vor beschädigten BMWs hatten die Verantwortlichen des Showprogramms. "Zwischendrin habe ich immer die besorgten Gesichter der BMW-Leute gesehen", verriet Nick nach seinen Burnouts. "Die können zwar mittlerweile damit leben, dass sie einen Satz Reifen und Bremsen einplanen müssen, wenn sie mir ein Auto für so eine Aktion geben, aber sie haben schon immer ein bisschen Sorge, dass mal was schief geht."

Die Lehre vom Frieden

Vom Bruderkrieg war in den Tagen nach Monaco in der Boulevardpresse die Rede. Doch während sich Ralf und Michael Schumacher am Nürburgring offiziell versöhnten und die anderen PK-Gäste zu reinen Statisten degradierten, störte jemand anderes den frisch geschlossenen Familienfrieden: Rubens Barrichello.

Denn dieser hat mittlerweile genug vom Teamfrieden bei Ferrari und sieht seinen langjährigen Nummer 1A-Fahrer nicht mehr als seinen "Teamkollegen" an, weshalb er ihn wie jeden anderen auch behandeln möchte. Womöglich kann er das nun schon einmal für nächstes Jahr üben, wenn er Schumacher dann in einem neuen Team tatsächlich als Gegner behandeln muss...

Die Lehre vom Poller

Er ist rot, besteht aus Plastik und kommt in seiner leicht abgerundeten Form vorzugsweise in Schikanen vor. Der Poller. Manchmal auch Pylon genannt. Im Gegensatz zu den sehr agilen Wald- und Wiesenbewohnern, die dem Nürburgring im Laufe des Wochenendes hoppelnder Weise einen Besuch abstatteten, versucht der gemeine Poller besonders standfest zu sein.

Hier sehen wir den Poller in seiner natürlichen Umgebung., Foto: Sutton
Hier sehen wir den Poller in seiner natürlichen Umgebung., Foto: Sutton

Allerdings gelingt ihm dies aufgrund der schieren Überlegenheit seiner natürlichen Feinde, der Rennautos und deren Gummireifen, noch nicht einmal ansatzweise. Dennoch ist das Überleben der Spezies aufgrund der reichhaltigen Vorkommen in den Lagern der Nürburgring GmbH alles andere als gefährdet.

Die Lehre von den homöopathischen Mitteln

Schon am Freitag, lange vor seiner Pole, überraschte Nick Heidfeld mit einer zwischenzeitlichen Trainingsbestzeit. Unser Kollege Heinz Prüller hatte dafür eine ganz eigene Erklärung: "Heidfeld leidet an Heuschnupfen. Ich habe versucht ihn gestern mit homöopathischen Mitteln zu helfen - und das scheint gewirkt zu haben, sonst wäre er nicht Trainingsschnellster." Die Tatsache, dass Prüller Nicks späteres Ausrollen auf der Strecke auf ein absichtliches Leerfahren des Tanks zurückführte, lässt aber auch noch andere Verwendungszwecke für diese Mittelchen zu...

Die Lehre von der Taktik

Während Martin Whitmarsh vor dem Europa GP offen eingestand, wenn es denn nötig werden sollte, auch eine Teamorder auszugeben, sorgte Ex-F1-Pilot Marc Surer für noch mehr Erstaunen. "Wenn Sauber Felipe Massa in Monaco gesagt hätte, dass er Jacques Villeneuve vorbeilassen soll, dann wäre das keine Teamorder gewesen, sondern eine taktische Geschichte." Nun bleibt nur noch zu klären, was der große Unterschied zwischen einer Teamorder und einer "taktischen Geschichte" ist...

Die Lehre vom Glauben

An den Kommandoständen wurde fleißig gerechnet und geglaubt..., Foto: Sutton
An den Kommandoständen wurde fleißig gerechnet und geglaubt..., Foto: Sutton

Die Haltbarkeit von Formel 1 Qualifying-Formaten wird immer kürzer: Schon nach sechs Rennwochenenden erlebten wir in der Eifel das fünfte geplante neue Qualifying-System seit Anfang 2003. Und mit ihm kehrte auch ein Standardspruch nach dem Qualifikationstraining zurück. Nein, nicht "Ich hatte Verkehr", den gibt es weder im Einzelrundenqualifying noch im Freien Training. Stattdessen hieß es wieder: "Ich glaube, dass die anderen schwer sind." Die F1 ist also, wie schon im letzten Jahr, wieder mehr glauben als wissen. "Ist er schwer? Ist er leicht? Ist jemand anderes schwerer? Oder gar leichter? - Ich glaube, dass will gar niemand wissen..."

