Ferrari kontra Niki Lauda! Zuerst zweifelte Sebastian Vettel an der Formel-1-Legende, und jetzt auch noch Maurizio Arrivabene. "Wenn Niki das so sagt, bin ich sehr misstrauisch, um ehrlich zu sein", lautete die Retourkutsche des Ferrari-Teamchefs auf Laudas kürzlichv getroffene Aussage, Ferrari sei in Sachen Motor-Power inzwischen gleichauf mit Mercedes.

Vielleicht steckt doch mehr dahinter? Arrivabene räumte nach dem Brasilien-Rennen ein: "Rein auf die Daten bezogen sind wir da, denn unsere Motorenabteilung hat großartige Arbeit geleistet."

In Interlagos war von einem Duell auf Augenhöhe allerdings nichts zu sehen. Vettel und Kimi Räikkönen konnten den elften Mercedes-Doppelsieg in diesem Jahr nicht verhindern. Doch wen interessiert schon 2015? Der Fokus der beiden Top-Teams ist längst auf das kommende Jahr gerichtet. Alles ist angerichtet für das lang ersehnte Super-Duell in der Formel 1 zwischen Italien und den Silberpfeilen.

In Brasilien war Mercedes noch zu weit weg, Foto: Sutton
In Brasilien war Mercedes noch zu weit weg, Foto: Sutton

Forza Ferrari - forsches Ferrari

Inzwischen trommelt Maranello auf einem neuen Niveau, die Ansagen werden deutlicher. Arrivabene nach dem vorletzten Rennen des Jahres: Wenn Sie meine eigene ehrliche Erwartung hören wollen: Es geht nicht darum, näher an ihnen dran, sondern vor ihnen zu sein. Ich spreche von Bescheidenheit, aber wir sind auch jetzt schon näher dran. Wir müssen an der Spitze sein nächstes Jahr." Mercedes ist längst gewarnt, vertraut aber auch auf die eigenen Stärken. Zu dominant war der Auftritt der Silberpfeile in der bisherigen Ära der Power Unit.

"Ich erwarte eine ordentliche Herausforderung von Ferrari", machte sich Toto Wolff in Interlagos nichts vor. "Die haben ein paar clevere Schachzüge gemacht und auf jeden Fall aufgeholt. Wir werden eine Situation haben, in der Ferrari ein guter Herausforderer sein wird." Mercedes baut bereits aktiv vor, testete am Freitag in Brasilien neue Teile für den 2016er-Silberpfeil, darunter einen ominösen S-Schacht. Nachdem das Team nun alles gewonnen hat, was es in der Formel 1 zu holen gibt, dürfte auch das Saisonfinale in Abu Dhabi als Testphase genutzt werden.

Ferrari will wieder erste Kraft in der Formel 1 werden, Foto: Sutton
Ferrari will wieder erste Kraft in der Formel 1 werden, Foto: Sutton

Das Wunder von Maranello

Ferrari verfolgt einen ähnlichen Plan. Vor allem der rundumverbesserte Motor aus Maranello lässt die Roten immer forscher werden in Sachen Zielsetzung. "Beim Motor haben wir uns verbessert", sagte Vettel. "Den Motoristi in Maranello ist ein Wunder gelungen in diesem Jahr. Wir haben die Latte höher gelegt. Aber natürlich wollen wir noch näher dran sein, im Idealfall vor ihnen. Das ist ein großer Schritt, aber so lauten Herausforderung und Ziel für kommendes Jahr."

Zwar konnte Vettel die Silberpfeile in diesem Jahr dreimal besiegen – allerdings nie aus eigener Kraft. Doch genau dorthin soll der Weg führen, ein Duell direkt auf Augenhöhe. Ob Ferrari tatsächlich in der Lage ist, dem Klassenprimus mehr als nur gefährlich zu werden? Vettel: "Wir wissen, dass wir uns hohe Ziele gesteckt haben. Aber am Ende wollen wir wieder die Favoriten sein und nicht darauf hoffen müssen, dass etwas an der Spitze passiert, um davon zu profitieren."

Sebastian Vettel gilt schon jetzt als größter WM-Herausforderer für Hamilton, Foto: Sutton
Sebastian Vettel gilt schon jetzt als größter WM-Herausforderer für Hamilton, Foto: Sutton

Räikkönen: Reicht es für Mercedes?

Während Vettel und Arrivabene mit breiter Brust vorangehen, trat Räikkönen ein wenig auf die Euphoriebremse. Der Finne klang zumindest nicht 100-prozentig überzeugt, dass Ferrari 2016 der entscheidende Schritt gelingt. "Du kannst immer viele Zahlen nennen und sagen, 'Schau, das wäre großartig'. Aber ich bin lang genug dabei, um zu wissen, dass es kein Team gibt, das dir sagt, wir bauen nächstes Jahr ein schlechteres Auto."

Sicherlich sei das Ziel, weitere Fortschritte zu machen und das Team zu werden, das es in der F1 zu schlagen gilt. Doch dabei dürfe Mercedes nicht außer Acht gelassen werden. Räikkönen: "Das Ziel ist natürlich, dass wir nächstes Jahr einen weiteren Schritt machen. Ob das genug ist, hängt aber auch von den anderen Teams ab. Das werden wir erst nächstes Jahr sehen. Ich bin sicher, dass wir ein gutes Auto haben werden. Gut genug? Das wird die Zeit zeigen."

Wie gefährlich kann Ferrari Mercedes wirklich werden?, Foto: Sutton
Wie gefährlich kann Ferrari Mercedes wirklich werden?, Foto: Sutton

Erst Motor, jetzt der Rest

Jedenfalls wird Arrivabene dafür sorgen, dass jede Abteilung in Maranello weiter Vollgas gibt. Die Verbesserung der Power Unit sei der erste, wichtige Schritt gewesen. Jetzt muss beim Chassis nachgelegt werden, forderte der Italiener. "Der Motor war für dieses Jahr eine große Verbesserung", so Arrivabene. "Und nächstes Jahr arbeiten wir hart an allen anderen Teilen des Autos. In diesem Jahr waren große Veränderungen nicht möglich, aber wir freuen uns auf die kommende Saison."

Das gilt auch für Rosberg, der gegen ein starkes Ferrari nichts einzuwenden hätte – zumindest mit Blick auf den Kampf im eigenen Team. Ein Top-Ferrari würde schließlich weitere Konkurrenz für Hamilton bedeuten und könnte dem dreifachen Weltmeister häufiger Punkte klauen. "Wenn ich im Qualifying weiterhin so vorne bin, dann ist es immer leichter, wenn noch jemand mitmischt", sagte Rosberg, der in den letzten fünf Grands Prix stets von der Pole Position gestartet ist. Nächstes Jahr könnten mit Vettel und Räikkönen zwei weitere Gegner im Pole-Duell gegen Hamilton hinzustoßen.