Zwei der drei Renntage des Saisonhighlights in den Häuserschluchten von Monaco sind absolviert. Und während über dem Spielerparadies zum letzten Mal an diesem GP-Wochenende die Nacht hereinbricht und sich die Schönen und Reichen ins Getümmel stürzen, nehmen wir uns die Zeit den wichtigsten Tag des Monaco GP zu analysieren: Den bevorstehenden Renntag.

S wie Startaufstellung

Die große Frage lautet auch diesmal - und das womöglich zum letzten Mal an einem Samstagabend - wieder: Wer holt die Pole?

Die eindeutig beste Ausgangsposition dafür hat der Finne Kimi Räikkönen, der morgen seinen Pole-Hattrick schaffen konnte. Mit einer halben Sekunde Vorsprung auf den Zweiten Fernando Alonso sollte dem normalerweise nichts mehr im Wege stehen. Allerdings ist in Monaco kaum etwas normal und kann schon der kleinste Fehler Zeit, Plätze und womöglich das gesamte Auto kosten. Ralf Schumachers Unfall heute hat dies bewiesen...

Giancarlo konnte nicht mit seinem Teampartner mithalten., Foto: Renault
Giancarlo konnte nicht mit seinem Teampartner mithalten., Foto: Renault

Für Renault-Motorenchef Denis Chevrier waren unterdessen die "großen Abstände" zwischen den Fahrern die große Überraschung des 1. Qualifyings. "Diese sind ungewöhnlich und sorgen, trotz der verschiedenen Spritmengen, dafür, dass ich keine großartigen Verschiebungen in der Startaufstellung erwarte."

Zumindest Michael Schumacher und Rubens Barrichello bauen nach ihren enttäuschenden Rängen zehn und elf noch auf den ein oder anderen Platzgewinn im zweiten Training. Eher möglich erscheint dies jedoch zwischen den Rängen vier und acht, die nur von fünf Zehnteln getrennt werden.

S wie Setup

Auch wenn Monaco kein hoch aerodynamischer Kurs wie der Circuit de Catalunya oder eine Powerstrecke wie Monza ist, spielt das richtige Setup in den Straßenschluchten eine entscheidende Rolle. Besonders wichtig ist natürlich der Abtrieb.

"Wir werden mit viel Frontflügel fahren. Im Verhältnis zur Geschwindigkeit erhöht sich der Abtrieb jeweils um das Vierfache", erläutert Renault-Renningenieur Alan Permane. "Da die Piloten in den Straßen von Monaco kein hohes Tempo erreichen, müssen wir die Flügel auf ihre maximalen Winkel einstellen, um möglichst viel Downforce zu erzielen."

Bei Ralf halfen auch die besten Bremsen nichts..., Foto: Sutton
Bei Ralf halfen auch die besten Bremsen nichts..., Foto: Sutton

Die Bremsen werden hingegen nur selten über Gebühr beansprucht. Durch die für einen F1-Boliden niedrigen Geschwindigkeiten, werden sie aber auch nur wenig gekühlt. "Vor diesem Hintergrund fahren wir mit einer größeren Bremsenbelüftung."

Eine Schlüsselrolle spielt zwischen den monegassischen Leitplanken die Traktion. "Wir fahren daher mit einer weichen Aufhängung vorne und hinten", erläutert Permane, "um Unebenheiten auf der Strecke auszugleichen und eine optimale Beschleunigung aus den langsamen Kurven zu ermöglichen."

Zudem fahren die Piloten mit "weniger Luftdruck als normal", um dadurch die Traktion zu erhöhen. "Die Strecke in Monaco ist sehr uneben. Immerhin fahren wir auf öffentlichen Straßen und nicht auf einer reinen Rennstrecke. Aus diesem Grund erhöhen wir die Bodenfreiheit um rund sieben Millimeter."

