"Der Unfall von Ayrton war sehr unglücklich. Er schlug mit hoher Geschwindigkeit in die Mauer der Tamburello-Kurve ein - aber wenn sich der Aufhängungsteil nicht durch seinen Helm gebohrt hätte, wäre Ayrton mehr oder weniger unverletzt davongekommen", erinnert sich der frühere Formel 1-Pilot Andrea de Cesaris bei einem Treffen in Linz an jenen 1. Mai 1994, an dem Ayrton Senna - für viele immer noch der beste Rennfahrer aller Zeiten - sein Leben lassen musste. De Cesaris hat zu einer Zeit mit der Formel 1 begonnen, in der es noch keine lebensrettende Kohlefaserröhre gab: "Kein Karbon - und die Füße waren vor den Aufhängungen gelagert, für die Beine gab es keine Knautschzone, sie lagen praktisch an vorderster Stelle. Erst ab 1983, mit dem Karbon-McLaren, wurden die Autos sicherer."

Als De Cesaris 1980 in die Formel 1 kam, war die Zeit der Todesfälle noch nicht vorüber - 1980 Patrick Depailler, 1982 Ricardo Palletti und Gilles Villeneuve, 1986 Elio de Angelis. Doch dann erst wieder, in Imola 1994, Roland Ratzenberger und Ayrton Senna - das war das schwarze Wochenende der Formel 1. Seit diesem 1. Mai 1994 gab es keinen toten F1-Piloten mehr. Doch dieses unendlich traurige Rennwochenende wirft immer noch Schatten...

Als Führender ist Ayrton Senna an diesem Unglücks-Sonntag in seinem Williams-Renault FW16 nahezu ungebremst in die Mauer der damals noch pfeilschnellen Tamburello-Kurve gerast. Der 33jährige dreifache Formel 1-Weltmeister erlag wenig später seinen schweren Kopfverletzungen. Als Unfallursache wurde eine gebrochene Lenksäule kolportiert, diese soll zuvor modifiziert worden sein, um dem Brasilianer eine bequemere Sitzposition zu ermöglichen. Wie in Italien üblich, befasste sich die Staatsanwaltschaft mit dem Fall - der Technische Direktor von Williams, Patrick Head, sowie der damalige Designer Adrian Newey mussten sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten - ein unschöner Prozess, weil der Tod ihres Piloten für die Techniker ohnehin schwer genug wegzustecken war...

Die Staatsanwaltschaft wollte dem Techniker-Duo nachweisen, dass der Bruch der Lenksäule auf eine mangelhafte respektive gefährliche Modifikation der Lenksäule zurückzuführen ist. Nachweisen konnte man diese Vorwürfe freilich nicht. Und so gab es 1997 einen Freispruch - dieser wurde 1999 von einem Berufungsgericht bestätigt. Fünf Jahre nach dem traumatischen Erlebnis konnten Head und Newey die Akte schließen - aus ihren Köpfen wird der Vorfall ohnehin nie wieder verschwinden...

Doch 2003 befand der oberste Gerichtshof in Italien, dass dieses Verfahren neu aufgerollt werden müsse - wegen formaler Fehler. Seit Wochenbeginn wird wieder verhandelt - in Bologna. Oberstaatsanwalt Rinaldo Rosini wiederholte die Vorwürfe an die beiden Techniker, sie seien indirekt für das Ableben von Ayrton Senna verantwortlich - zugleich plädierte Rosini dafür, die Angelegenheit zu verjähren.

Luigi Stortoni, der Verteidiger der beiden Briten, erklärte beim Prozess: "In der Formel 1 muss man akzeptieren, dass es einen Risikofaktor gibt, der einfach dazugehört." Head und Newey waren zu Prozessbeginn nicht persönlich vor Ort - ein Urteil wird für den 27. Mai erwartet. Alles andere als ein neuerlicher Freispruch wäre eine - böse - Überraschung. Die Akte soll dann endgültig geschlossen werden.