Hohe Kurvengeschwindigkeiten, enorme Luftfeuchtigkeit, rauer Asphalt und sengende Hitze. Dieses Quartett macht den Großen Preis von Malaysia alljährlich zur Extrembelastung für Mensch und Maschine. Doch so dramatisch heiß wie beim Trainingsauftakt 2015 war es schon länger nicht mehr in Malaysia. Auf fast 60 Grad Celsius auf dem Asphalt kletterte das Quecksilber im Lauf der zweiten Session. Die Piloten kamen gewaltig ins Rutschen.

"Es war heute Nachmittag unglaublich heiß. Die Streckentemperatur war bei rund 60 Grad. Ich denke, das gab es seit langer Zeit nicht mehr", bestätigt Romain Grosjean. Nico Hülkenberg stimmt im Interview mit Motorsport-Magazin.com zu: "Es ist schon extrem. Das ist muckelig warm, auch wenn es beim Fahren durch den Wind eigentlich noch geht. Aber wenn man in der Box steht, ist es schon extrem heiß." Pirelli spricht unterdessen von einer Höchsttemperatur von 56 Grad.

Auch die Youngster von Toro Rosso, am Freitag einmal mehr die fleißigsten Rundensammler, hatten mit den Temperatur offensichtlich zu kämpfen. Hier sagt ein Bild tatsächlich mehr als 1000 Worte.

Carlos Sainz war völlig erschöpft, Foto: Sutton
Carlos Sainz war völlig erschöpft, Foto: Sutton

Grauenhafter Grip

Allerdings stoßen durch die Hitze nicht nur die Fahrer an ihre Grenzen. Auch das Material leidet - wie sonst allenfalls in Singapur. Doch ist es nicht ausschließlich die Kühlung des Motors, die für Probleme sorgt. Bei derart extremen Temperaturen schlägt sich etwas anderes mindestens genauso heftig nieder: Reifenverschleiß und Grip beschäftigen Fahrer und Teams gar noch mehr, stellen sie vor eine schwer lösbare Aufgabe.

"Die Reifen werden bei diesen Bedingungen sehr beansprucht. Wenn man es richtig hinbekommt kann alles gut sein, ansonsten schwimmen dir aber schnell die Felle davon. Daran müssen wir noch arbeiten", berichtet Grosjean. "Es war ein ziemlich schwieriger Tag", bilanziert Felipe Massa. "Die Reifen haben unter den Bedingungen gelitten und der Verschleiß war sehr hoch."

Jenson Button ergänzt: "Jeder findet es schwierig hier mit dem Wind und der Hitze. Das Gefühl ist einfach nicht gut. Selbst die Topteams hatten heute ihre Schwierigkeiten. Es gab halt nicht so viel Grip. Ein Rutscher und die Reifen bekommen sofort massive Überhitzungserscheinungen."

Sebastian Vettel drehte sich durch die schlechten Grip-Verhältnisse, Foto: Sutton
Sebastian Vettel drehte sich durch die schlechten Grip-Verhältnisse, Foto: Sutton

Vettel rutscht weg

Eine Erfahrung, die auch Daniel Ricciardo teilt. "Die Hitze spielt hier eine große Rolle. Auch, welcher Gummi auf der Strecke ist. Wenn es ein normaler Gummi ist, ist das nicht unbedingt gut für uns. Die Hitze hat es heute sehr schmierig gemacht, man spürt nicht wirklich viel Grip, die Autos rutschen viel herum. Aber ich bin mir sicher, dass sich alle deswegen über das Setup beklagen. Vielleicht kann morgen etwas Regen alles sauber waschen", sagt der Red-Bull-Racing-Pilot.

Dasselbe erlebte sein ehemaliger Teamkollege Sebastian Vettel. Der Neu-Ferraristo drehte infolge der Bedingungen sogar eine Pirouette. "Es ist sehr heiß, was es für alle ziemlich rutschig macht. Einmal war es ein bisschen zu rutschig für mich, da hab ich mich fast von der Strecke gedreht. Aber wenn man etwas probiert, dann muss man es heute machen, denke ich. Morgen soll es ein bisschen kühler sein und wir fahren später. Es sollte dann besser laufen", sagt Vettel.

Teamkollege Kimi Räikkönen brachte die Rutschpartie verbal per Boxenfunk auf den Punkt: "Gibt es ein Problem am Auto oder drehen hier einfach die Reifen durch?"

Selbst Mercedes bekam die Grenzen aufgezeigt, Foto: Sutton
Selbst Mercedes bekam die Grenzen aufgezeigt, Foto: Sutton

Auch Mercedes kämpft mit der Hitze

Selbst Mercedes hatte seine liebe Müh‘."Die Bedingungen sind wirklich verrückt. Es ist sehr heiß, die Temperaturen sind echt unglaublich. Daran müssen wir Fahrer uns und die Autos anpassen. Das ist eine große Herausforderung", sagt Nico Rosberg. "Die Strecke ist nicht einfach und die Temperaturen erschweren den Reifen das Leben", ergänzt Lewis Hamilton.

Während Vettel also noch eine Besserung erwartet, nimmt ihm Pirelli die Hoffnung. Für den Rennsonntag rechnet der Reifenhersteller mit höheren Temperaturen als im Vorjahr. Zwei bis drei Boxenstopps sollten es mindestens werden - sofern es trocken bleibt. Spannend bleibt die Frage, welche Reifenmischung die Teams als Hauptreifen einsetzen werden. Aktuell sieht es danach aus, als würde der Medium aufgrund seines massiven Verschleiß' nur einmal eingesetzt, während der rund eine Sekunde langsamere harte Pirelli öfter zum Einsatz kommen wird.

"Die hohen Temperaturen könnten am Sonntag für alle zu einer Herausforderung werden, insbesondere was die Reifen betrifft", warnt deshalb Marcus Ericsson. Sauber-Teamkollege Felipe Nasr ergänzt: "Es war kein ideales Training, da wir aufgrund der hohen Temperaturen vor allem Schwierigkeiten mit den Hinterreifen hatten. Das wird uns über Nacht sicher noch viel Arbeit bereiten."