Die Formel-1-Saison 2016 geht in den Schlussspurt. In Malaysia steht mit dem 16. WM-Lauf das erste von vier Rennen im Oktober an. Hamilton ist spätestens seit Singapur wieder der Jäger im Kampf um die WM-Krone und Mercedes kommt an eine der drei Strecken, auf denen das Team vergangene Saison den Sieg verpasste. Ferrari hingegen kehrt an den Ort des Triumphes zurück, während Hauptkonkurrent Red Bull die Stärken seines Boliden zur vollen Geltung bringen will. Das sind die sechs Brennpunkte für den Großen Preis von Malaysia.

Brennpunkt #01: Hamilton jagt Rosberg

Hamilton will den Titelkampf gegen Rosberg wieder zu seinen Gunsten drehen, Foto: Sutton
Hamilton will den Titelkampf gegen Rosberg wieder zu seinen Gunsten drehen, Foto: Sutton

Nico Rosberg hat geschafft, was viele ihm vor der Sommerpause nicht zugetraut hätten: Nach Hamiltons Siegesserie hat er in den vergangenen drei Rennen das Momentum im WM-Kampf zurückerobert. Spätestens seit Singapur ist er damit wieder in der Rolle des Gejagten. Nach dem durch Hamiltons Strafversetzung begünstigten Sieg in Spa, verhinderte er in Monza einen fast sicher geglaubten Hamilton-Triumph und war in Singapur für den Teamkollegen unantastbar.

Hamilton wiederum strauchelte zum zweiten Mal in der Saison richtig. Ähnlich wie in Baku, kam der Weltmeister auch auf dem Straßenkurs von Singapur auf keinen grünen Zweig. Schon in den Trainings kämpfte er mit der Balance des Autos und war regelmäßig in den Auslaufzonen des Kurses zu finden. Den Mut hat er trotz der Niederlagen und aktuell acht Punkten Rückstand nicht verloren: "Es wird einige gute Resultate brauchen, um wieder in Führung zu gehen. Aber davon hatte ich in der Vergangenheit einige. Es gibt also keinen Grund, zu denken, dass ich diese nicht wieder einfahren werde."

Der WM-Spitzenreiter ist jedoch auf der Hut. Ausruhen, so weiß Rosberg, kann er sich auf dem aktuellen Trend nicht: "Ich hatte einen wirklich guten Lauf und ich genieße den Moment. Aber was die nächsten Rennen angeht, so nehme ich eines nach dem anderen."

Brennpunkt #02: Mercedes' letzter Schandfleck

Die Dominatoren der Formel 1 kommen an die letzte Rennstrecke, auf der sie vergangenes Jahr der Konkurrenz den Vortritt lassen mussten. Kurz vor der Sommerpause bezwang Hamilton den Hungaroring, vor zwei Wochen eroberte Rosberg für die Silberpfeile Singapur zurück. Sepang ist die letzte Strecke auf der Liste. "Genau wie Singapur war Malaysia ein Rennen, bei dem wir uns im vergangenen Jahr unter Wert geschlagen haben. Deshalb müssen wir alles geben, um das in Ordnung zu bringen", so Teamchef Toto Wolff kämpferisch.

2015 hatte Mercedes die Pace, Ferrari aber mit einer cleveren Reifenstrategie am Ende die Nase vorn. Technikchef Paddy Lowe hat jedoch schon einen entscheidenden Unterschied für das Rennen in Sepang ausgemacht: "Die Reifenwahl sieht für dieses Wochenende die harte, die mittlere und die weiche Mischung vor. Dabei stellt der harte Reifen ungewöhnlicher Weise die Pflichtwahl für das Rennen dar. Das bedeutet: Wenn es im Rennen trocken bleibt, muss jeder Fahrer diesen Reifen einsetzen."

Brennpunkt #03: Kampf zwischen Red Bull und Ferrari neu entfacht

Red Bull liegt momentan noch knapp vor Ferrari, Foto: Sutton
Red Bull liegt momentan noch knapp vor Ferrari, Foto: Sutton

Der Kampf um die zweite Position bei den Konstrukteuren ist seit dem Ende der Sommerpause wieder im vollen Gange. Nachdem Red Bull Ferrari am Ende der ersten Saisonhälfte scheinbar den Rang abgelaufen hatte, bäumte sich die Scuderia in den vergangenen drei Rennen mit aller Macht gegen den Rivalen auf. Unter dem Strich verloren die Italiener zwar in dieser Zeit einen weiteren Punkt auf Red Bull und haben nun 15 Punkte Rückstand- auf der Strecke waren die Teams aber deutlich enger beieinander.

