Für Motorsportverhältnisse ist Mark Webber ein Späteinsteiger. In seiner Kindheit bevorzugte der Australier andere Hobbys und begann erst als 13-Jähriger, Kartrennen zu fahren. Schon nach der zweiten Kartsaison in seiner Heimat hatte er das Rüstzeug für den Wechsel nach Europa. 1996 startete er in der britischen Formel-Ford-Meisterschaft mit Van Diemen. Mit vier Rennsiegen im Debütjahr und dazu dem Gesamtsieg beim Formel-Ford- Festival in Brands Hatch empfahl er sich für den raschen Aufstieg in die britische Formel-3-Meisterschaft.

In der Formel 3 startete er für Alan Docking Racing – bekannt als Formel-1-Talentschmiede. Webber erzielte auf Anhieb eine Reihe von Podiumsplätzen und beendete die Saison als Meisterschaftsvierter. 1998 kehrte Webber dem Formelsport vorübergehend den Rücken. Er fuhr für das AMG Mercedes Team in der FIA GT-Meisterschaft. Auch dort mit Erfolg: Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Bernd Schneider verpasste er nur knapp den Meistertitel. 1999 stellten sich massive Probleme ein, an denen das Programm zur Saisonmitte schließlich zerbrach.

Webber setzte alles daran, zur Saison 2000 in den Formelsport zurückzukehren. Die Chance dazu erhielt er von seinem Landsmann Paul Stoddart in Form eines Formel-3000-Cockpits im Edenbridge Racing Team des Australiers. Webber stand im Vorzimmer der Formel 1. Benetton wurde 2001 das erste Team, das den damals 24-Jährigen als Test- und Ersatzfahrer für die Königklasse verpflichtete. Parallel fuhr Webber weiter in der Formel 3000. Dort erzielte er ungeachtet seiner beruflichen Doppelbelastung drei Siege mit dem Team Supernova und wurde Zweiter des internationalen Championats. Seine Fähigkeiten und sein Arbeitseinsatz waren Stoddart nicht entgangen. Diesmal bot er Webber einen Platz in seinem Formel-1-Team Minardi an.

Webber gelang ein Einstand nach Maß: Beim Saisonauftakt 2002 in Melbourne kam er mit dem unterlegenen Minardi als Fünfter ins Ziel – noch dazu vor heimischen Publikum. Drei Jahre lang hatte die immer wieder strauchelnde und kämpfende Minardi-Mannschaft zuvor vergeblich auf Punkte gehofft. Es blieben zwar die einzigen WM-Zähler der Saison, aber Webber fiel als einer der konstantesten Fahrer auf. Er wurde gleich mehrfach als bester Neueinsteiger des Jahres ausgezeichnet.

Webber erregte auf seine Art Aufmerksamkeit im Formel-1-Fahrerlager – mit Talent und Zielstrebigkeit. 2003 wurde er von Jaguar Racing unter Vertrag genommen. Er fuhr 17 der 18 WM-Punkte des Teams ein und belegte Platz zehn in der Fahrer-WM.

2004 blieb er bei Jaguar und arbeitete weiter an seinem guten Ruf. Vor allem seine Leistungen im Einzelzeitfahren beeindruckten. Highlights waren ein zweiter Startplatz in Malaysia und ein dritter in Japan. Sein Gespür für das maximal Erreichbare im Qualifying gepaart mit Übersicht und technischem Geschick im Rennen mündeten in Top-Ten-Platzierungen und Platz 13 in der Weltmeisterschaft der Fahrer.

Im Juli 2004 beendete das BMW WilliamsF1 Team monatelange Spekulationen, indem es die Verpflichtung Webbers ab 2005 bekannt gab. Sein viel gelobtes Talent auf der Rennstrecke und sein ernsthafter Zugang zu Aufgaben neben dem Renngeschehen brachten ihm zahlreiche Bewunderer ein, darunter auch Teamchef Frank Williams: "Mark ist offensichtlich ein sehr talentierter Fahrer. Aber wir schätzen bei WilliamsF1 auch andere Qualitäten von ihm sehr hoch ein, seine Zähigkeit, Zielstrebigkeit und Motivation. Unser Team ist in der Vergangenheit häufig aufgeblüht mit Fahrern, die eine bodenständige ‚lass-es-uns-angehen‘-Einstellung hatten. Mark ist aus diesem Holz geschnitzt. Ich bin sehr froh, dass er ab 2005 bei uns ist."

Webber selbst sagte nach der Vertragsunterzeichnung: "Dies ist der bedeutendste Meilenstein in meiner bisherigen Karriere. Ich setze große Erwartungen in das, was wir in Zukunft gemeinsam erreichen können. Ich kann es kaum noch abwarten, dass die Saison endlich losgeht. Abgesehen von seiner beeindruckenden Erfolgsgeschichte hat das Team auch den Ruf, einen seriösen und geradlinigen Arbeitsstil zu pflegen, das passt gut zu mir." Berühmt für viele sportliche Erfolge, sind Australier in der jüngeren Formel-1-Geschichte nicht gerade hervorgetreten. Bis dato letzter Formel-1-Weltmeister der Nation ist Alan Jones, der den Titel 1980 mit dem Team von Frank Williams gewann. Ob Webber mit dem gleichen Team an diesen Erfolg anknüpfen kann, muss sich erst zeigen. Doch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Partnerschaft sind geschaffen.

Webbers Zielstrebigkeit beschränkt sich nicht nur auf Renneinsätze. Der 28-Jährige gilt als einer der fittesten Formel-1-Piloten. Unermüdlich betreibt er physisches und mentales Training. Unwegsames Gelände erforscht er mit dem Mountainbike, für große Distanzen auf Asphalt sattelt er um aufs Rennrad. 2004 trainierte Webber sogar mit dem mehrmaligen Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong (USA). Seit 2003 hat er seine Leidenschaft für persönliche Herausforderungen mit einem anderen Thema kombiniert, das ihm am Herzen liegt: Wohltätigkeitsaktionen. Als Ergänzung seiner Tätigkeit für australische Kinder-Hilfsorganisationen kreierte er die "Cadbury Schweppes Mark Webber 2003 Challenge" – eine zehntätige Veranstaltung in Tasmanien. Bergsteigen, Rad und Kajak fahren gehörten zu den Disziplinen. Dabei begnügte er sich nicht damit, sich selbst für den guten Zweck zu schinden. Er gewann auch noch andere Sportstars für sein Projekt. Tennis-Ass Pat Rafter und Steve Waugh (Cricket) erkämpften mit ihm Geld für die Kinder-Krebshilfe. Webber hofft, diese Aktion zu einem regelmäßigen Event ausbauen zu können.

Die wenige Zeit, die Webber neben seiner Arbeit an der Rennstrecke, dem Fitnesstraining und seinen anderen Aktivitäten bleibt, verbringt er mit seiner Lebensgefährtin Ann in beider neuem Zuhause bei Aylesbury in England.