Würde man nach Euro pro gefahrenem Kilometer gehen, wäre Jenson Button wohl mit Abstand der bestbezahlte Fahrer an diesem F1-Wochenende. Ganze 31 Runden konnte er im Vorfeld des 57-Runden-Rennens auf dem Bahrain International Circuit abspulen. Das Wochenende ist bislang ein Rückschlag für sein Program #progress, denn der einzige Fortschritt bestand bisher darin, dass er immer früher zum Ausrollen neigte, je länger das Wochenende andauerte: Schaffte er im ersten freien Training noch eine ganze Runde, bevor seine Honda-Power-Unit streikte, fuhr er im zweiten freien Training eine halbe Runde. Im Qualifying schließlich kam er ganze drei Kurven weit. Oder gab es doch noch mehr?

Button und der latente Fortschritt

Button bleibt aber optimistisch, schließlich schaffte es nicht nur sein Teamkollege Fernando Alonso erstmals ins Q2, sondern auch seine eigene Pace im dritten freien Training - seiner einzigen problemlosen Session an diesem Wochenende - war motivierend: Am Samstagnachmittag kam er auf den elften Platz, bevor es in der Dunkelheit dann wieder schief lief. "Es gibt Verbesserungen, auch wenn sie nicht immer sichtbar sind - wir müssen positiv bleiben", übte sich der Weltmeister von 2009 in Durchhalteparolen. "Es ist halt nur frustrierend, wenn man keine einzige Runde im Qualifying fahren kann."

Einen Jenson Button in freier Wildbahn zu erwischen, glich an diesem Wochenende einem Glücksspiel, Foto: Sutton
Einen Jenson Button in freier Wildbahn zu erwischen, glich an diesem Wochenende einem Glücksspiel, Foto: Sutton

Button ließ durchblicken, dass sein Problem in Q1 eine Wiederholung des Fehlers aus dem ersten freien Training gewesen ist: "Es ist ähnlich zu dem, was uns am Freitagnachmittag passiert ist: Alles stellt sich einfach ab und es gibt einen lauten Knall, dann bist du draußen." Das sei sehr schade, "denn das dritte freie Training lief überraschend gut. Nach den wenigen Kilometern gestern war das gut und wir sahen sehr gut gerüstet [für das Qualifying] aus."

Gerade im besagten dritten Training fühlte sich Button wohl im Auto und genoss das Fahren. Die Balance stimmte trotz der Streckencharakteristik des Bahrain International Circuit, die dem McLaren nicht entgegenkommt. "Es ist wirklich schade, dass es genau heute passiert ist, denn das Auto war recht konkurrenzfähig", ärgerte sich der Brite. "Fernando hatte Probleme im dritten Training in Shanghai und an diesem Wochenende war nun wohl ich an der Reihe.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, Foto: Sutton
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, Foto: Sutton

Nun bleibt dem Briten nur noch eine Hoffnung: Die Probleme müssen schnell gefunden und aussortiert werden, damit er zumindest das Rennen bestreiten kann. "Die Pace ist recht gut, aber es kommt darauf an, ob wir wieder Probleme bekommen oder nicht", überlegte er. Sollte zumindest im Rennen alles reibungslos funktionieren, rechnet Button aber noch mit einem deutlichen Sprung nach vorne - mit einem zweifelhaften Ass im Ärmel. "Wir haben immerhin noch eine Menge neuer Reifen, das ist positiv", lachte der Brite mit etwas Galgenhumor.

Trotz der Riesenenttäuschung, die das bisherige Wochenende für den 35-Jährigen bereithielt, bescheinigt er Honda einen guten Job: "Wir haben wahrscheinlich weniger Probleme als ein anderer Hersteller", schielte er zu seinen Leidensgenossen bei Renault, "und die sind schon ein Jahr [mit dem V6-Motor] dabei gewesen. An diesen Wochenende ist einmal alles zusammen gefallen, aber das Wichtigste ist, dass wir uns weiter verbessern." Insgesamt gäbe es noch viel Arbeit zu erledigen, "aber alles ist auf dem Weg und wir verbessern uns ständig. Wir wussten, dass es ein schwerer Start werden würde, aber wir haben mehr Positives erlebt als wir gedacht hätten. So schlecht sieht es also gar nicht aus." Selbiges gelte auch für seine Rennpace, was er nutzen möchte - wenn die Probleme gelöst werden können.

