"Du verlierst in Kurve 10 anderthalb Zehntel auf deinen Teamkollegen."
"In Kurve drei bremst du ein bisschen zu früh."
"Bleib aus dem Windschatten und greife nicht an. Schone die Reifen für den Endspurt.

Solche und viele weitere Funksprüche sind in der modernen Formel 1 mittlerweile normaler Rennalltag. Bei einigen Fans kam deshalb der Eindruck auf, dass die Fahrer fast schon von ihren Ingenieuren ferngesteuert werden. Ständig erhalten sie Funksprüche, die nicht nur Informationen, sondern auch Fahranweisungen und Einstellungen für den Motor, die Elektronik und vieles mehr enthalten.

"Ja, es gibt wirklich viel Kommunikation über Funk", sagt Lotus-Pilot Pastor Maldonado im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Da sind wir sehr eingespannt, aber auch daran gewöhnt man sich." Von einer Fernsteuerung möchte Adrian Sutil jedoch nichts wissen: "Es sieht in der Onboard immer recht einfach aus, wie wir herumfahren. Aber klar ist es Schwerstarbeit, am Limit zu fahren. Das Auto bewegt sich wie auf der Rasierklinge."

Der Sauber-Pilot gehört nicht zu jenen Fahrern, die wie ein Wasserfall am Funk schwätzen. "Ich höre zu, aber ich rede nicht viel. Zuhören, machen, dann läuft das", erklärt Sutil im Interview mit Motorsport-Magazin.com seine Philosophie. Der muss seinem Ingenieur vertrauen. So beurteilt auch Maldonado die Sachlage. "Ich mag es ehrlich gesagt nicht besonders[, viel im Funk zu reden]. Ich konzentriere mich lieber auf das Fahren, denn das ist es, was ich machen will."

Sutil freut sich über einige Informationen, aber Anweisungen für einen veränderten Fahrstil benötigt er im Rennen nicht. "Wenn man voll am Limit fährt, kann man nicht großartig in einer Kurve etwas verändern", verrät er. "Das endet meistens in einem Fehler. Im Rennen muss es sitzen."

Die FIA denkt aktuell darüber nach, die Ausmaße der Funksprüche zu beschränken. So sollen genaue Fahrweisungen möglicherweise verboten werden. Funksprüche von den Fahrern ans Team sollen hingegen nicht beschnitten wären. "Ja, ein bisschen Einsparungen wären ganz gut", sagt uns Sutil. "Da hätte ich nichts dagegen. Es ist sehr kompliziert."

Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery sind die Funksprüche auch aus einem weiteren Grund ein Dorn im Auge. "Es klingt fast so, als ob die Fahrer sich etwas zu viel beklagen", betont er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das steigert dann den negativen Eindruck nur noch. Wenn das jemand sieht und hört, denkt er sich, dass die Formel-1-Fahrer sich nur beschweren."