Der MP4-18 war legendär, aber ein Desaster. Der MP4-19 durfte im Vergleich zu seinem Vorgänger zwar bei einigen Grand Prix antreten, beendete aber nur wenige davon. Der generalüberholte MP4-19B wurde dann im letzten Saisondrittel des vergangenen Jahres der erste Siegerwagen aus dem Hause McLaren Mercedes seit dem MP4-17D.

Der unvermeidlich MP4-20 getaufte Silberpfeil des Jahres 2005 soll nun an diesem Aufwärtstrend der letzten Saisonrennen von 2004 anknüpfen und den Piloten Juan Pablo Montoya und Kimi Räikkönen neben GP-Siegen auch den Angriff auf den WM-Titel ermöglichen.

Das Schweigen im Paragon

Wann das neue Wunderwerk aus der Feder von Stardesigner Adrian Newey, der dieser Tage Gerüchteweise sogar wieder einmal mit einem Wechsel zu seinem Ex-Team von Frank Williams in Verbindung gebracht wird, offiziell präsentiert werden wird, ist unterdessen noch nicht bekannt. Keine Ankündigung eines Roll-Outs oder Launch-Termins verlässt dieser Tage die heiligen Hallen des McLaren Technology Centres oder der Mercedes Presseabteilung in Suttgart.

"Leider kann ich momentan nichts bestätigen", musste McLaren-Pressedame Ellen Kolby im Gespräch mit motorsport-magazin.com im Hinblick auf einen Präsentations- oder Roll-Out-Termin passen.

Während sich die Silbernen also in den Mantel des Schweigens hüllen, erweitern sie derzeit auch die von Teamboss Ron Dennis sehr geschätzte Geheimhaltung. So werden die McLaren Boxen derzeit nicht nur von riesigen, undurchsichtigen und unüberwindbaren Stellwänden vor flüchtigen Blicken unerwünschter Dritter geschützt, sondern veranstalten die Silbernen dieser Tage vermehrt Exklusivtests unter Ausschluss jeglicher Öffentlichkeit und vor allem Konkurrenz.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Entsprechend drehte man am Montag und Dienstag hinter verschlossenen Toren seine Runden auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia, weswegen die Barcelona-Asphalt-Flüchtlinge von British American Racing, Sauber und Renault erst ab Mittwoch ins Testgeschehen eingreifen durften. In der nächsten Woche, wenn alle Barcelona-Tester nach Valencia weiterziehen, wird McLaren dann seinerseits exklusiv auf dem Circuit de Catalunya vor den Toren Barcelonas testen.

Und dann soll es Gerüchten zu Folge auch so weit sein: Der MP4-20, dessen neue Aerodynamikteile schon an den letzten beiden Tagen in Valencia getestet wurden, soll sein Debüt geben.

Wenn es nach den Informationen unserer Kollegen der Sport Bild geht, dann wird der neue MP4-20 wieder einmal radikal anders aussehen und anstatt an einen Delphin aufgrund seiner niedrigen Bauweise an ein Kampfflugzeug erinnern. Zudem soll der neue Silberpfeil über 50 Kilo leichter als sein Vorgängermodell sein und über einen 110 Kilogramm fassenden Tank verfügen, welcher auch Einstopppstrategie ermöglichen soll – eine interessante taktische Möglichkeit, da in der neuen Saison bekanntlich jegliche Reifenwechsel untersagt sind.

Ob sich die angeblich riskante Bauweise Neweys diesmal auszahlen wird oder ob es zu einem weiteren Fiasko wie beim ebenfalls radikal gebauten MP4-18 kommen wird, kann heute natürlich noch niemand sagen. Die Konkurrenz rechnet auf alle Fälle mit einem starken Widerstand der Dennis-Truppe.

McLaren als Hauptkonkurrent

"McLaren wird der größte Herausforderer von Ferrari sein", prophezeit Ralf Schumacher, dessen Bruder schon mehrfach zustimmte, dass "McLaren unser Hauptgegner" sein werde. "Sie werden dieses Jahr von Anfang an im WM-Kampf dabei sein."

Für besondere Beunruhigung sorgt dies beim Titelverteidiger allerdings nicht. "Ich glaube, dass unser aktuelles Auto stark genug ist um die Konkurrenz herauszufordern. Wir haben mit dem F2004 ein zuverlässiges Auto und das ist zu Jahresbeginn besonders wichtig. Deswegen kann ich in unserer Planung keinen Nachteil sehen."

Und etwaige verlorene WM-Zähler aus den ersten vier Saisonrennen möchte Schumacher dann nach dem Debüt des mit einer längeren Entwicklungszeit versehenen F2005 beim Spanien GP wettmachen: "Dann werden wir alle Zuverlässigkeitsprobleme ausgeräumt haben und davon profitieren. Dies sollte die anfänglichen Verluste wieder ausgleichen. Es ist ein Tauschgeschäft – mal sehen wer am Ende Recht behalten wird..."