Über ein Defizit von 75 PS im Vergleich zu Mercedes beklagte sich Red Bull Teamchef Christian Horner in dieser Saison nicht nur einmal. Kann man überhaupt eine genaue Zahl nennen, wollte Motorsport-Magazin.com von Renault Motorenchef Remi Taffin wissen. "Insgesamt ist es sehr schwierig", gab der Franzose zu.

"Aber wir sind Ingenieure und haben Daten, die wir analysieren", fügte Taffin hinzu. "Dann können wir herausfinden, was eine - sagen wir mal 'vernünftige' Differenz ist. Und da kommen mir 75 PS etwas hoch vor, um ehrlich zu sein." Renault rechnet selbst mit einem Rückstand von rund 40 PS auf den Klassenprimus.

Aber auch 40 Pferdestärken sind zu viel. Deshalb muss Renault über den Winter aufholen. Die Zeit drängt, aber Renault weiß immerhin, an welchen Schrauben gedreht werden muss. "Wir wissen, woher die Performance kommen muss. Wir wissen, woher sie in erster und in zweiter Linie kommen muss. Wir sind auf diese Dinge fokussiert und ich glaube, wir haben diese neuen Regeln nun definitiv durchdacht und werden das meiste herausholen", macht Taffin seinen Kunden Mut.

Wo die Hebel angesetzt werden? "Es ist niemals eine große Sache, weil da jeder wüsste, was es ist. Es kommen immer viele Dinge zusammen." Doch eine große Sache könnte der Verdichter sein, der bei der Konkurrenz aus Brixworth an der Vorderseite des Motors angebracht ist und über eine lange Welle und die MGU-H mit dem Turbolader verbunden ist.

Illien widerspricht Taffin

Nicht wenige sehen in dieser Lösung einen großen Vorteil. Taffin spielt sie herunter: "Das ist eine Sache, die nicht fundamental ist. Das ist eher ein Installations- als ein Performance-Problem. Insgesamt ist es eine Sache, die man nicht von Anfang an berücksichtig. Es ist eine Frage, die später aufkommt." Motoren-Papst Mario Illien widersprach Taffin im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Bei Mercedes ist der Verdichter an der Vorderseite des Motors angebracht, Foto: Mercedes-Benz
Bei Mercedes ist der Verdichter an der Vorderseite des Motors angebracht, Foto: Mercedes-Benz

"Man hat dadurch eine klare Trennung vom heißen Bauteil zum kalten Bauteil", erklärte Illien. "Das ist sicher ein Vorteil. Die Luft kommt im Ladeluftkühler sicher kälter an. Über das Zentralgehäuse des Turboladers wird Wärme übertragen." Während Taffin aber von der Machbarkeit einer möglichen Änderung überzeugt ist, hat Illien Bedenken: "Im Detail weiß ich das nicht, wie viele Tokens man dafür benötigen würde. Das gibt aber auf jeden Fall eine Kettenreaktion, denn sie verschieben vieles andere damit auch. Der Einlass muss anders sein, und und und. Das sind alles Tokens!"

"Und es ist auch mit riesigen Kosten verbunden diesen Turbo zu entwickeln", weiß Illien. Offiziell will Renault noch nicht kommunizieren, dass bereits eine Entscheidung getroffen ist, mit welcher Turbo-Variante 2015 gefahren wird. Allerdings müssen sich die Franzosen bereits auf eine Variante festgelegt haben, weil die Fertigung der Teile relativ lange dauert und entsprechend Vorlauf nötig aus. Auch die Teams müssen wissen, wie sie die Power Units in ihre Chassis integrieren müssen.

Taffin bleibt aber bei seiner Aussage: Der Teufel liegt im Detail. "Wir reden hier nur von kleinen Modifikationen, wir reden nicht von Dingen wie Kolben. Ändert man eine Schraube? Ändert man eine Unterlagscheibe? Das sind Größenordnungen, von denen wir sprechen."

Lesen Sie das gesamte Interview mit Remi Taffin in der aktuellen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com. Das Magazin ist ab Donnerstag, 11. Dezember im Handel erhältlich oder am besten gleich online zum Vorzugspreis bestellen: