Wir können es uns schon heute bildlich und stimmlich bestens vorstellen: Der erste Grand Prix des Jahres in Melbourne ist gerade zu Ende gegangen. Die drei Sieger sitzen bei der Pressekonferenz und ihre Kollegen geben bereits fleißig Interviews im Fahrerlager.

Und in jenem Augenblick wird der folgende Satz mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit mehr als nur einmal fallen: "Ich hatte gegen Ende des Rennens schlechte Reifen und keinen Grip mehr."

Diese Entschuldigung für verlorene Plätze oder nicht ausgeführte Überholversuche werden wir in der kommenden Saison aufgrund des veränderten Reifenreglements, welches vorschreibt, dass die Pneus ein gesamtes Rennen zu überstehen haben, mehr als nur hin und wieder zu hören bekommen.

In unserem motorsport-magazin.com-Exklusivinterview mit Bridgestone-Technikchef Hisao Suganuma konfrontierten wir den Japaner mit dieser Situation und fragten, ob dies nicht schlecht für das Image der Reifenhersteller und in seinem speziellen Fall von Bridgestone sei. Schließlich wissen zwar er und wir, dass nicht die Reifen, sondern die Regeln an diesem Gripabfall Schuld sind, doch könne dies in der breiten Öffentlichkeit nicht bei jedem der Fall sein.

Der sympathische Japaner versuchte das Problem optimistisch zu sehen: "Wir werden versuchen zu verhindern, dass dies geschieht. Wir werden versuchen die Reifen so weiterzuentwickeln, dass sie bis zum Rennende halten."

Wenn es funktioniert eine gute Lösung des Problems. Allerdings spielen hierbei auch noch andere Faktoren wie das Auto oder der Fahrer eine wichtige Rolle. Deshalb nahm sich jetzt auch Michelin-Reifenchef Pierre Dupasquier dieses Problems an. Und er machte – wie üblich – eine unmissverständliche Aussage: "Gebt nicht den Reifen die Schuld!"

"Für die Reifenhersteller besteht das Risiko, dass die Fahrer und Ingenieure die Reifen für einen Performance-Abfall gegen Rennende verantwortlich machen", stimmt der erfahrene Franzose unserer Annahme zu. "Der Schlüssel ist es aber ein Setup zu finden, welches es dem Reifensatz erlaubt ein ganzes Rennen zu überstehen."

Dabei geht Dupasquier davon aus, dass einige Fahrer und Teams dies "besser" schaffen werden als andere – "selbst wenn sie die gleichen Mischungen" oder im "selben Team" fahren. Neben dem Setup sieht er aber auch noch einen zweiten entscheidenden Faktor: Den "Fahrstil".

Ein Punkt indem Suganuma seinem französischen Gegenpart zustimmt: "Ja, ich glaube, dass einige Fahrer sich ihren Fahrstil genau ansehen und möglicherweise umstellen müssen", erklärte der Bridgstone-Mann im motorsport-magazin.com-Interview. "Wenn sie mit den Reifen schonender umgehen, dann können sie auch länger gute Performance aus ihnen herausholen."