Max Verstappen auf Platz sechs, Stoffel Vandoorne bei seinem Formel-1-Debüt auf zehn und Pascal Wehrlein im Manor als Dreizehnter im Ziel: der Nachwuchs hat in Bahrain richtig aufgedreht. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die drei Shooting Stars: wie haben die Youngster bisher überzeugt und wohin wird ihr Weg sie führen?
Max Verstappen - Die Reifeprüfung
Bahrain-Check
Infolge des Saisonauftaktes musste der junge Verstappen für sein Verhalten zunächst viel Kritik einstecken. In Bahrain jedoch konnte er sich mit einer soliden Vorstellung fürs Erste wieder rehabilitieren - den Teamkollegen Carlos Sainz in der Qualifikation hinter sich gelassen und im Rennen mit Platz sechs wertvolle Punkte gesammelt.
Background
Max Verstappen kam vergangenes Jahr mit nur 17 Jahren in die Formel 1. Viele kritische Stimmen erhoben sich bei seiner Bekanntgabe als Stammfahrer von Toro Rosso, viel zu jung und unerfahren sei der Niederländer nach nur einer Saison in der Formel 3 EM. Doch Verstappen strafte seine Kritiker bereits nach kurzer Zeit mit beeindruckendem Speed, Konstanz und einer selten gesehenen Kaltschnäuzigkeit ab. Zehn Punktefahrten führten am Ende der Saison zum zwölften Platz in der Gesamtwertung, wobei er sich mit 49 zu 18 Punkten deutlich gegen Sainz durchsetzte.
Perspektive
Als Fahrer bei Toro Rosso könnte sich für Verstappen in erster Linie die Tür zu Red Bull Racing öffnen. Dort würde er in die Fußstapfen von Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo treten, die zu Beginn ihrer Karrieren ebenfalls für Toro Rosso starteten. Ein drittes Jahr bei Toro Rosso kommt für Verstappen wohl nicht in Frage, also muss Red Bull Platz für ihn schaffen wenn man ihn halten möchte - denn auch andere große Teams strecken schon die Fühler nach dem Niederländer aus und die Familie Verstappen drängt auf einen Wechsel in ein Top-Team. "Nächstes Jahr wird Max bei einem der Top-Teams in der Meisterschaft sein. Und wenn ich Top sage, meine ich damit Mercedes, Ferrari oder Red Bull.", so Jos Verstappen erst kürzlich gegenüber der spanischen Zeitschrift Marca.
Mögliche Hindernisse
Verstappens Talent und Ehrgeiz sind unbestritten. Doch sein Übereifer hat ihm auch schon den einen oder anderen Rüffel im Paddock eingebracht: Waghalsige Überholmanöver in aussichtsloser Position, Missachtung von Teamanweisung, lautstarke Beschwerden im Boxenfunk und Giftpfeile in Richtung des Teamkollegen. Um zu einem Top-Fahrer heranzureifen, sollte Verstappen lernen sein Temperament im richtigen Moment auch einmal zu zügeln.
Stoffel Vandoorne - Unverhofft kommt oft
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Als Fernando Alonso nach seinem Unfall beim Saisonauftakt für Bahrain keine Starterlaubnis erhielt, wurde Stoffel Vandoorne kurzerhand als Ersatz nominiert und kam völlig unverhofft zu seinem Formel 1-Debüt. Er besiegte zunächst Teamkollege Jenson Button im Qualifying und konnte im Rennen mit Platz zehn, im nicht gerade überragenden McLaren, gleich den ersten WM-Punkt einsammeln - etwas, das seit Sebastian Vettel beim USA Grand Prix 2007 kein Ersatzfahrer mehr geschafft hatte.
Background
Der 24-jährige Belgier wurde Anfang 2013 in das McLaren-Juniorprogramm aufgenommen und startete im gleichen Jahr in der Formel Renault 3.5, wo er prompt hinter Kevin Magnussen Vizemeister wurde. Anfang 2014 gab McLaren ihn dann als dritten Fahrer bekannt und er debütierte in der GP2-Serie, wo er abermals den zweiten Gesamtrang belegen konnte. 2015 folgte dann der Titel in der GP2 und auch die Gerüchte um einen Stammplatz als Ersatz für Jenson Button nahmen bereits Fahrt auf. Doch Button blieb in der Formel 1 und Vandoorne musste sich weiter mit der Rolle als Reservist begnügen. Da ein weiteres Jahr in der GP2 nach dem Titelgewinn nicht möglich war, entschieden sich McLaren und Honda den Belgier für 2016 zunächst in der japanischen Super Formula zu parken.
