Die Kluft zwischen den Herstellern und neun Formel 1 Teams auf der einen Seite und Ferrari sowie dem Motorsportweltverband FIA wird nicht nur immer größer, sondern auch immer deutlicher sichtbar: Über zwei Stunden lang tagten Max Mosley, Charlie Whiting, Ross Brawn und Jean Todt gestern in London. Und zwar alleine. Die anderen Teamchefs waren wie angekündigt nicht zu diesem Meeting erschienen.

Max Mosley erklärte sich dies damit, dass die anderen Teambosse derzeit etwas "schmollen", dieses Problem sich aber mit der Zeit lösen dürfte. "Es ist eine Frage dessen, ob sie nach Bahrain immer noch schmollen", so Mosley, der für den 15. April das nächste Meeting ansetzte. Bei diesem dürften die anderen Teamchefs allerdings – egal ob schmollend oder nicht – sowieso erscheinen, schließlich hatten sie schon am vergangenen Dienstag in einem Brief an Mosley vorgeschlagen das Freitagsmeeting auf einen Termin nach den ersten drei Rennen zu verlegen. Warum sollten sie also nicht erscheinen?

Die Ergebnisse des einsamen Meetings

"Wir konnten heute eine riesige Menge an nützlichen Informationen sammeln, vielleicht mehr als wenn alle anderen Teams auch da gewesen wären", verkündete Mosley nach seiner zweistündigen Teeparty mit der Führungscrew aus Maranello.

Entsprechend stelle das Freitags-Meeting von Heathrow "den Beginn des Friedens" dar. Fraglich bleibt allerdings wer den Frieden geschlossen hat? Schließlich hatte Ferrari schon vor zwei Wochen ein neues Concorde Agreement mit der FIA und der FOM unterzeichnet. Die einzigen die nicht im "Friedenszustand" mit dem Weltverband sind, sind die Hersteller und die anderen neun Teams – diese waren beim Friedensgipfel von London aber nicht anwesend. Mit wem hat Max also Frieden geschlossen?

"Ich glaube, dass die Teams, oder besser gesagt die rationalen Teams, realisieren werden, dass alles was wir hier machen ein echter Fortschritt ist und die F1 ab 2008 zum Laufen bringen wird. Da ihre Anwesenheit erwünscht ist, sollten sie also kommen und ihren Input geben."

Ferraris Testbeschränkungspläne

Da nur Ferrari da war, konnte logischerweise nur Ferrari einen solchen Input liefern. Und dieser betraf vor allem die zuletzt diskutierten Testbeschränkungspläne. "Der Vorschlag den Ferrari machte – und den ich ehrlich gesagt nicht bedacht hatte – war, dass der bisherige Plan von 30 Testtagen mit maximal zwei Autos auf einer Strecke hoffnungslos ist. Dies hilft den kleinen Teams nicht, denn sie testen ohnehin keine 30 Tage."

Eine korrekte Aussage von Mosley. Aber würde eine Kilometerbeschränkung auf 15.000 Testkilometer, wie sie Ferrari bereits zu Jahresbeginn vorlegte den kleinen Teams helfen? Testen sie so viel?

"Und auch für ein großes Team ist es unwirtschaftlich so zu testen. Denn um den vollen Vorteil eines Testtages mit zwei Autos auszunutzen, braucht man zwei Testteams, eines um die Autos am Tag zu betreuen und eines um nachts die Autos vorzubereiten, um keine Zeit für den Tag zu verlieren. Das ist natürlich sehr teuer", skizziert Mosley ein mögliches Szenario. "Zudem könnte es regnen und dann würde die gesamte Crew nur herumsitzen und nichts machen. Denn dann würde das Risiko bestehen, dass der Test abgebrochen wird."

Zudem betont Mosley, dass die Teams auch bei den Tests ein drittes Auto dabei haben würden, um notfalls das volle Testprogramm mit zwei erlaubten Boliden absolvieren zu können. "Dadurch wird es unglaublich teuer."

Wieder ein Punkt für Max. "Deswegen ist es vernünftiger die Tests durch erlaubte Kilometerzahlen zu limitieren. Wenn es dann regnet, macht das nichts. Man muss auch nicht über Nacht arbeiten, da es nichts ausmacht wie viele Tage man testet so lange man die Testkilometer nicht überschreitet." Dabei vergisst Mosley aber, dass die so "verlorenen" Tage dennoch Geld verschlingen. Denn Personal und Material sind trotzdem vor Ort, müssen transportiert, gewartet, ge- und verpflegt werden und benötigen ein kuscheliges Hotelzimmer.

Mosleys Regelpläne

Aber nicht nur was die Testfahrten angeht, wurden am Freitag einige Ideen vorgelegt. So präsentierte Max Mosley auch seine bereits in den Tagen zuvor per Brief übermittelten zukünftigen Regelideen.

Sollten alle Teams diesen Ideen zustimmen, dann könnten diese schon 2006 greifen. Am wichtigsten erscheint Mosley dabei eine Reduzierung des Downforce. "Ich glaube, dass dies nun von allen so gesehen wird." Mosley möchte dabei "mit mehr Grip von den Reifen, aber sehr viel weniger aerodynamischem Grip" agieren. "Dadurch würden wir sehr viel mehr Überholmanöver sehen."

"Die bisherigen Änderungen machen beim Überholen keinen Unterschied", gesteht Mosley ein, "aber wenn wir in eine Region von nur noch 10% des aktuellen Downforce vordringen und dies mit breiten Slick Reifen verbinden, dann gibt es wieder Überholmanöver. Deswegen werden wir uns dies sehr behutsam ansehen."