1. - S wie Startaufstellung

Mal wieder ist Reihe eins fest in Silberpfeil-Hand. Diesmal setzte sich allerdings Nico Rosberg durch und startet nach seiner dritten Saisonpole neben Lewis Hamilton. Reihe zwei teilen sich Valtteri Bottas und Sebastian Vettel. Als Fünfter nimmt Teamkollege Kimi Räikkönen vor dem starken Nico Hülkenberg auf Rang sechs den Russland GP in Angriff. Sergio Perez, Romain Grosjean, Max Verstappen und Daniel Ricciardo komplettieren die Top-10. Deutlich schlechter als ihre Teamkollegen schnitten Pastor Maldonado mit P14 und Felipe Massa (P15) ab. Am Ende des Feldes rangieren nach Strafen Roberto Merhi und Fernando Alonso, während der Start Carlos Sainz' noch ungewiss ist (siehe 6. - S wie Sainz).

Der Start 2014 - da war doch was ..., Foto: Sutton
Der Start 2014 - da war doch was ..., Foto: Sutton

2. - S wie Start

1.029 Meter. Das ist in Sochi die Distanz, welche die Fahrer vom Start bis zum Scheitelpunkt der zweiten Kurve zurücklegen müssen - der leichte Rechtsknick zuvor gilt zwar formal als Kurve eins, geht allerdings voll. Am Ende der darauf folgenden Gerade entschied sich im Vorjahr bereits das Rennen.

Wie auch am Rennsonntag 2015 startete damals Nico Rosberg von der Pole Position. Allerdings verbremste sich der Deutsche damals kapital am ersten und extremsten Bremspunkt der gesamten Strecke, handelte sich einen Bremsplatten ein und fiel wegen eines nötigen Stopps ans Ende des Feldes zurück. "Ich habe aber nicht vor, da einen Fehler ausbügeln zu müssen. Ich habe vor, aus einem super Start einen großen Vorteil zu ziehen. Auf jeden Fall ist es hier etwas besonderes, weil es ein längerer Fight darunter ist", sagt Rosberg.

"Der Weg bis zur zweiten Kurve ist weit. Also werden wir beide die Linie heute Nacht genau studieren", kündigt auch Hamilton einen furiosen Auftakt in den Grand Prix an.

Lewis Hamilton muss das Duell gegen Nico Rosberg auf der Strecke entscheiden, Foto: Sutton
Lewis Hamilton muss das Duell gegen Nico Rosberg auf der Strecke entscheiden, Foto: Sutton

3. - S wie Strategie

Weil die Fahrer in Sochi bislang massiv von äußeren Einflussfaktoren (Dieselleck, Starkregen, Sainz-Crash) um Zeit auf der Strecke gebracht wurden, stellt sich den Strategieabteilungen ihrer Teams dieses Mal ein sehr kniffliges Rätsel. "Wir haben nicht genug Daten von den Longruns, sodass es schwer vorherzusehen ist, was passieren wird", bestätigt Ferraris Kimi Räikkönen.

Selbst Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery tut sich schwer, einen Rat abzugeben. "Es gab gestern und heute sehr wenig saubere Trainingszeit. Deshalb stehen hinter der optimalen Rennstrategie große Fragezeichen - besonders, weil wir hier nie zuvor mit der Supersoft-Mischung gefahren sind", sagt Hembery. Im Vorjahr hatte Pirelli eine Kategorie härtere Compounds im Russland-Reisegepäck gehabt. Diese erwiesen sich jedoch als zu haltbar. Nico Rosberg fuhr nach seinem Stopp auf die härteren Reifen in Runde eins einfach zuende.

Das sollte 2015 nicht mehr möglich sein, sodass Pirelli - aller Unbekannten zum Trotz - sogar eine Zwei-Stopp-Strategie bei einigen Teams für nicht ausgeschlossen hält, sollten die Temperaturen steigen. Der italienische Hersteller empfiehlt jedoch nur einen Stopp, da die Reifen kaum verschleißen würden. Die theoretisch schnellste Variante sei ein Start auf Supersofts mit Wechsel auf Soft nach 18 von 53 Runden.

Einen spannenden Faktor schildert Romain Grosjean auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Wenn der Abbau gering ist, ist ein Undercut etwas kniffliger, da es kaum Abbau gibt und der Option-Reifen normalerweise schneller ist. Wenn du den neuen Satz Reifen aufziehst, bist du nicht 1,5 oder zwei Sekunden schneller, sondern es sind nur vier oder fünf Zehntel pro Runde."

In Japan presste sich Lewis Hamilton innen eiskalt an Nico Rosberg vorbei, Foto: Sutton
In Japan presste sich Lewis Hamilton innen eiskalt an Nico Rosberg vorbei, Foto: Sutton

4. - S wie Spannung

Die Würze tropft auch abseits der Reifen- und Strategiefragen von allen Orten in die Sochi-Suppe. Zunächst stehen mit Pastor Maldonado und Felipe Massa zwei extrem schnelle - oder zumindest von exquisiten Power Units angetriebene - Boliden weit hinten im Grid, was auf den beiden langen Geraden für reichlich Überholaction sorgen dürfte. Dann wollen sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton gleich zu Beginn ein knackiges Duell um die Führung und den Sieg liefern. Nach Kurve eins in Japan hat Rosberg immerhin etwas gutzumachen. Gut für den Deutschen, dass Mercedes seine Piloten weiter frei fahren lässt - wie gegen jeden anderen Kontrahenten.

