Den Traum vom roten Formel-1-Cockpit hegte Sebastian Vettel bereits seit Kindestagen. Er wollte für die Scuderia um Siege kämpfen, genau wie einst sein großes Idol Michael Schumacher. Diese Inspiration begleitete den Heppenheimer seine gesamte Karriere über. "Es war immer ein Kindheitstraum von mir, zu diesem Team zu stoßen", erklärte Vettel Anfang des Jahres in Australien.

Vier Weltmeistertitel mit Red Bull später fand der Deutsche im vergangenen Jahr schließlich den Weg nach Maranello. Ein Deal, der nicht nur viel Potential versprach, sondern den Italienern auch die Hoffnung auf den ganz großen Erfolg zurück brachte.

Die Kombination aus deutscher Zielstrebigkeit und italienischer Leidenschaft war bereits vor 15 Jahren aufgegangen: Die Ära Schumacher bescherte Ferrari von 2000 bis 2004 fünf Weltmeistertitel in Folge. Eine Erfolgshistorie, die Vettel am liebsten wiederholen würde. "Michael wurde damals ein echter Held in Rot", erklärt er seinen Ansporn. Ob Vettel in diese Fußstapfen treten wird?

Als Weltmeister zu Ferrari

Mit RB krönte sich Vettel vier Mal zum Weltmeister, Foto: Red Bull
Mit RB krönte sich Vettel vier Mal zum Weltmeister, Foto: Red Bull

Bei Schumachers Wechsel im Jahr 1996 zu Ferrari war die Stimmung der Tifosi am Boden. Zu lange hatte man in Italien keinen Grund zum Jubeln gehabt. Seit Jody Scheckter im Jahr 1979 holte kein Pilot mehr die Fahrerweltmeisterschaft nach Maranello. Mit Schumacher im Team sollte sich das ändern.

Eine ähnliche Erwartungshaltung hatte man auch an Sebastian Vettel. Die Scuderia entschied sich bewusst für den ehrgeizigen Piloten, der bereits bei Red Bull seine Weltmeisterqualitäten unter Beweis gestellt hatte. Denn wie Schumi, der vor seiner Ferrari-Ära mit Benetton zwei Mal die Meisterschaft für sich entscheiden konnte, ist auch Vettel schon vor seinem Antritt in Italien vierfacher Weltmeister.

Raketenstart in Australien

Der Ehrgeiz von Sebastian Vettel war schon immer groß - vor seinem roten Debüt aber wohl besonders. Schon vor Saisonbeginn träumte er vom ganz großen Triumph: "Die Favoriten sind wir nicht. Aber da wollen wir hin", lautete seine Kampfansage damals.

Und diesem Motto blieb Vettel treu: Bei seinem Debüt fuhr der Heppenheimer direkt auf das Podium - Rang drei für Ferrari! Und der erste Gedanke? Der ging an Schumi: "Es ist so schade, dass er nicht hier sein konnte, um das zu erleben", sagte Vettel damals. Seinen Raketenstart für Ferrari hätte er gerne mit seinem Freund und Idol geteilt.

Schumacher selbst benötigte 1996 übrigens einen Anlauf mehr bis zum ersten roten Jubel am Podest. Beim Saisonstart in Australien versagten bei ihm noch die Bremsen. Ein Ausfall, den er beim zweiten Rennen in Brasilien mit Position drei schnell wieder vergessen hatte.

Der Jubel über den ersten Sieg war bei Ferrari groß, Foto: Sutton
Der Jubel über den ersten Sieg war bei Ferrari groß, Foto: Sutton

Ganz oben am Podest

Während Schumacher beim zweiten Saisonlauf 1996 das erste Mal als Roter in den Top-3 jubelte, krönte sich Vettel in diesem Jahr in Malaysia bereits zum überraschenden Sieger. "Mein Highlight", zog Vettel erst in Abu Dhabi Resümee über das erste Jahr als Ferraristi. "Ganz oben zu stehen und die deutsche und italienische Hymne zu hören - das war ein Moment, den ich ganz sicher nicht vergessen werde - auch wenn ich schon oft auf dem Podium stand."

Ein Triumph auf den Schumacher in seiner Debütsaison für die Scuderia weitaus länger warten musste. Immer wieder hatte er mit der Technik zu kämpfen. Doch der Deutsche steigerte sich unbeeindruckt dessen kontinuierlich: Am Nürburgring und in San Marino fuhr Schumacher auf Platz zwei, bevor er das siebte Rennen in Barcelona, trotz eines gebrochenen Auspuffs und einer defekten Zylinderbank, endlich gewann.

Die erste Saison bei Ferrari in Zahlen Schumacher Vettel
Rennen1619
WM-Rang33
WM-Punkte (nach heutigem System)173278
Siege33
Rennen bis zum ersten Sieg72
Podien813
Pole Positions41
Schnellste Runden21
Ausfälle61

Die dritte Kraft

Drei Siege - das war die Vorgabe von Teamchef Maurizio Arrivabene an sein Team. Und der Heppenheimer lieferte - und zwar punktgenau: Nach Malaysia verabschiedete sich Vettel in Ungarn vom Siegerpodest in die Sommerpause und auch in Singapur jubelte Vettel über einen Triumph am Lieblingskurs.

In Monza holte sich Schumi 1996 Sieg Nummer drei, Foto: Sutton
In Monza holte sich Schumi 1996 Sieg Nummer drei, Foto: Sutton

Parallelen zum großen Idol, die immer deutlicher werden: Auch Schumacher bewies 1996, dass sein Sieg in Barcelona keine Eintagsfliege bleiben sollte. Zu groß war die Euphorie gewesen, zu schön der wiederbelebte Jubel und die Emotionen der Tifosi. Und so kam, dass Schumacher auch den Lauf in Belgien für sich entscheiden konnte - genauso wie das Ferrari-Heimrennen 1996 in Italien.

Neben den Siegen fuhr Schumacher in 16 Saisonrunden fünf Mal in die Top-3, was ihm letztendlich auch Rang drei im WM-Klassement bescherte. Als hätte Vettel es geplant, ordnete sich auch der Heppenheimer zum Jahresende als dritte Kraft hinter dem Mercedes-Duo ein.