Er hatte wohl selbst nicht mehr damit gerechnet. "Unglaublich!", murmelte Sebastian Vettel nach dem Zieleinlauf an jenem 14. November 2010 immer wieder. Fassungslos schlug der damalige Red-Bull-Pilot die Hände über seinem Helm zusammen. Soeben hatte er den Abu Dhabi GP gewonnen und war damit erstmals in seiner Karriere in der Fahrer-WM in Führung gegangen - zum denkbar besten Zeitpunkt: Nach dem letzten Rennen des Jahres.

Am kommenden Wochenende kehrt die Formel 1 wieder zurück auf den Yas Marinas Circuit. Während sich Mercedes die Konstrukteurs-WM längst gesichert hat, steht der Showdown bei den Fahrern noch aus. Nico Rosberg hat zwölf Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton. Erst der letzte Grand Prix der Saison in Abu Dhabi wird die Frage nach dem neuen Champion beantworten. Aus diesem Anlass schauen wir zurück auf die bisher dort gefahrenen Rennen und gefallenen Titel-Entscheidungen.

Bei der Premiere des Abu Dhabi GP 2009 fehlte zumindest sportlich die ganz große Spannung. Sowohl Jenson Button als auch sein damaliger Rennstall Brawn GP lagen vor dem Rennen in den beiden WM-Wertungen bereits uneinholbar in Front. Der Spanier Jaime Alguersuari sorgte dennoch für Aufregung: Er stoppte seinen Toro Rosso mitten im Rennen versehentlich vor der Red-Bull-Box und fiel, da er dort kein Benzin bekam, kurz darauf mit leerem Tank aus. Sebastian Vettel gewann schließlich vor Mark Webber und Button. Pole-Setter Lewis Hamilton musste mit einem Bremsdefekt vorzeitig aufgeben.

2010: Vettel wird zum bislang jüngsten Formel-1-Weltmeister

Hochspannung war stattdessen im Jahr darauf angesagt - und das lag auch am damals neu eingeführten Punktesystem. Denn die Saison 2010 war die erste, in der der Sieger eines Rennens 25 Zähler erhielt. Bis dato waren es nur zehn gewesen. Vor dem Finale lautete der Stand wie folgt: Es führte Ferrari-Pilot Alonso mit 246 Punkten vor Webber mit 238 und Vettel (231). Sogar der Viertplatzierte Lewis Hamilton (222) hätte theoretisch noch Weltmeister werden können. Noch nie zuvor hatten so viele Piloten vor dem letzten GP Chancen auf den Titel.

Der Deutsche im Red Bull holte sich die Pole, direkt hinter ihm standen Hamilton und Alonso. Webber war nach dem Qualifying Fünfter. Bei diesem Zieleinlauf hätte der Spanier die WM gewonnen. Die starke Leistung der Renault mit Vitaly Petrow und Robert Kubica entschied an jenem Tag den Titelkampf. Nach einer Safety-Car-Phase und der ersten Runde Boxenstopps lag Alonso hinter dem Russen und kam nicht vorbei. Hamilton hatte das gleiche Problem mit Kubica. Der Pole und sein Teamkollege hielten Vettels Titelrivalen entscheidend auf. Dank seines Rennsieges und der unzureichenden Platzierungen seiner Konkurrenten wurde der Deutsche somit 2010 in Abu Dhabi zum bis heute jüngsten Formel-1-Weltmeister: 23 Jahre und 134 Tage.

Jubel bei Red Bull: Sebastian Vettel ist F1-Weltmeister 2010, Foto: Red Bull/GEPA
Jubel bei Red Bull: Sebastian Vettel ist F1-Weltmeister 2010, Foto: Red Bull/GEPA

2011 trug die Formel 1 ihr vorletztes Rennen des Jahres auf dem Yas Marina Circuit aus. Das Saisonfinale fand damals wieder in Brasilien statt. Aber Vettel stand auch schon vor dem Abu Dhabi GP als alter und neuer Weltmeister fest. Lewis Hamilton gewann vor Alonso und Button. Im Jahr darauf machte die Königsklasse bereits drei Rennen vor Schluss in den Vereinigten Arabischen Emiraten Station. Kimi Räikkönen holte im Lotus dabei seinen einzigen Saisonsieg. Die Weltmeisterschaft entschied sich erst drei Wochen später in Sao Paulo, erneut zu Vettels Gunsten.

Doppelte Punkte beim Saisonfinale 2014

Der Deutsche gewann 2013 dann die letzten neun Rennen der Saison. Das siebte davon war der Abu Dhabi GP. Erneut hatte er sich den Titel allerdings bereits zuvor gesichert. Doch die Phase der Red-Bull-Dominanz endete mit der Einführung der neuen Power Units 2014. Mercedes beherrschte mit seinen Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg nun das Feld. Das Saisonfinale auf dem Yas Marinas Circuit bot Spannung in zweifacher Hinsicht: Erstens führte der Brite mit nur 17 Punkten vor dem Deutschen, zweitens hatte sich die Formel 1 entschlossen, beim letzten Rennen für alle Punkte-Platzierungen die jeweils doppelte Anzahl zu vergeben.

Doch sein Sieg und ein Problem an Rosbergs Hybrid-System sorgten dafür, dass Hamilton die Punkte-Vergabe ganz egal sein konnte. Der Brite gewann vor Massa sowie Bottas und holte sich seine zweite Weltmeisterschaft. Auch im vergangenen Jahr fand der letzte Grand Prix der Saison in Abu Dhabi statt. Hamilton hatte bereits gut einen Monat zuvor in Austin seinen Titel verteidigt. Nach dem für ihn schmerzlichen USA GP erklärte Nico Rosberg die restlichen drei Rennen 2015 zu seiner persönlichen Mini-WM und kündigte an, sie alle gewinnen zu wollen. Er hielt Wort und siegte damit auch auf dem Yas Marinas Circuit. Seine Serie endete sogar erst beim fünften GP des Jahres 2016, als Hamilton und er sich in Spanien gegenseitig von der Strecke schossen.