Nico Hülkenberg war nach dem Rennen in Silverstone reichlich angefressen. Obwohl er seinen Teamkollegen Sergio Perez in der Qualifikation hinter sich lassen konnte, musste er sich dem Mexikaner im Rennen erneut geschlagen geben. In seiner ersten Reaktion nach dem Fallen der Zielflagge sparte der Force-India-Pilot nicht mit Kritik am eigenen Team. Mittlerweile hat Hülkenberg von seinen Aussagen zwar Abstand genommen, seine eigene Leistung an diesem Wochenende steht für ihn aber nach wie vor außer Frage.

"Ich glaube, das waren direkt nach dem Rennen einfach die Umstände", sagte Hülkenberg gegenüber Motorsport-Magazin.com angesichts seiner kritischen Äußerungen nach dem Grand Prix von Großbritannien. Laut Hülkenberg war eine wiederholte Unzulänglichkeit des Teams für das, seiner Meinung nach, unbefriedigende Resultat verantwortlich.

Letztendlich rührte die Frustration bei dem Force-India-Piloten daher, dass er den siebten Platz angesichts seiner eigenen Leistung als nicht angemessen empfand. "Ich habe das Gefühl gehabt, das ganze Wochenende über viel investiert und einen geilen Job gemacht zu haben, und irgendwie ist wieder alles gegen mich gelaufen", rechtfertigte Hülkenberg seine Reaktion.

Hülkenberg sparte nach dem Grand Prix von Großbritannien nicht mit Kritik an seinem Team , Foto: Sutton
Hülkenberg sparte nach dem Grand Prix von Großbritannien nicht mit Kritik an seinem Team , Foto: Sutton

Team kann es ihm nicht übel nehmen

Knappe zwei Wochen später sah er die Situation allerdings etwas anders. Die gemeinsame Analyse des Rennens mit seiner Crew hatte Hülkenberg im Nachhinein die Augen geöffnet: "Nachdem ich mir mit einem kühlen Kopf alles angeschaut hatte, haben wir, glaube ich, nichts falsch und in dem Rennen keine Fehler gemacht. Es war einfach die typische Situation mit einem Hitzkopf nach dem Rennen, da ist dann erstmal alles kacke."

Hülkenberg nahm von seiner Kritik aus Silverstone Abstand, Foto: Sutton
Hülkenberg nahm von seiner Kritik aus Silverstone Abstand, Foto: Sutton

Die Stimmung innerhalb seiner Mannschaft beeinflusste seine Kritik allerdings nicht sonderlich, da Hülkenberg sich bei seinen Kommentaren zu keinerlei Ausschweifungen hinreißen ließ. "Das wurde mir überhaupt nicht übel genommen. Die Jungs sind ja auch Engländer und können die deutsche Presse meistens nicht verstehen - und ich habe es auch nur in der Deutschen gesagt und nicht bei den Engländern", fügte er an.

Alonso zollt Hülkenberg seinen Respekt

Einer, der Hülkenbergs Frustration gut nachvollziehen kann, ist Fernando Alonso. Angesichts der bei ihm selbst momentan ausbleibenden Erfolge, äußerte Alonso sein Mitgefühl mit Hülkenberg, der immer noch seinem ersten Formel-1-Podium hinterherfährt. Alonso selbst wisse es zu schätzen, zumindest phasenweise ein siegfähiges Auto gehabt und Titel eingefahren zu haben, während Hülkenberg zwar ein riesiges Talent sei, sich aber in seiner Formel-1-Karriere bisher gänzlich unter Wert schlagen musste.

Hülkenberg selbst wusste das Kompliment zwar zu schätzen, ändern würde es aber nichts: "Es ist natürlich schön, diese Anerkennung zu bekommen und zu wissen, dass Leute sehen, dass ich gute Arbeit leiste und Talent habe - auch wenn ich mir davon nichts kaufen kann."

Alonso und Hülkenberg stecken mit ihren Teams momentan beide im Mittelfeld fest, Foto: Sutton
Alonso und Hülkenberg stecken mit ihren Teams momentan beide im Mittelfeld fest, Foto: Sutton

Hülkenberg würde gerne besser dastehen

Nico Hülkenberg konnte den GP2-Titel 2009 im ersten Anlauf gewinnen, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg konnte den GP2-Titel 2009 im ersten Anlauf gewinnen, Foto: Sutton

Mit 104 Grand-Prix-Starts ohne Besuch auf dem Podium, steht Hülkenberg in der Statistik der Fahrer mit den meisten Starts ohne Platz auf dem Treppchen mittlerweile an vierter Stelle. Kein Wunder also, dass er hinter seinem Namen gerne eine andere Statistik sehen würde. "Natürlich würde ich heute lieber anders dastehen, mit ein paar Rennsiegen zum Beispiel. Aber ich weiß auch, wie meine Karriere verlaufen ist und welche Entscheidungen ich getroffen habe. Ich hatte noch nicht die besten Möglichkeiten, um dort oben zu sein", sagte Hülkenberg.

Rückblickend auf seine erfolgreiche Zeit in der GP2, in der er 2009 den Titel gewinnen konnte, fühlte sich Hülkenberg in der Formel 1 jedoch trotz ausbleibender Siegfähigkeit nicht unerfüllt: "Wenn ich heute aus mir und meinem Team das Maximum heraushole, fühlt es sich genauso gut an. Wir wissen natürlich, dass es zwischen den Autos diese Unterschiede gibt. Manchmal kannst du das Rennen deines Lebens fahren, und es wird nur ein sechster Platz. In der GP2 hättest du vielleicht gewonnen, aber in der Formel 1 ist es anders und es wird sich auch nicht ändern. "