Pascal Wehrlein fährt eine starke Debüt-Saison in der Formel 1. Ein Punkt mit Manor - das ist mehr, als man erwarten konnte. Trotzdem hat Wehrlein ein Problem: Er braucht für 2017 noch ein Cockpit. Hoffnungen auf einen Platz im Werksteam bei Mercedes kann er sich keine mehr machen, seitdem Nico Rosberg seinen Vertrag bis einschließlich 2018 verlängert hat. Dabei war es genau dieses Cockpit, auf das Wehrlein geschielt hatte.

"Ich wäre bereit", sagte er schon zu Saisonbeginn, über die Möglichkeit, 2017 mit Mercedes um den Titel fahren zu können. Doch in den letzten Wochen hatte er sich schon damit abgefunden. "Es war ja davon auszugehen, dass der Vertrag verlängert wird. Somit habe ich ein bisschen mehr Zeit, mich an die Formel 1 zu gewöhnen."

Doch welche Optionen bleiben Wehrlein noch? Die Top-Teams sind dicht. Mercedes, Ferrari und Red Bull haben ihre Piloten für die nächste Saison. McLaren geht 2017 wahrscheinlich mit Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne an den Start. Bei Toro Rosso ist wahrscheinlich der Platz von Daniil Kvyat zu haben, aber nicht für Wehrlein. Ein Mercedes-Junior bei Red Bull ist äußerst unwahrscheinlich, zudem ist Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko kein Fan des Deutschen.

Manor: Wehrlein nur eine weitere Option

Bleiben theoretisch Williams, Force India, Renault, Sauber, Haas und natürlich Manor. "Durch die Vertragsverlängerung von Nico Rosberg ist Pascal ein weiterer Fahrer, der verfügbar ist. Dadurch haben wir mehr Auswahl", gab sich Teamchef Dave Ryan gegenüber Motorsport-Magazin.com bedeckt. "Bitte nicht missverstehen, er ist absolut brillant und ich hätte es sehr gerne, wenn er nächstes Jahr noch bei uns wäre, aber lasst uns sehen, wie die zweite Saisonhälfte läuft."

Pascal Wehrlein mit Manor Teamchef Dave Ryan, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein mit Manor Teamchef Dave Ryan, Foto: Sutton

Vieles wird bei Manor davon abhängen, auf welchem Platz das Team die Saison beenden wird. Bleibt Manor vor Sauber, kann das Team mit 40 Millionen Dollar mehr rechnen. Dann ist der Rennstall nicht auf ganz so viel Geld vom Fahrer angewiesen.

Wehrlein hat aber ein Problem: "Wenn sich irgendjemand in die Teams einkauft und es bleibt kein Platz übrig, kann ich auch nichts mehr machen." Deshalb will Manor trotz starker Leistungen auch nicht sofort mit ihm verlängern. Mercedes wird nicht völlig utopische Summen ausgeben, um Wehrlein ein Cockpit zu kaufen.

Als Mercedes-Fahrer stehen natürlich Force India und Williams hoch im Kurs. Bei Force India hängt viel davon ab, ob Sergio Perez weiterhin dort fährt. Vijay Mallya hat seine Piloten eigentlich schon für 2017 bestätigt, das letzte Wort scheint aber noch nicht gesprochen. Perez' Millionen werden Jahr für Jahr dringend benötigt. Dann ist aber das zweite Cockpit mit Nico Hülkenberg besetzt.

Mercedes-Kundenteams besetzt?

Bei Williams laufen die Verträge von Felipe Massa und Valtteri Bottas aus. Viele sehen Felipe Massa als Auslaufmodell. Williams hätte gerne Bottas und einen Fahrer, der Geld mitbringt. Möglicherweise auch Jenson Button. Der bringt zwar direkt kein Geld mit, wäre aber für die Sponsoren interessant.

Laut Teamchef Vijay Mallya fahren Nico Hülkenberg und Sergio Perez 2017 für Force India, Foto: Sutton
Laut Teamchef Vijay Mallya fahren Nico Hülkenberg und Sergio Perez 2017 für Force India, Foto: Sutton

Leicht wird es also nicht, bei den Mercedes-Kundenteams unterzukommen. Bei Renault sind noch beide Plätze zu vergeben. Dort ist aber mit Esteban Ocon schon ein Mercedes-Junior in der Pole Position. Dass Mercedes beide Junioren an Renault abgibt? Möglicherweise als Gegengeschäft: Renault bekommt Ocon, im Gegenzug bekommt Mercedes ein Cockpit für Wehrlein.

Wer bei Sauber fahren will, muss ebenfalls Geld mitbringen. Statt eines Cockpits haben die Gönner von Marcus Ericsson inzwischen laut Informationen von Blick das ganze Team gekauft. Felipe Nasr ist deshalb im nächsten Jahr wohl weg vom Fenster. Er könnte auch noch Unterschlupf bei Williams finden. Sportlich und politisch wäre Sauber allerdings schwierig für Wehrlein.

Wegen Ferrari nicht zu Haas?

Bliebe noch Haas. Romain Grosjean ist dort gesetzt, Esteban Gutierrez nicht. Teamchef Günther Steiner macht keinen Hehl daraus, dass er ein großer Fan von Pascal Wehrlein ist. Im Fahrerlager plaudert der Südtiroler offen mit dem Manor-Piloten. "Wir haben aber nicht konkret über etwas gesprochen", sagte Steiner Motorsport-Magazin.com. "Wir führen im Moment keine Gespräche über einen Vertrag. Er ist Mercedes-Fahrer, deshalb weiß ich nicht, wie gut er zu uns passt oder wie Mercedes dazu steht, da wir mit Ferrari-Antriebsstrang fahren. Das könnte ein Problem sein."

Günther Steiner hält große Stücke auf Pascal Wehrlein, Foto: Sutton
Günther Steiner hält große Stücke auf Pascal Wehrlein, Foto: Sutton

Steiner weiter: "Ich bin aber noch immer der Meinung, dass er einer der Besten von den Jungen ist, die da kommen. Er ist in einer Liga mit Stoffel Vandoorne und Esteban Ocon. Ich hoffe, dass Pascal nächstes Jahr ein Cockpit in einem Auto bekommt, das etwas weiter vorne ist. Damit er zeigen kann, was er eigentlich wert ist. Wenn du zu lange hinten bei uns rumfährst, dann glauben die Leute früher oder später wirklich, dass du es nicht kannst. Er ist aber noch jung und hat sicher noch ein paar Jahre."

Für Wehrlein wird es aber langsam ernst. "Meine Zukunft noch total offen", sagt er selbst. "Ich habe für dieses Jahr einen Einjahresvertrag mit Manor und weiß noch nicht, was ich nächstes Jahr machen werde. Ich denke mal, dass jetzt in der Sommerpause oder direkt danach die ersten Gespräche stattfinden."