Die Motorsport-Nation Deutschland musste letztes Jahr das Undenkbare hinnehmen: Eine Formel-1-Saison ohne eigenen Grand Prix. Nach einem Jahr der Enthaltsamkeit kehrt die Formel 1 vom 29. bis 31. Juli zum Großen Preis von Deutschland auf den Hockenheimring zurück - und die deutschen Lokalmatadore freuen sich mindestens genauso auf das Comeback, wie eingefleischte Fans.

"Es ist schön, dieses Jahr wieder hier zu sein. Deutschland hat viele erfolgreiche Fahrer und Marken in der Formel 1. Es wäre kriminell, wenn wir nicht hier wären", sagte Nico Hülkenberg. Bis zum Rennen auf heimischem Boden müssen sich Fans und Fahrer aber noch etwas gedulden, was der Vorfreude laut Hülkenberg jedoch keinen Abbruch tut: "Es sind noch ein paar andere Rennen davor. Das Kribbeln kommt dann in der Woche vor dem Rennen."

Auch der WM-Führende Nico Rosberg, der sich beim letzten Deutschland-Auftritt der Formel 1 in der Saison 2014 seinen bisher einzigen Heimsieg sichern konnte, freut sich auf die Rückkehr nach Hockenheim: "Dieses Jahr ist die Formel 1 spannend wie schon lange nicht mehr. Es wird auch in Hockenheim ein riesen Rennen werden, mit vielen Überholmanövern, vor allem in der Spitzkehre. Es wird alles dafür getan, dass es ein riesen Ereignis wird und ich bin mir sicher, dass alle an der Strecke Spaß haben werden."

Nico Rosberg triumphierte 2014 auf dem Hockenheimring, Foto: Sutton
Nico Rosberg triumphierte 2014 auf dem Hockenheimring, Foto: Sutton

Einzigartiges Feeling im Motodrom

Nico Hülkenberg fuhr bereits zu Formel-BMW-Zeiten in Hockenheim und freut sich vor allem auf die einzigartige Atmosphäre. "Die Kulisse im Motodrom, die Südtribüne, die sich um die Strecke herum auftürmt - wenn die Ränge voll sind, ist es eine Gänsehautatmosphäre. Da macht es richtig Spaß, hier zu fahren", so der Force-India-Pilot, der beim Deutschland Grand Prix schon drei Mal in die Punkte fahren konnte

Auch der jüngste Deutsche im Feld, Pascal Wehrlein, kennt die Faszination des Motodroms - sowohl als Zuschauer als auch als DTM-Pilot. Mit dem Formel-1-Auto feiert er dieses Jahr seine Premiere auf dem Hockenheimring: "Heimspiel heißt, dass viele Freunde und Verwandte mit dabei sind. Das ist immer schön. Ich gehe aber mit den gleichen Erwartungen an das Wochenende heran, wie bei den anderen Rennen. Das erste Heimrennen ist zwar etwas sehr spezielles, doch ich weiß, dass ich nichts erzwingen kann."

Pascal Wehrlein kürte sich 2015 auf dem Hockenheimring zum DTM-Champion, Foto: DTM
Pascal Wehrlein kürte sich 2015 auf dem Hockenheimring zum DTM-Champion, Foto: DTM

Champions-League-Finale vor der Haustür

Zuletzt waren die Hockenheim-Rennen - und viele andere auf der Welt - nicht mehr ausverkauft. Dabei sei der Heim-Grand-Prix durchaus etwas Besonderes, fand Hülkenberg, und strebte einen Vergleich zu König Fußball an. "Die Formel 1 ist zurück in der Stadt. Es ist immer noch die Königsklasse mit den besten Fahrern der Welt. Das ist so, als ob das Champions-League-Finale vor der Haustür steigt. Wer würde da nicht hingehen?", so Hülkenberg.

Auch Wehrlein erinnerte an den Stellenwert der Formel 1 und sah darin Grund genug, der Formel 1 einen Besuch abzustatten: "Deutschland Grand Prix heißt einfach, die Königsklasse wieder zu haben. Wer einmal live vor Ort war, kommt immer wieder. Wir haben einige der besten Fahrer und mit Mercedes ein Team, das im Moment sehr erfolgreich ist. Es gibt also viele Gründe, die Formel 1 zu unterstützen."

Hülkenberg sieht neben der aktuell spannenden Formel 1 auch noch ganz andere Argumente, um als Zuschauer an den Hockenheimring zu reisen: "Es ist ja auch Sommerzeit. Die Leute können Sonne tanken, dabei coole Autos sehen und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."

Im Motodrom erfreuten sich zu Michael Schumachers Zeiten abertausende Fans an der Formel 1, Foto: Sutton
Im Motodrom erfreuten sich zu Michael Schumachers Zeiten abertausende Fans an der Formel 1, Foto: Sutton

Letzte Chance für den Deutschland Grand Prix?

So schön die Aussichten auf das diesjährige Heimspiel der Formel 1 auf dem Hockenheimring sind, so unsicher ist im Moment noch die Zukunft des Rennens in Deutschland. Nächstes Jahr wäre gemäß Rotation der Nürburgring als Austragungsort an der Reihe. Im Moment scheint allerdings nur der Hockenheimring für die Formel 1 in Frage zu kommen, wie Bernie Ecclestone Ende vergangenen Jahres gegenüber Motorsport-Magazin.com deutlich machte: "Die Leute, die den Nürburgring jetzt übernommen haben, sind nicht enthusiastisch, sie sind keine Racer. Die Leute in Hockenheim sind das."

Sollten Ecclestone und der Nürburgring sich für 2018 nicht einig werden, kann der Hockenheimring nur unter bestimmten Voraussetzungen als Alternative einspringen. "Wenn wir gefragt werden, könnten wir einspringen", sagte Hockenheim-Chef Georg Seiler. "Aber nur ohne jegliches Risiko, das müssen wir ausschließen. Wir bekommen schließlich keine Gelder von Bund, Land oder Sponsoren." Der Hockenheimring sei laut Seiler die einzige Strecke, die nur von Zuschauereinnahmen lebt.