Auch McLaren-Renndirektor Eric Boulier glaubt fest daran: "Leider wurde er heute wieder von seinen Zuverlässigkeitsproblemen heimgesucht, so dass er wieder von ganz hinten starten muss, was eine ziemliche Schande ist. Aber ich würde meinen letzten Dollar darauf verwetten, dass er versuchen wird, sich mit all seiner Souveränität wieder nach vorne zu kämpfen." Yasuhisa Arai von Honda konnte noch keinen Grund nennen, dsas Problem werde derzeit untersucht. "Und das werden wir mit absoluter Dringlichkeit erledigen."

Alonso: Für Punkte ist es noch zu früh

Für eine positive Schlagzeile sorgte Fernando Alonso, obschon diese ein wenig von dem unglaublichen Pech seines Teamkollegen überschattet wurde. Mit Startplatz 14 fuhr er nicht nur den besten McLaren-Startplatz der Saison heraus, sondern brachte auch erstmals eine Power Unit von Honda ins Q2. Entsprechend gut gelaunt präsentierte sich der Spanier: "Irgendwie schade, wenn man sich freut, dass man es ins Q2 geschafft hat", alberte er herum. Am Nachmittag war er noch 16. "Es ist sicher nicht so, dass hier ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen wäre."

Lichtblick: Fernando Alonso brachte erstmals einen McLaren ins Q2, Foto: Sutton
Lichtblick: Fernando Alonso brachte erstmals einen McLaren ins Q2, Foto: Sutton

"Alles, was wir ans Auto bauen, funktioniert", freute sich der 33-Jährige und philosophierte: "Man muss erst Laufen lernen, bevor man anfängt zu rennen. Und genau das ist das, was wir machen: Wir gehen Schritt für Schritt vor. Ich habe keine Zweifel, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen." In der Tat hat McLaren seit dem Saisonstart in Australien große Fortschritte gemacht. In Bahrain nahm McLaren kleine Anpassungen an der Software sowie dem Setup vor - mit Erfolg. Alonso ließ den Toro Rosso von Max Verstappen, den waidwunden Lotus von Pastor Maldonado und Daniil Kvyats Red Bull hinter sich. "Wir wussten immer, dass wir in die richtige Richtung arbeiten, aber wir brauchten einmal ein solches Ergebnis, um das auch zu bestätigen. Wenn du immer in Q1 schon ausscheidest, wirft das gewisse Zweifel auf."

Sind damit die ersten Punkte der Saison drin? Alonso glaubt nicht, dass dies aus eigener Kraft möglich sei: "Es ist wahrscheinlicher, Punkte einzufahren, wenn man näher an ihnen startet. Ich denke, uns fehlt schon noch etwas. Es müsste in Rennen schon etwas passieren, um die Punkte zu erreichen; wenn alles normal läuft, wird es sicher hart. Wir waren heute das 14. schnellste Auto. Es ist also schwierig zu glauben, dass wir morgen unter den zehn schnellsten Auto sein werden." Der Spanier hatte schon mehrfach betont, dass ihn die Resultate weniger interessieren als der Fortschritt. Und der ist trotz des Button-Desasters existent.

Eric Boullier und Ron Dennis hatten einiges zu besprechen, Foto: Sutton
Eric Boullier und Ron Dennis hatten einiges zu besprechen, Foto: Sutton

"Fernandos 14. Platz ist sicher nichts, worüber wir stolz unseren Familien daheim berichten würden, aber unser erster Q2-Auftritt des Jahres ist ein weiteres Zeichen für den vernpnftigen und kontinuierlichen Fortschritt", so Boullier, der weiter ausführte: "Die Formel 1 ist ein iteratives Geschäft, in dem Erfolg nur durch harte Arbeitsprozesse verdient werden kann. Es gibt keine Magie hier. Die Verbesserungen, die wir hier sehen, sind das Ergebnis der emsigen Bemühungen einer Vielzahl konzentrierter und talentierter Leute. Bravo, Jungs!"

Dennoch ist nicht alles rosa Sonnenschein, schließlich gibt die Defektserie seines Teamkollegen auch Fernando Alonso zu Denken: "Das ist definitiv eine Sorge momentan. Die Zuverlässigkeit ist nicht gut genug und wir müssen uns da verbessern." Es sei wichtig, dass beide Autos ins Ziel kämen, damit man Daten sammelt. "Je mehr Runden wir abspulen, umso mehr können wir lernen. Wir müssen Jensons Auto sehr gründlich analysieren, weil es dort zu viele Probleme gegeben hat. Das ist nicht gut, wir haben Performance- und Zuverlässigkeitsprobleme."