Perspektive
Stoffel Vandoorne konnte aus seiner überraschenden Chance ohne Frage maximales Kapital schlagen. Aktuell ist auch nicht klar, ob Alonso in China die Starterlaubnis erhalten wird. Sollte dies nicht der Fall sein, wird Vandoorne eine weitere Möglichkeit bekommen sich mit der Elite der Formel 1 zu messen. Doch selbst wenn es anders kommt, den ersten starken Eindruck hat er im Fahrerlager der Formel 1 bereits hinterlassen. Und sollte sich Jenson Button dazu entschließen seine Karriere zu beenden, wird der junge Belgier höchstwahrscheinlich sein Erbe antreten.
Mögliche Hindernisse
Stoffel Vandoorne ist angesichts des Jugendwahns in der Formel 1 mit seinen 24 Jahren längst nicht mehr der jüngste Rookie. Auch wenn das Alter seinem Talent keinen Abriss tut, wer zu lange als Reservefahrer in der Formel 1 herumdümpelt, wird allzu häufig fallengelassen, übergangen oder wendet sich irgendwann selbst von der Königsklasse ab, um woanders sein Glück zu finden - denn Rennfahrer wollen Rennen fahren. Für Vandoorne tickt also die Uhr.
Pascal Wehrlein - Mercedes' neuer Stern
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Nach den Startschwierigkeiten von Melbourne hat Pascal Wehrlein in Bahrain ein erstes Mal aufhorchen lassen. Platz 16 in der Qualifikation und Platz 13 im Rennen, und das noch vor Nico Hülkenberg und Sergio Perez - so weit vorne war ein Manor nur selten zu finden. Teamkollege Rio Haryanto hatte der junge Deutsche dabei stets im Griff.
Background
Trotz seines noch jungen Alters hat Pascal Wehrlein bereits einen langen Weg bis in die Formel 1 hinter sich. Nach dem Meisterschaftsgewinn im ADAC Formel Masters 2011 folgte zunächst der klassische Schritt in die Formel 3, wo er bereits im ersten Anlauf die Vizemeisterschaft einfuhr. 2013 wurde Wehrlein kurzfristig in den DTM-Kader von Mercedes-Benz berufen. Nach einer schwierigen ersten Saison konnte er 2014 mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen und wurde obendrein zum Ersatzfahrer des Mercedes Formel-1-Teams befördert. 2015 krönte er seine DTM-Laufbahn dann mit dem Meisterschaftsgewinn. Nachdem man beim damaligen Marussia-Rennstall bekanntgegeben hatte, dass man als Manor Racing 2016 mit Mercedes-Motoren antreten würde, war ein Stammplatz für Wehrlein die fast schon logische Konsequenz.
Perspektive
Mit Mercedes hat Wehrlein den aktuell besten Formel-1-Rennstall im Rücken. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich dort bereits für 2017 in Sachen Fahrerfrage etwas tut. Sollte Mercedes ihm für seine Entwicklung noch mehr Zeit einräumen wollen, wäre auch ein zweites Jahr bei Manor oder ein Transfer zu einem der anderen Mercedes-Kundenteams Williams oder Force India eine Option.
Mögliche Hindernisse
Durch seine Erfolge in der DTM gilt Pascal Wehrlein als exzellenter Tourenwagen-Pilot, doch die Geschichte hat gezeigt, dass die Formel 1 ein komplett anderes Paar Schuhe ist. Von den Fahrern die den Schritt aus der DTM in die Formel 1 gewagt haben, hat es keiner bis ganz an die Spitze geschafft. Und auch kann man Wehrleins Anlaufschwierigkeiten beim Umstieg von der Formel 3 in die DTM nicht leugnen.
Fazit
Alle drei Fahrer haben bereits ihr großes Potential aufblitzen lassen und haben obendrein beste Kontakte, um es in der Formel 1 bis ganz nach oben zu schaffen. Doch noch ist es zu früh, um aus den hervorragenden Leistungen von Verstappen, Wehrlein und Vandoorne voreilige Schlüsse zu ziehen. Denn einige haben sich beim Versuch den Platzhirschen die Stirn zu bieten schon die Finger verbrannt, und sind danach genauso schnell wieder gefallen wie sie einst emporgestiegen sind - siehe Heikki Kovalainen oder auch Sergio Perez bei McLaren.
Auch den Faktor Glück darf man in der Formel 1 nie außer Acht lassen. Wer keine oder nicht die richtige Lobby hat oder nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kann auch trotz all seines Talents am Ende leer ausgehen. Nur die Zukunft wird zeigen, wohin es für die drei gehen wird.
Bei aller Hypothese möchten wir von euch trotzdem gerne wissen: Wer wird eurer Meinung nach am ehesten eines Tages als Formel-1-Weltmeister in den Geschichtsbüchern stehen? Gebt eure Stimme ab oder schreibt uns eure Meinung zum Thema in den Kommentaren.
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