Hochkarätige Besetzung bei der Pressekonferenz der FIA in Sepang - Ross Brawn (Ferrari), Mike Gascoyne (Toyota), Sam Michael (Williams), Pat Symonds (Renault) und Geoffrey Willis (British American Racing) waren zu Gast in der Fragestunde der obersten Motorsportbehörde.

Die erste Frage ist die Frage aller Fragen - die Erkenntnisse hinsichtlich des neuen Reglements und dessen Folgen für den Formel 1-Sport, jetzt - nach dem verrückten Melbourne-Auftakt und einem Trainingstag in Sepang. Die Antworten der fünf Technikchefs werden in einer seltenen Einmütigkeit vorgetragen. Der Tenor: Es ist noch zu früh, um ein Urteil abgeben zu können. Melbourne sei noch keine Prüfung für die Pneus gewesen, die Reifenfirmen hätten bislang sehr konservativ gearbeitet, wie Sam Michael betont. "Ich habe zu meinen Leuten gesagt: Wir werden erst am Sonntag Abend in Sepang beginnen, die Reifenfrage zu verstehen", sagt Pat Symonds.

Die Regeländerungen hätten die Autos aber auf jeden Fall eingebremst, findet beispielsweise Ross Brawn und er hat damit prinzipiell Recht. Ohne diese Regeländerungen wären die Autos noch schneller geworden. Was das Format der Formel 1 anbelangt, das Qualifying, oder auch die Zwei-Motorenregel, plädieren die Teambosse für das altbekannte "We have to wait and see…". Brawn glaubt daran, dass die Teams im Laufe der Saison in den freien Trainingseinheiten mehr Kilometer zurücklegen werden.

Willis: GP-Freitag ist ein Anachronismus

Der Rundengeiz am Freitag - die Stammpiloten fahren nur noch wenige Runden, während die dritten Fahrzeuge ungeniert um den Kurs kreisen und am Freitag natürlich ganz vorne in der Zeitenliste auftauchen. Einige der Teamchefs, vor allem jene ohne drittes Fahrzeug, halten das für Nonsens respektive auch für ungerecht. Die Intention dieser Regelung sei gewesen, den zwei finanzschwachen Teams Jordan und Minardi die Möglichkeit zu geben, einen Paydriver in ein drittes Auto zu setzen, sagen Brawn und Michael. Es sei nicht die Intention gewesen, einem Kaliber wie McLaren einen derartigen Vorteil zu verschaffen, findet Brawn. Das sei ein "piece of nonsense".

Pat Symonds strickt die Frage weiter und stellt den Sinn des gesamten Freitags in Frage - Stichwort "Zwei Tage-Grand Prix" oder Tests am Freitag. Der aktuelle GP-Freitag sei jedenfalls "kein schrecklich aufregender Event" und würde die Diskussion über eine Abschaffung des GP-Freitags in seiner gegenwärtigen Form unterstreichen.

Geoff Willis bezeichnet den GP-Freitag als Anachronismus. Zumindest jene Teams, die kein drittes Fahrzeug einsetzen, könnten auf ihn verzichten: "Wir brauchen den Freitag nicht wirklich, um ein Set Up zu erstellen. Vielleicht ist es an der Zeit, das Format des Rennwochenendes zu überdenken und mit dem Freitag etwas Positives anzustellen, um den Leuten wieder mehr Gründe zu liefern, am Freitag zuzuschauen."

Journalist Mike Doodson spricht den Vorschlag von Bernie Ecclestone an, man könne am Montag nach dem Grand Prix testen. "Ich habe am Sonntag Abend die Nase voll von der Formel 1", sorgt Ross Brawn für Gelächter. Tatsächlich aber sei es so, dass die Fahrer am Montag einfach ausgelaugt seien, von einem GP-Weekend. Deshalb habe man, wenn es um Testbeschränkungen ging, als erstes sofort die Testfahrten an Montagen gestrichen.

Testbeschränkung: Unglückliche Situation…

Stichwort Testbeschränkungen - die Runde landet bei jenem Thema "Ferrari und das Testen", welches gerade wegen der Beschwerde der neun Teams gegen das uneingeschränkte Testen der Scuderia im Medienwald rotiert. Ross Brawn argumentiert, man müsse als einziges konkurrenzfähiges Bridgestone-Team alle Reifentests erledigen, man habe so viel Geld in die eigenen Teststrecken investiert, man habe in punkto Testbeschränkung einen Kompromiss finden wollen, aber keinen gefunden.

Mike Gascoyne sagt: "Diese Situation, dass Ferrari das einzige Bridgestone-Team ist, kam nicht über Nacht. Es ist in Anbetracht der Kostenexplosion für die anderen neun Teams gut, dass wir die freiwillige Testbeschränkung unterschrieben haben. Aber in der Formel 1 sollten alle auf einem gleichen Level operieren und das ist derzeit nicht der Fall. Das ist eine unglückliche Situation für die Formel 1."

Blumen für Red Bull und den Funfaktor

Heinz Prüller möchte wissen, was die Entscheidungsträger zu dem neuen österreichischen Team, Red Bull, zu sagen haben. Und nach der tollen Vorstellung in Melbourne setzt es natürlich Blumen für das junge Team, welches noch im Vorjahr unter dem Namen Jaguar hinterher gefahren ist.

Sam Michael sagt: "Man muss nur in den Job-Anzeigen bei Autosport nachschauen, da haben sie zehn Aerodynamiker gesucht, auf einer ganzen Seite. Sie wissen genau, wie und wo sie ihr Geld investieren. Und es hat sich bereits sehr viel geändert…" Ross Brawn findet es wichtig, dass "wir die Formel 1 für Teams wie Red Bull, Jordan oder Minardi zugänglich machen. Außerdem bringt Red Bull einen neuen Charakter in die Formel 1. Ein im Interview offen sprechender David Coulthard ist viel unterhaltsamer als zuvor."

Der so genannte Funfaktor - Pat Symonds: "Sie sagten, sie bringen den Spaß zurück in die Formel 1. Das ist gut - es sollen noch mehr Teams wie Red Bull in die Formel 1 kommen…"