Nach drei Jahren bei Toro Rosso muss Jean-Eric Vergne seine Sachen packen und das Team verlassen. Der Abschied des Franzosen, dessen Cockpit 2015 der Teenager Max Verstappen übernehmen wird, kommt nur bedingt überraschend, schließlich ist es Toro Rossos vorrangige Aufgabe, junge Piloten auszubilden, die einmal für Red Bull Racing in Frage kommen, was auf Vergne mittlerweile nicht mehr zutrifft.

"Ich möchte Jean-Eric Vergne für seine harte Arbeit danken", sagte Teamchef Franz Tost. "Er hat starke Leistungen gebracht, aber leider wurde er auch durch einige Zuverlässigkeitsprobleme behindert, besonders in der ersten Hälfte der aktuellen Saison." Der mittlerweile 24-Jährige erreichte sein bislang bestes Ergebnis im Vorjahr als Sechster in Kanada, was schlussendlich nicht reichte, um den Sprung zu Red Bull zu schaffen - Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo erhielt hingegen den Zuschlag, Mark Webber zu beerben.

Ob Vergne auch in der nächsten Saison im Starterfeld der Formel 1 aufscheinen wird, ist mehr als ungewiss. Der Franzose wurde seit Anbeginn seiner Formel-Karriere von Red Bull unterstützt und musste sich daher keinerlei Gedanken um Sponsoren machen. Da nicht davon auszugehen ist, dass Red Bull Vergne weiterhin finanziell unter die Arme greift, müsste er sich wohl selbst Geldgeber suchen, um ein Cockpit zu ergattern.

Für Spitzenteams kommt Vergne nicht in Frage. Sollte er das nötige Geld auftreiben, wäre ein Wechsel zu Lotus als Nachfolger seines Landsmanns Romain Grosjean, der mit einem Abgang liebäugelt, ebenso denkbar wie bei Sauber anzuheuern, wo Esteban Gutierrez nicht allzu hoch in der Gunst steht. Auch bei den Hinterbänklerteams Caterham und Marussia könnte sich der Franzose vermutlich einkaufen.

Vergne ist bald wie Alguersuari Ex-Toro-Rosso-Pilot, Foto: Sutton
Vergne ist bald wie Alguersuari Ex-Toro-Rosso-Pilot, Foto: Sutton

Negativbeispiel Alguersuari

Im schlechtesten Fall ergeht es Vergne jedoch so wie seinem Vorgänger bei Toro Rosso, Jaime Alguersuari. Der Spanier musste das Team Ende 2011 verlassen und schaffte es trotz mehrfacher Ankündigungen nicht mehr, in der Formel 1 Fuß zu fassen. Es folgte ein Engagement als Reifentester bei Pirelli und in dieser Saison ist Alguersuari schließlich im ADAC GT Masters angekommen, zudem wird er in der Formel E starten. Ein steiler Abstieg, der auch für Vergne nicht völlig ausgeschlossen ist.

Tost drückt allerdings die Daumen, dass sein langjähriger Schützling auch weiterhin in der Königsklasse des Motorsports anzutreffen sein wird. "Wir hoffen, dass wir die Probleme gelöst haben und er in der Lage sein wird, die zweite Hälfte der Saison gut zu bestreiten und dabei zeigen kann, dass er eine weitere Chance in der Formel 1 verdient."