Noch nicht allzu lange sind jene Wintertage und Wochen her, in denen wir uns über eine Newswüste beschwerten und größtenteils nur aufgewärmte Recycling-News durch den Blätterwald der Formel 1 Welt geisterten. Doch kaum hat das neue Jahr begonnen, sind die ersten Autos präsentiert und dröhnen die Motoren wieder auf den Teststrecken dieses kleinen blauen Planeten, da überschlagen sich die Ereignisse fast schon wieder.

So zum Beispiel am vergangenen Wochenende. Da wurden der neue Sauber C24 und der neue B·A·R Honda 007 präsentiert, in Valencia und Jerez getestet, die Testwoche in Barcelona abgesagt, das Jordan Team angeblich an MidlandF1 verkauft und die Testbeschränkung der neun Teams vielleicht endgültig gekippt.

Damit Sie nach diesem aus Formel 1 Sicht aufregenden und mit Nachrichten nur so überladenen Wochenende noch den Überblick behalten, blicken wir für Sie noch einmal auf die vergangenen drei Tage zurück.

Der Sauber C24

Dabei hat alles ganz harmlos angefangen. Denn nach dem Low-Key-Launch von des evolutionären Toyota TF105 in Barcelona stellte das Sauber Team seinen neuen C24 am Donnerstag nur mit einer "Internetpräsentation" vor. Danach ging es am Freitag mit dem stark überarbeiteten Wagen direkt auf die Teststrecke.

"Insgesamt bin ich mit dem Test zufrieden. Am Freitag konnten wir ein erfolgreiches Roll-Out des C24 absolvieren und alle wichtigen Systeme wie die Kühlung oder Bremsen arbeiten korrekt", freute sich Technikchef Willy Rampf nach dem dreitägigen Roll-Out in Valencia. Während die ersten beiden Tage für Felipe Massa äußerst erfreulich verliefen, erlebte der Kanadier Jacques Villeneuve am Sonntag einen eher weniger guten Testtag, an welchem er aufgrund technischer Probleme nur wenige Runden drehen konnte.

Nichtsdestotrotz konnte der C24 bei seinem Debüt nicht nur optisch überzeugen. Besonders interessant sind am neuen Werk aus dem Sauber-Windkanal die geschwungenen Seitekästen, das kompakte Heck sowie der dreistöckige Frontflügel, den die Hinwiler erst bei ihrem Roll-Out enthüllten.

Der B·A·R 007

"Das Agentenauto zeigt uns die Zunge!" titelten wir in unserem Präsentationsbericht zum neuesten Geniestreich von Geoff Willis. Im Gegensatz zum C24 ähnelt der 007 seinem Vorgänger zwar sehr viel stärker, doch sorgte zumindest die ungewöhnliche Nasenpartie samt des Zungenartig ausgewölbten Fronflügels für viel Diskussionsstoff. Damit haben die neuen Aerodynamikregeln immerhin etwas Gutes mit sich gebracht: Die Autos sehen tatsächlich wieder unterschiedlich aus!

Für das anstehende Jahr haben sich die Weißen mit ihrem Bond-Auto einiges vorgenommen, denn nicht weniger als der erste GP-Sieg der noch jungen Teamgeschichte sowie die erfolgreiche Verteidigung des zweiten WM-Ranges stehen auf dem Programm.

"Wir waren 2004 enttäuscht, dass wir kein Rennen gewinnen konnten", erklärte Teamboss Nick Fry. "Und das hat nun der erste Schritt zu sein – in unserem Dreijahresplan, mit dem Ziel, die Weltmeisterschaft zu gewinnen."

Die Testfahrten

Neben dem Sauber Roll-Out auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia fanden an den letzten sieben Tagen von Montag bis Sonntag auch noch intensive Testfahrten im südspanischen Jerez de la Frontera statt.

Nachdem die ersten drei Testtage jeweils von BMW-Williams angeführt wurden, übernahmen später in der Woche auch Toyota und McLaren die Spitzenpositionen der Zeitentabellen. Im Williams-Fahrerduell zwischen Nick Heidfeld und Antonio Pizzonia zeichnete sich unterdessen das gleiche Bild wie im Vorjahr ab: Der Mönchengladbacher war an jedem der Testtage schneller unterwegs. Aufgrund der unbekannten Programme und technischer Probleme beim Brasilianer sollte dies aber dennoch nicht überbewertet werden.

Die letzten beiden Testtage am Samstag und Sonntag standen dann im Zeichen von Michelin-Regenreifentests, für welche die Franzosen den Kurs wieder einmal künstlich bewässerten.

Endgültiges Ende der Testlimitierung?

Am Samstagabend überschlugen sich dann die Ereignisse. Zuerst vermeldeten unsere Kollegen des Autosport Magazines, dass Honda aufgrund seiner Zielsetzungen für die kommenden Jahre der Testbeschränkung auf nur noch 30 Testtage im Laufe einer Saison nicht zustimmen werde, so lange nicht auch Ferrari daran teilnehmen wird.

Da letzteres ebenso wahrscheinlich ist wie ein Wechsel von Ron Dennis nach Maranello, steht das Bündnis der neun Rennställe vor dem Aus. Denn mit weniger als neun Teams möchte keiner der Beteiligten eine freiwillige Testselbstbeschränkung einführen.

Der Fall Jordan

Der zweite Knaller des Samstagabends war eine Meldung über den bevorstehenden Verkauf des Jordan Teams an den russischen MidlandF1-Boss Alex Shnaider.

Demnach soll in den nächsten Tagen ein Vertrag unterzeichnet werden, welcher Shnaider zum Teamchef macht, während Eddie Jordan sich – wie dieser bereits in der letzten Woche angekündigt hatte – mehr um die kommerziellen Belange kümmern wird.

Für MidlandF1 wäre dies ein logischer Schritt, da man sich auf diese Weise die FIA-Kaution in Höhe von 48 Millionen Dollar ersparen und ein Anrecht auf die TV-Gelder des Jordan Teams erhalten würde. Offiziell ist die Übernahme allerdings noch nicht. Angesichts der vielen zurückliegenden angeblichen Verkäufe der Gelben an mysteriöse chinesische Konsortien oder arabische Scheiche sollte mit der Champagner also noch bis zu einem offiziellen Statement – welches angeblich für nächsten Sonntag geplant sein soll – kalt gestellt bleiben...

Das Barca-Dilemma

Noch bevor der neue 007 am Sonntagmorgen in Barcelona präsentiert wurde, kam es dann zur nächsten Sensationsmeldung: Der neue Asphalt des Circuit de Catalunya ist zu rutschig und von Öl durchtränkt, weswegen die Autos rund 20 Sekunden langsamer als bislang unterwegs sind.

Nachdem sich diese Meldung wie ein Lauffeuer durch die F1Welt verbreitet und die ersten Runden des 007 eine Bestätigung der Asphaltsachlage gebracht hatten, entschlossen sich mit B·A·R und Sauber bereits die ersten Rennställe dazu die geplanten Barcelona-Tests in dieser Woche abzusagen und stattdessen nach Valencia umzuziehen.

Während Renault dem Beispiel dieser beiden Teams folgte, möchten Ferrari, Williams und Toyota am Dienstag dennoch vor den Toren Barcelonas testen, um nach eigener Inspektion des Streckenbelags notfalls einen anderen Testort auszuwählen. Die Testrückkehr von Michael Schumacher steht morgen also unter keinem guten Rundenzeiten-Stern.