Für McLaren steht mit dem China GP wohl eines der schwierigsten Rennen der Saison auf dem Programm. Der Shanghai International Circuit erfordert deutlich mehr Motorleistung als der Albert Park in Melbourne, die Schwächen der Power Unit von Honda dürften sich also noch deutlicher bemerkbar machen. Und Besserung ist derzeit keine in Sicht. "Es sind größere Probleme, als wir vielleicht erwartet hatten. Es wird besser werden, aber wir wissen nicht, wie lange es dauern wird. Es wird Zeit brauchen. Jeder hat gesagt, dass es besser würde als es ist, leider ist es nicht so", sagte Stoffel Vandoorne im Vorfeld des Wochenendes.

Wenig Optimismus für China

Nachdem man in Australien besser aussah als erwartet und Fernando Alonso einen möglichen Punkt erst kurz vor Schluss aufgeben musste, wäre eine Wiederholung dieses Auftrittes beinahe eine Sensation. Zumal McLaren auch von zahlreichen Ausfällen beim Saisonauftakt profitierte. "Wenn wir uns die Vorhersagen und Simulationen ansehen, gibt es keine Chance", erklärte Alonso auf die Frage, ob man die Top 10 in China angreifen könnte. "Aber wir haben es in Australien geschafft, also versuchen wir es auch hier", wirft er die Flinte noch nicht vollends ins Korn.

McLaren droht in China die Konkurrenz nur von hinten zu sehen, Foto: Sutton
McLaren droht in China die Konkurrenz nur von hinten zu sehen, Foto: Sutton

Aufgrund der Schwierigkeiten mit dem Motor konnte McLaren die wahre Stärke beziehungsweise vorhandene Schwächen des eigenen Chassis noch gar nicht evaluieren. "Wir können das Auto nicht pushen, auch nicht in den Kurven. Daher ist es schwer zu sagen, wo wir genau stehen. Aber mehr oder weniger sollten wir da konkurrenzfähig sein", glaubt Alonso.

Teamkollege Vandoorne geht die Frage diplomatischer an. "Es gibt immer Details, die man verbessern kann. Wir gehen in eine gute Richtung, das Team arbeitet sehr gut, sie sind immer positiv gestimmt, wenn ich in die Fabrik komme. Ich denke, es geht in die richtige Richtung, aber es gibt immer Raum für Verbesserungen", sagte der Belgier. Eine dieser Verbesserungen folgt schon in China. McLaren tritt mit einem T-Flügel am Heck an, wie ihn zahlreiche andere Teams schon in Australien fuhren.

Ursprünglich wollte McLaren in dieser Saison um vordere Plätze kämpfen. Dass es nun anders kam, ist für Alonso weiterhin nicht erklärbar. "Dass wir dieses Jahr einen Schritt beim Motor zurückgemacht haben und mehr Probleme haben als letztes Jahr, ist für McLaren Honda schwer zu verstehen", so der zweimalige Weltmeister.

"Als Team haben wir in den vergangenen Monaten hart gearbeitet, damit wir um Podien und Siege kämpfen können. Und wenn uns das nicht gelingt, müssen wir die Situation verändern", stellt er klar. Gerüchte um eine Trennung von Honda verwies er jedoch ins Reich der Fabeln. "Das ist eine reine Medienspekulation. Ich habe es auch gelesen, aber im Team gibt es keine Neuigkeiten", hält er fest.

Alonso: Kurve eins ist einzigartig

Alonso selbst kann ohnehin nicht viel mehr machen, als auf der Strecke seinen Job zu erledigen, so auch in China. Ein Highlight der Strecke nahe Shanghai ist für Alonso vor allem die erste Kurve. Die bekannte Schneckenkurve zieht sich immer weiter zusammen, ein ähnliches Design sucht man auf den anderen Strecken im Kalender vergebens. "Es ist eine ziemlich einmalige Kurve", so der Spanier. "Man kommt mit so viel Speed in die Kurve rein, dass man nicht weiß, wie das Auto reagiert. Man kann verschiedene Linien fahren. Es ist eine Kurve, die man nur schwer attackieren kann. Sie erfordert die maximale Aufmerksamkeit und jederzeit alle Fähigkeiten", erklärt Alonso.

Besonders nach dem Start verspricht Kurve eins Spektakel, Foto: Sutton
Besonders nach dem Start verspricht Kurve eins Spektakel, Foto: Sutton

In den vergangenen Jahren beanspruchte die Kurve vor allem den linken Vorderreifen durch die hohen Kräfte. Mit den neuen Reifen, die weniger überhitzen, sollte dieses Problem aber weniger zum Tragen kommen, meint der 35-Jährige. Stattdessen stünde der Fahrer durch die neuen Autos nun mehr im Mittelpunkt, wenn er sich Kurve eins nähert.

"Es wird herausfordernder für die Fahrer durch den Speed und den Druck, den man spürt. Wir müssen uns im ersten Training so schnell wie möglich anpassen, denn es steckt viel Rundenzeit in dieser Kurve", merkt Alonso an. "Man ist ungefähr zehn Sekunden dort. Zwei oder fünf Stundenkilometer schneller oder langsamer bedeuten schnell zwei oder drei Zehntel Unterschied. In dieser Kurve kann man viel Zeit gut machen, aber auch verlieren", erklärt er.

Bislang noch keine Erfahrung mit der Strecke in Fernost machte Stoffel Vandoorne. Dabei half ihm auch seine Zeit in Japan nicht, da die Super Formula nicht in Shanghai Station macht. Für den Rookie jedoch kein Problem. "Es gibt viele Strecken, die ich dieses Jahr kennenlernen werde. Ich fahre neben Fernando Alonso, Doppelweltmeister und einer der besten Fahrer. Ich habe eine sehr gute Messlatte. Die Formel 1 ist noch immer sehr neu für mich, ich bin erst zwei Grands Prix gefahren und lerne jede Woche", stellt er klar.