"Es ist für alle klar ersichtlich, dass die 2005er Regeln ein durchschlagender Erfolg sind - zumindest da sie die Minardi Boliden im Vergleich zum Vorjahr um drei Sekunden langsamer gemacht haben", stichelte der Australier Paul Stoddart am GP-Freitag des Malaysia-Rennwochenendes gegen seinen Lieblingsstreitgegner Max Mosley. "Zudem ist es interessant zu sehen, dass im ersten freien Training, unter beinahe gleichen klimatischen Verhältnissen wie 2004, die Top10 ohne Ausnahme schneller als im letzten Jahr waren."

Diese Kritik seines Brieffreundes aus Downunder konnte der FIA-Präsident natürlich nicht auf sich sitzen lassen, weswegen er nun seinerseits wieder einmal ein Schreiben in die F1-Welt setzte, in welchem er die Einflüsse seiner neuen Regeln nach den ersten beiden WM-Läufen unter die Lupe nimmt.

"Malaysia war der erste richtige Test der neuen Regeln: Extreme Bedingungen für die Reifen und beinahe alle Teams gingen mit ihren Motoren in das zweite Rennen." Was Mosley mit diesem Eröffnungssatz bereits nonchalant unterschweigt: Einige Fahrer, vor allem jene von British American Racing, gingen mit frischen Motoren ins Rennwochenende, da sie ein Regelschlupfloch, welches Max zuvor als belanglos erachtet, genutzt hatten. Was daraus wurde ist natürlich wieder eine ganz andere Geschichte...

Die geringe Ausfallquote des Malaysia GP war laut Mosley ein Tribut an die harte Arbeit der Reifen- und Motorenhersteller, womit er zweifelsohne Recht behält. "Der durch die Technische Direktoren vorhergesagte Leistungsverlust wurde bei den ersten beiden Rennen ebenfalls erzielt", so der ehemalige Kostensenkungs- und neue Einbremsungsverfechter weiter. "Wären die Regeln nicht geändert worden, wären die Rundenzeiten ähnlich gesunken wie von 2003 zu 2004."

Als Beispiel führt Max deshalb die schnellsten Rennrunden von Australien und Malaysia seit 2003 an:

Rennen 2003 2004 2005 (ohne Regeländerung) 2005 (mit Regeländerung)
Australien 1:27.7 1:24.1 (-3.6) 1:20.5 (-3.6) 1:25.7 (+1.6)
Malaysia 1:36.4 1:34.2 (-2.2) 1:32.0 (-2.2) 1:35.5 (+1.3)

Anhand dieser Zahlen und unter der Annahme einer konstanten Weiterentwicklung versucht Mosley nun zu erklären, dass die Autos dank seiner Regeländerungen "5.2 und 3.5 Sekunden langsamer waren". Tatsächlich waren die Autos allerdings nur 1,6 oder 1,3 Sekunden langsamer als im Vorjahr, was nicht ganz den Erwartungen entspricht.

Im Bezug auf sein einstiges Steckenpferd, die Kostensenkungen, betont Mosley, dass diese "einschneidend" wären, da die Teams nun natürlich weniger Reifen und Motoren verwenden würden. "So weit wir wissen, bringen die Reifenhersteller jetzt vier Sätze pro Auto mit - im letzten Jahr waren es noch 19. Zudem nutzt jetzt jedes Team Zwei-Wochenend-Motoren. Wären die Regeln wie 2002 geblieben, würden die Top-Teams nun sicherlich zwölf Motoren für zwei Wochenenden verwenden."

Die Tatsache, dass die Entwicklung der Zwei-Wochenend-Motoren die Hersteller Unsummen an Geld sowie die Teams unzählige Testkilometer kostete, was sich in Zukunft allerdings nicht Kosten sparend auswirken wird, da ab 2006 neue V8-Aggregate eingesetzt werden, übergeht Mosley in seiner Regellobeshymne.

Stattdessen freut er sich, dass die Rennställe nicht je einen Motor für das Training, das Qualifying und das Rennen einsetzen, was bei angenommenen Kosten von 200.000 Dollar pro Motorenüberholung "enorm viel Geld sparen" soll.

"Insgesamt hat die Saison, dank der Unterstützung aller, exzellent begonnen." So das, zumindest aus regeltechnischer Sicht fragwürdige Fazit des FIA-Präsidenten. Denn während die Rennen tatsächlich so etwas wie Spannung, wenn auch nicht viele Überholmanöver, beinhalteten, stellen das Qualifying-Format und der Rundengeiz am Freitag durchaus alles andere als exzellente Entwicklungen dar.