Mit dem Großen Preis von Malaysia biegt die Formel-1-Saison 2016 auf die gleichermaßen spannende wie stressige Zielgerade ein. Spannend, weil der Kampf um den WM-Titel zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton kaum enger sein könnte, stressig, weil der Kalender dicht gedrängt ist und die Teams vor zahlreiche logistische Herausforderungen stellt.

Nur eine Woche nach dem Rennen in Malaysia steht in Japan der nächste Grand Prix auf dem Programm. Dann gibt es zwei Wochen Pause, ehe die nächsten beiden Back-to-Back-Rennen in Austin und Mexiko City anstehen. Erst das Ende der Saison wird etwas entspannter, da zwischen Brasilien und dem Finale in Abu Dhabi zwei Wochen liegen.

Viele Wege führen nach Rom

Summiert man die gesamte Distanz auf, die die Formel-1-Fracht während dieser Rekord-Saison mit 21 Rennen zurücklegt, ergeben sich rund 131.000 Kilometer - das ist mehr als drei Mal der Äquatorumfang. Transportiert wird das F1-Equipment sowohl zu See, zu Land als auch in der Luft.

Die Autos werden per Flugzeug transportiert, Foto: Sutton
Die Autos werden per Flugzeug transportiert, Foto: Sutton

Für die nun auf dem Programm stehenden Überseerennen wurde ein komplexes Transportsystem ausgeklügelt. Jedes Team besitzt drei bis vier Frachtcontainer, die per Schiff zwischen den einzelnen Destinationen auf Rotationsbasis verkehren, sodass gewährleistet ist, dass das Material zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommt.

Das gilt freilich nicht für die Autos. Nachdem fragile Teile wie Flügel und Spiegel demontiert wurden, werden die Boliden in Kisten verpackt und reisen mit dem Flugzeug zum nächsten Rennen. Heikel wird es, wenn die Teams neue Teile an die Strecke bringen wollen, schließlich befinden sich die Fabriken der Rennställe allesamt in Europa. Acht der elf Teams sind in Großbritannien stationiert, hinzukommen Ferrari und Toro Rosso in Italien sowie Sauber in der Schweiz.

Um zu gewährleisten, dass etwa ein neuer Frontflügel, der gerade erst in der Fabrik vom Band gelaufen ist, rechtzeitig zum Qualifying in Malaysia ankommt, gibt es eigene Expressflüge, die eine Zustellung binnen 24 Stunden gewährleisten. Am Ende der Transportkette kommt der Flügel dann mittels Helikopter oder Motorrad im Paddock an.

Von Zollproblemen und Jetlag

Während der Zoll die Teams mittlerweile vor keine allzu großen Probleme mehr stellt, war das vor ein paar Jahren noch anders, als sich Indien im Kalender befand. Nicht nur einmal war es der Fall, dass Teile nicht ins Land gelassen wurden, sondern bei den Zollbeamten hängen blieben. Dieser Umstand war neben den finanziellen Problemen des Buddh International Circuit ein weiterer Grund, weshalb die Formel 1 Indien 2013 nach nur drei Rennen den Rücken kehrte.

Die Teams sind in Europa beheimatet, Foto: Mercedes-Benz
Die Teams sind in Europa beheimatet, Foto: Mercedes-Benz

"Wenn man am Montag in der Rennwoche eine Kiste nach Indien schickt, bin ich nicht sicher, ob man sie am Sonntag schon hat. Und dasselbe ist mit dem Zurückschicken, das dauert viel zu lange. Deswegen haben wir Nachlieferungen nach Indien ausgeschlossen", sagte einst Sauber-Team-Manager Beat Zehner im Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Wenn ein Notfall eintritt, haben wir Leute mit Visa ausgestattet, die gar nicht für das Rennen geplant sind, aber etwas im Handgepäck transportieren können."

Neben der logistischen Herausforderung stellt die Überseetournee der Formel 1 die Teams und deren Mitglieder am Ende einer langen Saison auch vor große körperliche Strapazen. "Man muss den Jetlag verarbeiten. Es gibt Leute, die können das besser und manchen geht es schlechter", weiß Beat Zehnder, der auf eine weitere Hürde hinweist: "Neben der Zeitzonenverschiebung ist auch der Klimawechsel ein Problem. Wenn man von sehr feuchten in sehr trockene Gebiete und wieder zurückfliegt, wird das Immunsystem einfach anfälliger."

Weniger stressig dürfte es auch in Zukunft nicht werden. Der Kalender für 2017 sieht erneut 21 Rennen vor, von denen zahlreiche back-to-back gefahren werden.