"Zum Wohle des Sports" entschieden sich Nick Fry und British American Racing nach dem Urteil des FIA International Court of Appeal dazu, gegen die Rennsperre keinen Einspruch einzulegen und das Urteil - obwohl man es nicht verstand - zu akzeptieren.

Als unterstützendes Argument, neben dem Wohl des Motorsports, diente dem Team zudem ein Feiertag in Frankreich - jenem Land, in welchem sie am Freitagmorgen einen Einspruch hätten einlegen müssen, um am Sonntag noch in Barcelona an den Start gehen zu dürfen.

Als dann am Montag die FIA in einem Schreiben befand, dass die negativen Äußerungen der Weißen über das Urteil und den Court of Appeal zudem alles andere als "zum Wohle des Sports" waren und diesem vielmehr "Schaden" zufügten, weshalb man mit weiteren Strafen drohte, bekam man es in Brackley erst Recht mit der Angst zu tun und machte einen völligen Rückzieher: Der ICA sei vollkommen unabhängig, das Urteil mittlerweile nach ausgiebiger Untersuchung tatsächlich gerechtfertigt und alles werde nie wieder geschehen.

Zwei Wochen danach begründete FIA-Präsident Max Mosley nun ein Stellenangebot an F1-Boss Bernie Ecclestone mit den Worten, dass dies dem "Wohle des Sports" zugute käme, da Mosley "Millionen von Dingen" - vor allem mit den Automobilherstellern - zu erledigen habe, weshalb Bernie sich um die Problemfelder der Königsklasse kümmern könnte.

Somit sollte den Teams, die Max ohnehin nicht als ihren allerbesten Brieffreund ansehen, gedient und der Sport für die Fans verbessert werden. Was im ersten Moment so schön nach mehr Sport und weniger Ärger klingt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Spiegelbild für die aktuelle Situation in der Formel 1.

Schließlich möchte Max Mosley im Herbst als FIA-Präsident wieder gewählt werden, was natürlich eher möglich ist, wenn die über seine Regeleinflussnahme und Zukunftssicht verärgerten Teams keinen Gegenkandidaten aufstellen, weil sie wissen, dass Bernie und nicht Max zukünftig die Regelgeschicke der F1 bei der FIA lenken wird.

Aber auch bei diesem Bernie ist, wie immer, nicht alles auf den ersten Blick zu erkennen. Stattdessen sehen viele in diesem absichtlich ans Tageslicht gebrachten Angebot eine Finte des F1-Zampanos, um die Banken dazu zu bewegen ihm ihre Anteile an der SLEC zurückzuverkaufen.

Und darum geht es in der Königsklasse des Motorsports wirklich: Politik, Geld und Macht - das Wohl des Sports ist hingegen schon lange auf einer aus dem Kalender gestrichenen Strecke geblieben...