S wie Schonen

Neben den Reifen müssen in Monaco auch die Motoren geschont werden. Denn Renault-Motorentechniker Fabrice Lom räumt in diesem Zusammenhang gerne mit einem Mythos auf: "Monaco hat den Ruf die am wenigsten fordernde Strecke für die Motoren zu sein", so der Franzose. "Aber dies kann man sprichwörtlich als urbane Legende abtun. Die Leute glauben, dass die Strecke weniger fordernd ist, weil die normalen Parameter nach denen eine Strecke üblicherweise beurteilt wird hier weniger wichtig sind (so dauert die längste Vollgaspassage gerade einmal acht Sekunden). Dies ist aber kein akkurates Bild der Anforderungen des Straßenkurses."

Manche schonen die Motoren - andere sich selbst beim Sonnen..., Foto: Sutton
Manche schonen die Motoren - andere sich selbst beim Sonnen..., Foto: Sutton

Denn Monaco belohnt laut Lom jenen V10 mehr, der am rundesten unter allen Drehzahlen läuft, und nicht nur jenen, der am meisten reine Motorpower hat. "Der Motor muss in den niedrigen Drehzahlen gut ziehen, während eine erfolgreiche Integration ins Chassis hilft den mechanischen Grip und das Handling zu verbessern."

S wie Strategie

Auch in Monaco dürften wir in diesem Jahr eine Fortsetzung des rückwärtigen Strategietrends erleben, welcher die Entwicklung zu Multistopprennen des letzten Jahres wieder ins Gegenteil umkehrt. Denn ohne geplante Reifenwechsel, kommen die Piloten je nach Abstimmung mit einem oder maximal zwei Boxenstopps durch den härtesten Grand Prix des Jahres.

S wie Strafen

Während die 0,5 Sekunden Zeitstrafe von Ralf Schumacher nach dessen Qualifying-Unfall keine großartige Auswirkung mehr auf die Startaufstellung haben wird, sorgt die Streichung von Juan Pablo Montoyas Qualifyingzeit in folge der ihm zugerechneten Trainingskollision von Coulthard, Villeneuve und R. Schumacher natürlich für mehr Wirbel im Grid, weshalb nicht nur die Ferrari-Piloten kampflos einen weiteren Platz gutmachen werden.

S wie Schlüsselstellen

In Monaco nur eine Schlüsselstelle herauszusuchen ist aufgrund der Einzigartigkeit des Kurses beinahe unmöglich. Entsprechend sprechen viele Fahrer und Experten beim Straßenkurs im Fürstentum von einer einzigen großen Schlüsselstelle.

Aus diesem Grund kann bekanntlich der kleinste Fehler verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen und nicht nur das eigene Rennen vorzeitig in den Leitplanken beenden. Im Freien Training gaben uns Montoya, Coulthard, Villeneuve und Schumacher bereits einen Vorgeschmack darauf.

Überholmanöver werden morgen noch seltener als sonst sein., Foto: BMW
Überholmanöver werden morgen noch seltener als sonst sein., Foto: BMW

Die Überholfeindlichkeit des Kurses sorgt jedoch dafür, dass sowohl die Boxenstopps als auch der Start mit dem Sprint in Richtung der Ste Devote als einer der Schlüsselmomente des Rennens anzusehen ist. Denn unter normalen Rennbedingungen dürften Überholmanöver unmöglich sein.

S wie Spannung

Spannung ist in Monaco dennoch immer garantiert: Schließlich kann jeden Moment ein Getriebe den Geist verweigern oder ein Fahrer in der Leitplanke landen. Zudem ist der Monaco GP der Grand Prix der Strategen, weshalb nicht nur Michael Schumacher und Rubens Barrichello auf ihre angeblich gute Rennpace und eine gute Strategie setzen.

Und dann gibt es auch im Fürstentum noch eine Unbekannte, die Ferrari und Bridgestone in die Reifen spielen könnte: "Man kann ja nie wissen", grinste Michael Schumacher nach dem Qualifying, "vielleicht regnet es ja noch."

Nick Heidfeld könnte sich das nicht nur vorstellen, sondern würde den Regen bis zu einem gewissen Grad auch begrüßen. "Die Chancen auf Regen steigen und ich mag Regenrennen. Aber dieser Kurs hier ist auch so schwierig genug. Niesel wäre okay. Sollte es hier am Sonntag so schütten wie vor ein paar Tagen, dann könnte man eigentlich gar nicht fahren."