Der Japan GP auf der Traditionsstrecke in Suzuka könnte zu einer Schachpartie mit Autos verkommen. Zwar bietet der flüssige und hügelige Kurs durchaus Überholmöglichkeiten, vor allem unter den Top-Teams an der Spitze dürfte jedoch die bessere Taktik durchaus eine gewichtige Rolle hinsichtlich des Rennausgangs spielen.

Optimales Szenario während der 53 Runden à knapp 5,8 Kilometern ist ganz klar eine Zwei-Stopp-Strategie, die Expertenberechnungen zufolge einen Vorteil von rund fünf Sekunden gegenüber eines Rennens mit drei Reifenwechseln bringt. Entscheidend wird für manche Piloten dabei bereits die Frage sein, ob sie die Reifen derart konservieren können, dass sie zwei der drei Stints auf der weicheren Mischung zurücklegen können.

Reifenstrategie: Klassisch oder aggressiv?

Pirelli bringt für das Suzuka-Wochenende die Mischungen medium und hart. Berechnungen zufolge bringt der Medium-Reifen auf eine einzelne gezeitete Runde - wie beispielsweise im Qualifying - einen Vorteil von rund 0,8 Sekunden pro Umlauf. Im Renntrimm ist der Vorteil der weicheren Mischung zwar nicht ganz so ausgeprägt, jedoch durchaus signifikant. Die klassische Variante mit medium-hart-hart scheint jedoch wohl auch am Sonntag erste Wahl zu sein.

Ein guter Start zahlt sich in Suzuka meist doppelt aus, Foto: Sutton
Ein guter Start zahlt sich in Suzuka meist doppelt aus, Foto: Sutton

Vor allem die Top-10 werden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit allesamt auf der weicheren Mischung ins Rennen starten. Die ersten Stopps sind idealerweise um Runde 14 vorgesehen. Es wird für manche Sieganwärter demnach darauf ankommen, die letzten beiden Stints so zu verteilen, dass im Falle einer aggressiven Strategie und somit weiteren Einsatzes der Medium-Reifen mindestens kein Nachteil entsteht. Mit einem guten Start und einem Vorteil an der Spitze steigt die Wahrscheinlichkeit, gefahrlos die klassische Taktik anwenden zu können.

Undercuten als Heilmittel gegen 'Überholsperre?'

Teams haben in Suzuka die optimale Möglichkeit, die Strategie der Konkurrenz per aggressivem Undercutten zu beeinflussen, um den letzten Stint, der an der Spitze des Feldes aller Voraussicht nach mit den Medium-Reifen absolviert wird, in die Länge zu ziehen. Im Vorjahr war Red Bull im Kampf um den Sieg mit Lotus-Pilot Romain Grosjean in der idealen Situation, die Taktik des Franzosen mitbestimmen zu können.

Romain Grosjean wurde im Vorjahr durch Undercutten von Platz eins auf Platz drei durchgereicht, Foto: Sutton
Romain Grosjean wurde im Vorjahr durch Undercutten von Platz eins auf Platz drei durchgereicht, Foto: Sutton

So wurde Mark Webber mit einem früheren Stopp 'geopfert', um Sebastian Vettel den entscheidenden Vorteil gegenüber Grosjean zu ermöglichen, der durch sein Covern gegen Webber zu einem für ihn ungünstigen Zeitpunkt die Boxen ansteuern musste. Überholen auf der Strecke ist zwar schwierig, aber immerhin nicht unmöglich. Vor der finalen Schikane, in der Ayrton Senna und Alain Prost 1989 geschichtsträchtig kollidierten, scheint der bestmögliche Passierpunkt. Auch am Ende der Start-und-Zielgeraden sollte es zu Überholmanövern kommen.

Trotz 18 Kurven ist die Strecke definitiv als flüssiger Hochgeschwindigkeitskurs zu bezeichnen. Rund 70% einer Runde legen die Piloten mit Vollgas zurück, der Bremsanteil beträgt lediglich 10%. Dies spielt insofern eine gewichtige Rolle, da das Aufladen der MGU-K so massiv erschwert wird. Vor allem Teams mit Mercedes Power Unit sollten hierbei einen deutlichen Vorteil genießen. Bei der Setup-Wahl bleibt aufgrund der vielen Hochgeschwindigkeitskurven lediglich die Möglichkeit der Variante 'high downforce'. Die Wahrscheinlichkeit eines Safety Cars ist mit 60% relativ hoch.