Die seltsame Lehre vom Qualifying

Aber das neue, alte Qualifying bringt auch noch einige andere Nebeneffekte mit sich: Der Rundengeiz im freien Samstagstraining wird erhöht, da man sich nicht mehr auf ein Einzelqualifying mit leeren Tanks einschießen muss, man weiß nicht mehr wer tatsächlich das schnellste Auto hat, die Top-Piloten werden durch die Startreihenfolge bevorzugt, die Startaufstellung bleibt bis zum Ende der Boxenstopps undurchschaubar und der Sonntagmorgen ist wieder verwaist wie eh und je. Was will das Fanherz mehr?

Zumindest Nick Heidfeld hat dies durchschaut: "Ich finde es seltsam, dass viele Leute diese Idee des neuen Qualifyings so sehr mögen. Es ist mehr oder weniger das gleiche wie im letzten Jahr und im letzten Jahr haben wir es geändert, da es niemand gemocht hat. Das finde ich etwas seltsam." Nick, die F1 ist leider seltsam...

Die Lehre vom Wechsel

Heidfeld und Webber avancieren zu PK-Stammgästen., Foto: Sutton
Heidfeld und Webber avancieren zu PK-Stammgästen., Foto: Sutton

Was wurde Frank Williams im letzten Jahr nicht dafür gescholten, dass er mit Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya zwei - teure - Spitzenfahrer ziehen ließ und diese durch zwei noch sieglose Piloten namens Mark Webber und Nick Heidfeld ersetzte.

Nachdem Ralf im Duell gegen seinen neuen Teamkollegen Jarno Trulli und Juan Pablo im Kampf gegen Kimi Räikkönen bislang klar den Kürzeren gezogen und Webber sowie Heidfeld mit starken Platzierungen in einem nicht unbedingt besseren Auto glänzen konnten, müssen sich wohl einige Kritiker bei Sir Frank entschuldigen...

Die Lehre von den üblichen Verdächtigen

Juan Pablo Montoya, Ralf Schumacher und Cristiano da Matta hießen die Hauptdarsteller der ersten Kurve des letztjährigen Europa GP auf dem Nürburgring. Denn während sich die beiden Williams-Piloten zu nahe kamen, war der Brasilianer zusammen mit Ralf der Leidtragende dieser Kollision.

Ein Jahr danach waren die beteiligten Fahrer und Teams beinahe die gleichen, nur die Rollen respektive Cockpits wurden getauscht. Denn auch diesmal waren wieder Juan Pablo Montoya, diesmal in Silber, und Ralf Schumacher, neuerdings in Weiß-Rot, beteiligt. Der Dritte im Bunde war allerdings kein Brasilianer, sondern der Australier Mark Webber, der letztlich auch die Schuld für das Startchaos auf seine weiß-blauen Schultern nahm. Was lernen wir daraus? Die Geschichte wiederholt sich anscheinend tatsächlich...

Die Lehre vom Speed

David war zu schnell unterwegs., Foto: Sutton
David war zu schnell unterwegs., Foto: Sutton

Formel 1 Fahrer sollen schnell fahren. Allerdings nicht in der Boxengasse. Dort kann dies ein teures Vergnügen werden, wie David Coulthard am Freitag erfahren musste, als er über 20 km/h zu schnell war und 5.250 US-Dollar an die FIA abdrücken musste. Noch kostspieliger wurde es dann am Renntag, als DC drei Meter zu frühes Loslassen des Speedlimiters eine Drive-Through-Strafe einbrachten und ihn einen möglichen Podestplatz kosteten! Ein Bleifuß ist also in der F1-Welt doch nicht immer gefragt...

Die Lehre von der letzten Runde

Es waren die letzten Meter des Monaco GP, als Michael Schumacher nicht nur seinem Bruder, sondern auch aller Welt zeigte, dass ein Formel 1 Grand Prix bis zum Fallen der schwarz-weiß karierten Flagge und keinen Millimeter kürzer geht. In der Eifel musste nun Kimi Räikkönen eine noch viel schmerzvollere Erfahrung machen, als ihm sein vibrierender linker Vorderreifen eingangs der letzten Runde mitteilte, dass ein Rennen tatsächlich erst am Ende des letzten Umlaufes gewonnen ist.