Gummi-Paragraphen oder auch so genannte graue Flecken im aktuellen Regelwerk der FIA beunruhigen die Reifenhersteller. Bridgestone bittet die oberste Sportbehörde um Klärung in der Frage, wann ein Reifen als beschädigt gilt und demnach gewechselt werden darf. Bekanntlich müssen die Fahrer mit je einem Reifensatz für Training und Rennen auskommen. Im Rennen dürfen die Pneus nur bei einem Reifenschaden gewechselt werden.

Schon vor einer Woche hat der Technische Direktor von Toyota, Mika Gascoyne, auf das Problem aufmerksam gemacht. Jetzt haben die beiden Reifenfirmen reagiert und zugegeben, dass es in dem angesprochenen Punkt noch unklare Stellen im Regelwerk gibt. Hisao Suganuma, Technikdirektor von Bridgestone, erklärte gegenüber Autosport: "Wir, und auch Michelin, brauchen noch vor dem Saisonbeginn eine Erklärung der FIA."

Suganuma´s größte Sorge betrifft jene Regelung, wonach ein Fahrer nur dann seine Reifen wechseln darf, wenn es an seinem Fahrzeug einen Reifenschaden gibt. Eine extreme Abnützung des Reifens gilt den Regeln nach nicht als Schaden. Suganuma sagt: "Eine platte und stark abgefahrene Stelle an der Lauffläche kann derart starke Vibrationen bewirken, dass sie den Fahrer in Gefahr bringen könnten – wenn das der Fall sein sollte, dann ist es uns nicht erlaubt, den Reifen zu wechseln?"

Suganuma bringt ein weiteres Beispiel: "Wenn es keine abgefahrene Stelle gibt, aber die Oberfläche aufgebrochen ist und bereits der Mantel hindurch zu sehen ist, dann ist das doch sehr gefährlich. Trotzdem kann in diesem Fall nicht von einem Reifenschaden gesprochen werden."

Suganuma fügt hinzu: "Im Reglement steht, dass man erst dann den Reifen wechseln darf, wenn dieser bereits Luft verloren hat. Wenn man aber mit einer aufgebrochenen Lauffläche weiterfährt, kann das einen Reifenschaden zur Folge haben. Und das ist gefährlich."

Ein weiterer Gummiparagraph besagt, dass Fahrer, welche gezwungen sind, über "unvermeidbare Trümmer" zu fahren, ihre Pneus wechseln dürfen. Suganuma: "Wenn ein Fahrer angibt, er sei über Trümmer gefahren, darf man also wechseln? Die Regeln erlauben es, aber wie überprüft man, ob er wirklich über Trümmer gefahren ist? Braucht man dazu eine Bestätigung der Marshalls? Oder benötigt man Videomaterial, um es zu beweisen? Ich habe keine Ahnung, wie man das alles überprüfen will?"

Die FIA wird also noch dafür zu sorgen haben, dass diese Punkte geklärt werden. Im Sinne der Klarheit, vor allem aber auch im Sinne der Sicherheit der Piloten.