Die Sicherheitsdebatte in der Formel 1 schlägt momentan einmal wieder hohe Wellen. Nach Jules Bianchis unglücklicher Kollision mit einem Bergungskran in Suzuka liegt der Franzose in Diensten Marussias noch immer mit schwerwiegenden Kopfverletzungen in einem japanischen Krankenhaus - und kämpft um sein Leben. Dass die Gefahr im Rennsport als stetiger Begleiter mitfährt, ist wahrlich kein Geheimnis. Auch WM-Leader Lewis Hamilton gesteht, dass er schon viele Erlebnisse hatte, die ihm die Lebensgefahr seines Jobs immer wieder vor Augen führten.

"Motorsport sieht natürlich nach viel Spaß aus und viele träumen von diesem Job, aber wir Piloten sind uns auch der dunklen Seite des Jobs stets bewusst", verriet Hamilton gegenüber BBC. "Wir geben uns keinen Illusionen hin: Jeden Moment kann etwas Unglückliches passieren. Wir sind mit unglaublichen Geschwindigkeiten unterwegs, und obwohl die Sicherheitsstandards wirklich gigantisch geworden sind, haben wir nun in Suzuka wieder gesehen, dass man sich nicht auf alle Situationen einstellen kann. Es hätte an diesem Tag jeden von uns treffen können."

Hamilton: Mentale Stärke und positive Einstellung essentiell

Obwohl Unfälle wie der Bianchis Hamilton die gewaltigen Risiken des Motorsports immer wieder vor Augen führen, lässt er sich davon nicht beeinflussen: "Ich steige nicht in das Auto und denke: Oh mein Gott, die Bremsen könnten versagen, oder ein Reifen platzen, oder was weiß ich. Wenn du an diesem Punkt angekommen bist, musst du mit dem Rennsport aufhören." Mentale Stärke und positives Denken wären demnach die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Ausübung des Jobs. "Du musst akzeptieren, dass im Rennsport jederzeit alles passieren kann. Nur dann kannst du dich auf deinen Job wirklich einlassen."

Im Cockpit stets gedankenfrei: Lewis Hamilton, Foto: Mercedes AMG
Im Cockpit stets gedankenfrei: Lewis Hamilton, Foto: Mercedes AMG

Der Bianchi-Unfall beschäftigt Hamilton außerhalb des Cockpits dennoch rund um die Uhr: "Ich kann sobald ich ins Cockpit steige alles ausblenden, was außerhalb passiert. Diese Fähigkeit habe ich mir angeeignet und ich profitiere sehr davon. Ansonsten kann ich das, was Jules passiert ist, jedoch nicht ausblenden. Alle Fahrer im Feld und auch sämtliche Teammitarbeiter beten wie verrückt für Jules. Er ist ein Teil der Familie - auch wenn ich ihn privat nicht gut kenne."

Hamilton bereits ALS Kind gebrandmarkt

Bereits früh musste Hamilton die Schattenseiten des Motorsports schmerzlich erfahren: "Als ich neun Jahre alt war starb einer meiner Kontrahenten im Kartsport. Ein guter Freund von mir hat daruafhin sofort aufgehört - aber das kam mir trotz des gewaltigen Schocks nie in den Sinn." Hamilton weiß, dass er um Weltmeister zu werden derzeit alles dem Job unterordnen muss - was ihm in gewisser Weiße missfällt. "Ich denke permanent an Jules und habe ein wirklich ungutes Gefühl. So ein Erlebnis schüttelt man nicht einfach ab. Aber so traurig es klingt: Das Leben muss weiter gehen und wir haben hier einen Job zu erledigen."

Den Job als Formel-1-Fahrer an den Nagel zu hängen, käme für Hamilton unter keinen Umständen in Frage: "Ich liebe Rennsport, es ist meine Leidenschaft, mein Leben und das, was ich am besten kann. Wenn ich im Auto sitze bin ich frei und kann ich sein, so wie ich es will. Schlimme Unfälle sind natürlich nie schön, aber wir vertrauen alle in die Sicherheit der Formel 1. Die FIA tut stets ihr Möglichstes und ist mit uns Fahrern permanent in Kontakt. Ich denke, wir haben das Sicherheitsrisiko auf ein Minimum eingegrenzt."