Wenn ich die Saison 2014 Revue passieren lasse, sicher, da rauschen mir einige Erinnerungen durch den Kopf: schlagzeilenträchtige Rennen, bemerkenswerte Leistungen von Fahrern und Teams oder das intensive WM-Duell zwischen den beidem Mercedes-Piloten. Manchmal sind es aber im Vergleich die kleineren Geschichten, die einen besonders erfreuen.

Wer bei Caterham fährt, mal ganz ehrlich, ist meistens nur von untergeordnetem Interesse. Aber als vor dem Belgien Grand Prix das Gerücht aufkam, André Lotterer könnte auf dem Circuit de Spa-Francorchamps sein Formel-1-Debüt geben, da war meine Aufmerksamkeit plötzlich ganz auf das kleine Team am Ende des Grids gerichtet.

André Lotterer verzichtete auf weitere Einsätze, Foto: Sutton
André Lotterer verzichtete auf weitere Einsätze, Foto: Sutton

Zwölf Jahre zurück, als Lotterer als junger 21-jähriger bei Jaguar als Formel-1-Testfahrer engagiert war, hätte ich ihm sein Debüt schon gegönnt. Leider wurde daraus nichts und Lotterer zog es nach Japan, wo er zur lokalen Größe wurde und anschließend nach Le Mans, wo er dreimal für Audi triumphierte. Sein Traum blieb jedoch die Formel 1. Und tatsächlich - unverhofft kommt oft - bekam er als mittlerweile 33-jähriger von Caterham dieses Jahr die Möglichkeit in der Königsklasse zu debütieren.

Natürlich steckte dahinter nicht nur die Gutmütigkeit von Caterham, sondern die Aktion sollte möglichst viel Aufmerksamkeit generieren. Lotterer ist Wahl-Belgier und ist in Spa ein gefeierter Langstrecken-Pilot. Trotzdem düpierte er im Qualifying Teamkollegen Marcus Ericcson um fast eine Sekunde. Im Rennen schied er leider nach sechs Runden mit technischen Problemen aus, hatte aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Lotterer ist erolgreich im Langstrecken-Sport unterwegs, Foto: Adrenal Media
Lotterer ist erolgreich im Langstrecken-Sport unterwegs, Foto: Adrenal Media

Mehr beeindruckte mich aber, wie nüchtern und unaufgeregt er der oft überhypten Formel-1-Welt begegnete. Es sei eine gute Erfahrung gewesen, klingt Lotterer hinterher zurückhaltend. Weitere Einsätze? Der Duisburger hat die Größe zuzugeben, dass die Königsklasse nicht alles ist und nur "mitfahren" keine Option für ihn ist. Das Angebot von Caterham war da, Lotterer lehnte aber dankend ab. Vielsagend lautete sein Fazit nach seinem kurzen Abstecher in die Formel 1: "In Sachen Medien ist die Formel 1 schon eine andere Dimension. Aber mit Blick auf das Racing ist die F1 nicht mehr das, was sie einmal war."