Beinahe unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit schlossen Bernie Ecclestone und die drei Kirch-Gläubigerbanken in dieser Woche 'Frieden' und setzte somit einen Schlussstrich unter den schier endlosen Streit um die Machtverhältnisse der Formel 1. Und obwohl die Banken hierbei überraschend den 'Sieg' eingefahren zu haben scheinen und dies etliche Fragezeichen über die zukünftige Rolle von Mr. E. aufwirft, konzentrierte sich in den letzten sieben Tagen alles auf ein anderes - rotes - Thema.

"Ferrari, der Fehler der Überheblichkeit", titelte etwa der Corriere della Sera, dessen Redakteure ihre roten Boliden in der Startaufstellung von Malaysia kaum wieder erkennen konnten. "Das muss ein Irrtum sein. Die beiden roten Wagen in der Mitte der Startpiste können nicht die beiden Ferrari sein. Das können nicht die Ferrari sein, an die wir gewöhnt waren. Die unerreichbaren Ferrari, die im vergangenen Jahr zu dieser Zeit bereits auf den Weltmeistertitel bauten."

Entsprechend sahen viele die Scuderia nach dem schockierenden Debakel von Sepang nur noch als einen Schatten ihrer selbst an. Als eine glanzlose, rote Hülle der einstigen Dominatoren der F1-Welt. Auf der grünen Insel wurde man sogar noch drastischer und forderte der Daily Mirror, dass die "alternde Maranello-Maschine auf den Müll geschmissen" werden soll, um dem neuen F2005 Platz zu machen. Der Poker mit dem F2004 M sei unterdessen in die Hose gegangen. Es war ein "Schuss, der fürchterlich nach hinten losging".

Für Ralf Schumacher zeugte es laut einem Bild- Interview sogar von "Arroganz" mit dem "alten Auto in neue die Saison" zu starten. "Und dazu noch einen Reifenvertrag zu haben, bei dem sie alleine entwickeln müssen und dann auch noch glauben, die anderen Teams würden sich nicht weiterentwickeln? Ferrari hat sich das alles selbst eingebrockt."

Dabei vergessen die großen Kritiker der Roten allerdings, dass es nicht nur am schier unbezwingbaren Weltmeisterwagen des Vorjahres haperte. Denn wie Rubens Barrichello richtig anmerkte, war dieser beim Saisonauftakt in Melbourne durchaus noch konkurrenzfähig. Er war bei weitem nicht mehr allen überlegen, aber er war noch gut genug um den Brasilianer von Startplatz dreizehn auf Platz zwei nach vorne zu bringen. Dass es ihm sein deutscher Teamkollege an jenem Sonntag in Downunder nicht gleichtat, lag an dessen schlechten Rennwochenende, aber nicht allein an einem langsamen Boliden.

Ebenso wenig wollte Ferrari nach der verheerenden Niederlage von Malaysia zugeben, dass die Hauptschuld für das Versagen im Glutofen von Sepang an Reifenpartner Bridgestone lag. Dennoch fiel im Rahmen eines jeden der "Wir-gewinnen-und-verlieren-zusammen-dürfen-aber-keiner-einzelnen-Komponte-wie-den-Reifen-die Schuld-geben"-Statements, der Name "Bridgestone".

Entsprechend reagierten die stolzen Japaner schnell und nahmen die Schuld auf ihre Schultern: "Selbst da das gesamte Paket wichtig ist, liegen die Gründe für solch ein negatives Ergebnis in diesem Rennen zweifelsohne an unseren Reifen", stellte sich Hirohide Hamashima bereitwillig als Prügelknabe zur Verfügung.

Aber nicht nur die Japaner wollen aus diesem Desaster etwas gelernt haben, auch Teamchef Jean Todt sieht im Malaysia GP einen positiven Faktor: "Es weckt uns auf und das ist gut."

Hat die Reifenschlappe also zwei schlafende Riesen in Maranello und Tokio geweckt und werden die verwundeten Riesen jetzt noch viel gefährlicher sein?

Mit dem vorgezogenen Debüt des neuen F2005 möchte die Scuderia zumindest einen ersten Schritt in diese Richtung unternehmen. Denn mit neuen Bridgestone-Pneus und einem schonender mit den Reifen umgehenden Neuwagen soll in Bahrain an die Leistung von Melbourne angeknüpft werden, wo nur das verregnete 1. Qualifying die Roten von größeren Taten abhielt.

WM-Spitzenreiter Fernando Alonso hat diese Entwicklung bereits erkannt, weswegen er schon am Tag nach seinem Malaysia-Sieg forderte die Ferrari-Krise so gut es nur geht auszunutzen und "so viele Punkte wie möglich zu holen", bevor sich die Italiener wieder an der Spitze zurückmelden.

Unterstützung erhielt der Spanier durch seinen Chefingenieur Christian Silk, der sich auf ein "großartiges" Duell der 'Giganten' zwischen dem R25 und dem F2005 freut. "Ich denke, dass Ferrari sehr schnell sein wird. Deshalb hätten wir jeden Punkterang benötigt, der möglich war. In Malaysia hätten wir einen Doppelsieg oder zumindest die Ränge 1 und 3 erzielen können."

Teamchef Flavio Briatore sieht dem Debüt des "besten Ferrari aller Zeiten" hingegen gelassen entgegen. Schließlich könnte der verfrühte Einsatz viel Hektik und Fehler mit sich bringen und sei auch der Renault bis zum dritten Saisonrennen wieder um einige Zehntelsekunden schneller. Für das Duell Renault vs. Ferrari ist also gerichtet - und dann gibt es da ja auch noch ein gewisses, bislang unter seinen Möglichkeiten gebliebenes, Team namens McLaren...