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Der königliche Park von Monza sah am letzten Sonntag ein wahrhaft königliches Rennen. Dabei sorgten die Wetterbedingungen, die sich um 7:00 Uhr mit dem Einsatz des Regens dramatisch veränderten, wieder einmal für ein packendes Rennen, vielleicht sogar das spannendste in dieser Saison.

Die Schlüsselentscheidung vor dem Start war hierbei die richtige Reifenwahl, welche der spätere Sieger Rubens Barrichello selbst fällte. Im Endeffekt bestätigte der Dreher von Michael Schumacher in der ersten Runde diese Wahl des Brasilianers.

Dass letzten Endes dann trotzdem noch ein Ferrari-Doppelsieg heraussprang und die rote Party beginnen konnte, dokumentierte nur noch einmal wie überlegen und wie gut die Racepace der Scuderia an diesem Wochenende war. Unter normalen Bedingungen hätten die Roten demnach einen noch sehr viel dominanteren Doppelsieg herausgefahren.

Entsprechend gilt auch nach dem 15. von 18 Rennen, dass Ferrari das Maß aller Dinge ist. Persönlich freue ich mich insbesondere für Rubens Barrichello, welchem ich diesen ersten Saisonsieg von Herzen gönne, da ich seine offenen Emotionen und seine Ehrlichkeit bewundere.

Nichtsdestotrotz fuhr Michael Schumacher nach dem Fehler in der ersten Schikane sowie seinem Dreher einen fantastischen Grand Prix. Als dann kurz vor Schluss der Befehl kam die Motoren zu schonen, bedeutete dies auch, dass Rubens Barrichello dieses Rennen gewinnen durfte. Denn der Brasilianer erhielt diese Anweisung schon zwei Runden eher als der Deutsche, weswegen er genau wusste, dass keine Gefahr mehr drohen würde.

Dieser achte Doppelsieg versetzt die Tifosi bei ihrem Heimspiel in Monza zu Recht in einen unglaublichen Freudentaumel, welchem eine erneute Demonstration der roten Stärke vorangegangen war, die ohne den Regen sogar noch sehr viel deutlicher hätte ausfallen können.

Bei den Ferrari-Rivalen träumte Jenson Button nach Fernando Alonsos Abflug vermutlich insgeheim schon davon diesen Grand Prix gewinnen zu können. Aber die Ferrari-Piloten können eben auch in den letzten Runden, wenn Material und Mensch bereits extrem gefordert sind, noch die Pace halten, während alle anderen abbauen. So scheint Ferrari beispielsweise bei der Motorleistung keine Probleme zu haben die 70% Volllastanteil über eine Renndistanz durchzustehen.

Keine Motor- aber Getriebeprobleme hatte unterdessen Juan Pablo Montoya an seinem BMW-Williams. Teamkollege Antonio Pizzonia griff seinerseits den Schotten David Coulthard an einer völlig ungeeigneten Stelle an, weswegen beide froh sein können ins Ziel gekommen zu sein. Bei Kimi Räikkönen kam es hingegen wieder einmal zu Motorenproblemen, was einfach nicht passieren darf.

Wie es besser geht zeigte Giancarlo Fisichella mit einem weiteren verdienten WM-Punkt für Sauber. Während Fisichella also wieder einmal ein fantastisches Rennen gefahren ist, konnten mich die beiden Renault-Piloten seines zukünftigen Arbeitgebers nicht überzeugen.

Einem Fernando Alonso darf ein solcher Fehler, der ihn einen sicheren dritten und vielleicht sogar einen zweiten Platz gekostet hat, nicht passieren. Und Jarno Trullis Leistung war unter ferner Liefen. Hier scheint tatsächlich ein Bruch zwischen dem wohl zu Toyota scheidenden Italiener und seinem Team vorzuliegen, sensationell wäre, wenn der Kanadier Jacques Villeneuve für die letzten drei Rennen im Renault sitzen würde.

Zwar möchten die Franzosen von Renault noch um den zweiten Rang in der Konstrukteurswertung kämpfen, doch hat British American Racing in Monza einen großen Schritt in Richtung Vizemeisterschaft gemacht. Die große Unbekannte bleibt natürlich der neue Kurs in Shanghai.

Insgesamt haben wir in Monza alles gesehen: Ein Stopp, zwei Stopps, drei Stopps, verschiedene Reifenentscheidungen, einen packenden Grand Prix mit vielen Überholmanövern und glücklicherweise keinerlei schwere Unfälle. Der High-Speed-Mythos Monza lebt also auch dieser Feiertage für die Tifosi weiter.

Neben Spa und Hockenheim war der Italien Grand Prix für mich eines der drei besten Rennen dieser Saison, weswegen wir uns bereits jetzt auf das anstehende Highlight auf der großen Unbekannten im fernen Osten in Shanghai freuen dürfen.