Ferrari kehrt in Sepang an einen der drei Orte zurück, an dem das Team 2015 triumphieren konnte. Viel zu sagen hat das in dieser Saison aber offensichtlich nicht mehr. Auf den anderen beiden Kursen, in Ungarn und Singapur, konnte die Scuderia den Vorjahreserfolg nicht wiederholen. Dazu kommt, dass in Malaysia eine typische Downforce-Strecke auf die Teams wartet. Ein Umstand, der dieses Jahr bis dato eher Red Bulls Boliden in die Karten gespielt hat. Auf der anderen Seite gibt es in Sepang eine neue Asphaltdecke, die für die Teams eine große Unbekannte darstellt. Der Kampf ist also offen.

Brennpunkt #04: Nächste Runde im Schlagabtausch zwischen Force India und Williams

Force India hat sich in Singapur den vierten Platz bei den Konstrukteuren von Williams zurückgeholt, Foto: Sutton
Force India hat sich in Singapur den vierten Platz bei den Konstrukteuren von Williams zurückgeholt, Foto: Sutton

Ein spannender Kampf spielt sich im Duell um die vierte Position in der Konstrukteurswertunng ab. Force India konnte in Singapur wieder an Williams vorbeiziehen und liegt nun einen Punkt vor dem britischen Traditionsrennstall. Die beiden Privat-Teams kämpfen dabei nicht nur um Prestige, sondern auch um die Millionen Bernie-Money, die nach der Saison für die jeweiligen Ränge in der Gesamtwertung ausgeschüttet werden.

Vergangenes Jahr erlebte Force India in Sepang ein wahres Debakel. Im Qualifying schaffte es keiner der beiden Fahrer ins Q3 und im Rennen gingen Hülkenberg und Perez mit einer Runde Rückstand weit hinter den Top-10 leer aus. Besser lief es für Williams: Bottas und Massa kamen als Fünfter und Sechster ins Ziel.

Brennpunkt #05: Kampf der Hinterbänkler

Sauber könnte nach 2014 die zweite punktelose Saison in seiner Geschichte erleben, Foto: Sutton
Sauber könnte nach 2014 die zweite punktelose Saison in seiner Geschichte erleben, Foto: Sutton

Am Ende des Feldes spielen Sauber, Manor und Renault diese Saison Bäumchen wechsle dich. Von Wochenende zu Wochenende wandert die rote Laterne zwischen den drei Teams hin und her. Beim WM-Stand sieht das allerdings anders aus: Während Renault nach einer elf Rennen langen Durststrecke in Singapur endlich wieder einen Punkt einfahren konnte und Manor zumindest seinen Punkt aus Österreich in der Tasche hat, scheint Sauber punktelos auf dem letzten Platz festzementiert.

Für den schweizerischen Privatrennstall wird es bei nur noch sechs ausstehenden Rennen eng, die so dringend benötigten Punkte einzufahren, um zumindest Manor das Preisgeld für WM-Position zehn noch streitig zu machen. Die wiederum haben in den eigenen Augen die beste Chance auf ein weiteres Punkteresultat in Monza verpasst. Manor könnte der neue Streckenbelag in Sepang entgegen kommen: Schon in Österreich profitierte das Team von einem sehr glatten Asphalt, was letztendlich ausschlaggebend für Pascal Wehrleins Punktefahrt war.

Brennpunkt #06: Sepang International Circuit nicht mehr ganz der Alte

Der Sepang International Circuit wurde für 2017 grundüberholt, Foto: Sutton
Der Sepang International Circuit wurde für 2017 grundüberholt, Foto: Sutton

Der Sepang International Circuit hat nach 17 Jahren zur Saison 2016 eine Verjüngungskur erhalten. So gut wie jede Kurve wurde im Zuge der Arbeiten ausgebessert. Zum einen wurden viele der Bodenwellen in den Anbremszonen vor den Kurven 1, 4, 7 und 9 entfernt. Darüber hinaus wurden in vielen Kurven die Drainagen verbessert, damit das Wasser der in Malaysia typischen Monsun-Regenfälle schneller abfließt. Was Traditionalisten unter Fahrern und Fans sicherlich begrüßen werden: Einige Asphalt-Auslaufzonen wurden durch Kiesbetten ersetzt.

Die für die Teams wohl größte Veränderung ist die komplett neue Asphaltdecke. Wie schon in Budapest und auf dem Red Bull Ring, wurde die Oberfläche der Strecke vollständig erneuert, was viele der in den vergangenen Jahren gewonnen Erkenntnisse in Sachen Reifenverschleiß nutzlos macht. Die Ingenieure werden sich auf dem neuen Belag erst einmal orientieren müssen, um herauszufinden, mit welchem Reifen ihre Boliden am besten zurechtkommen.