"Wir haben das klar durchgesprochen und halten uns an die FIA-Regeln", erklärt Rosberg. Heißt: Keine eigene Team-Anweisungen, es soll wie mit jedem anderen Gegner auch fair umgegangen werden. Das bestätigt Lauda im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Ich gebe ihnen nichts mit auf den Weg. Nico wird morgen versuchen, den gleichen Fehler nicht noch einmal zu machen, gut zu starten und die Pole Position umzusetzen."

Damit nicht genug der Spannungsfaktoren: Durch die geringen Erfahrungswerte im Training ist das Kräfteverhältnis alles andere als in Stein gemeißelt. Zwar fehlten dem Qualifikationsdritten Valterri Bottas bereits neun Zehntelsekunden auf Mercedes, doch bleibt eine gewisse Unsicherheit. "Auf eine Runde waren sie sehr schnell, im Rennen könnte es anders sein", hofft etwa Kimi Räikkönen. Eine Hoffnung, die Rosberg zumindest etwas teilt: "Für die Meisterschaft könnte ich Hilfe von Williams oder einem roten Auto gebrauchen."

Daniil Kvyat, 2014 noch im Toro Rosso, verlor beim Heimrennen seinen starken fünften Startplatz durch hohen Verbrauch, Foto: Sutton
Daniil Kvyat, 2014 noch im Toro Rosso, verlor beim Heimrennen seinen starken fünften Startplatz durch hohen Verbrauch, Foto: Sutton

Zuletzt bleibt in Sochi ein weiterer besonderer Faktor: Der Spritverbrauch könnte kritisch werden. "Ich rechne schon ein bisschen damit", sagt Romain Grosjean. Wenig zurückhaltend äußern sich die Renault-Piloten. "Benzinsparen ist wichtig morgen. Das ist ein ziemliches Benzinspar-Rennen. Wir werden mit der Downforce runtergehen morgen, um Benzin zu sparen. Eigentlich würden wir mehr nehmen, aber das können wir hier nicht", sagt Daniel Ricciardo. Max Verstappen geht noch einen Schritt weiter: "Es wird die härteste Strecke des Jahres, was das angeht." Bereits im Vorjahr hatte vor allem Toro Rosso erheblich mit dem hohen Benzinverbauch gekämpft.

5. - S wie Sochi Autodrom

Der mit 5,848 Kilometern drittlängste Kurs des Kalenders ist fahrerisch und technisch durchaus anspruchsvoll. Zwar gibt es eine Reihe von 90-Grad-Kurven, diese gilt es allerdings perfekt zu nehmen. Hinzu kommen der winkelige dritte Sektor, die ultralange Linkskurve im ersten Sektor sowie der noch immer recht rutschige Asphalt. Die Boxengassendurchfahrt zählt zu den längeren, was die Wahrscheinlichkeit eines Ein-Stopper erhöht. Die zwei DRS-Zonen befinden sich auf der Start-Ziel- und der Gegengeraden, an deren Enden die Piloten jeweils mehr als 330 km/h erreichen.

Carlos Sainz crashte im dritten Training in Sochi schwer, Foto: Sutton
Carlos Sainz crashte im dritten Training in Sochi schwer, Foto: Sutton

6. - S wie Sainz

Startet er oder startet er nicht? Nach einem heftigen Unfall im dritten Freien Training verbrachte Carlos Sainz das Qualifying im Krankenhaus statt im Renncockpit. Nach langem Hin und Her wurde der Spanier inzwischen völlig unverletzt entlassen, auch eine formale Starerlaubnis seitens der Stewards hat Sainz bereits erhalten - obwohl er nicht am Qualifying teilgenommen hatte.

Allerdings steht noch ein "Go!" durch den FIA-Arzt aus, Sainz selbst würde auf jeden Fall fahren wollen. "Mein Rücken und der Hals schmerzen ein bisschen wegen des Unfalls, aber ich bin total bereit. Hoffentlich wache ich morgen in guter Verfassung auf. Vielleicht kann ich versuchen, das Rennen zu fahren - das ist der Plan", sagt Sainz. Am beschädigten Boliden jedenfalls wird es nicht scheitern. "Das Auto ist bis morgen sicher herstellbar", sagt Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Der Toro-Rosso-Rookie hatte beim Anbremsen von Kurve 13 aus bisher ungeklärter Ursache das Heck verloren und war vorne links in die Mauer eingeschlagen. Dabei verlor er den Reifen und somit jegliche Bremswirkung. Ohne Verzögerung schlitterte er geradeaus in Richtung Streckenbegrenzung und rutschte mit rund 140 km/h unter die Barrieren bis in die Leitplanken. Die speziellen Tecpro-Barrieren in dieser Kurve verfehlten damit den Zweck ihre eigentlich herausragend guten Absorbationskräfte. Die übrigen Fahrer reagierten mit Besorgnis und Kritik - auch weil die Bergung recht lang dauerte.

Am Sonntag soll das Wetter gut bleiben, Foto: Sutton
Am Sonntag soll das Wetter gut bleiben, Foto: Sutton

7. - S wie Sonntagswetter

Seit den Wetterkapriolen im zweiten Training am Freitagnachmittag ist es in Sochi trocken geblieben. Daran soll sich am Sonntag nichts ändern, die Regenwahrscheinlichkeit tendiert gegen null. Uns erwartet ein trockes Rennen an der Schwarzmeerküste bei Temperaturen von knapp 20 Grad und viel Sonnenschein. Bestes Wetter für gutes Racing am Limit!