Es war das große Gerücht der vergangenen Wochen: Ferrari steigt mit einem LMP1-Projekt in die Sportwagen-Weltmeisterschaft ein. Über eine Verkündung am morgigen Samstag vor dem Start der 24 Stunden von Le Mans wurde lange Zeit spekuliert, doch offenbar hält sich Ferrari zurück. Zumindest für die Formel 1 könnte das gut sein, denn Luca di Montezemolo stellte nun klar: Formel 1 und WEC zusammen - das funktioniert nicht für das Team aus Maranello.

"Natürlich können wir nicht Sportwagen-Racing und die Formel 1 betreiben", wird Montezemolo vom Wall Street Journal zitiert. "Das ist nicht möglich." Der mächtige Ferrari-Präsident wollte nicht direkt von einem Formel-1-Ausstieg sprechen, machte aber kein großes Geheimnis aus seiner Abneigung gegen die aktuelle Form der Königsklasse mit viel Hybrid, wenig Sound und Co.

Luca di Montezemolo ärgert sich wieder mal über die Formel 1, Foto: Ferrari
Luca di Montezemolo ärgert sich wieder mal über die Formel 1, Foto: Ferrari

Formel 1 funktioniert nicht

"Die Formel 1 funktioniert nicht", so Montezemolo beim Interview im Hauptquartier in Maranello. "Sie lässt nach, weil die FIA vergessen hat, dass die Menschen den Rennsport wegen der Spannung schauen. Also, bitte: Niemand schaut sich Rennen wegen der Effizienz an." Gerade Ferrari war vom Wechsel zu den neuen Power Units alles andere als begeistert - schließlich gehörten Hybrid-Antriebe in der Vergangenheit nicht zum Portfolio des Sportwagenherstellers aus Italien.

Dass die Turbo-Autos nicht mehr den Sound der alten V8-Generation liefern, wurde in den vergangenen Monaten vielfach diskutiert. Montezemolo konnte sich immer noch nicht mit dem Geräusch anfreunden. Dabei war die heftige Kritik zuletzt verstummt, lieferte die Formel 1 doch packende Rennen und gute Action auf und abseits der Strecke. Doch Montezemolo sagte: "Die Leute schauen sich Rennen an, um unterhalten zu werden. Niemand will sehen, wie ein Fahrer Sprit oder Reifen spart. Sie wollen sehen, dass von Anfang bis Ende Gas gegeben wird. Es ist Sport, ja, aber auch eine Show."

So hatte sich Räikkönen seine Rückkehr nicht vorgestellt, Foto: Sutton
So hatte sich Räikkönen seine Rückkehr nicht vorgestellt, Foto: Sutton

Krisenstimmung bei Ferrari

Ob Montezemolo anders gestimmt wäre, wenn Ferrari in der Formel 1 erfolgreich wäre? Die Scuderia erlebt 2014 eine wahre Katastrophen-Saison und liegt abgeschlagen auf dem dritten Platz der Gesamtwertung. Der Gewinn des WM-Titels wurde bereits mehr oder weniger abgeschrieben - der große Traum wieder einmal geplatzt nach aktuellem Stand.

Ein Sieg gelang Fernando Alonso und dem strauchelnden Kimi Räikkönen in dieser Saison noch nicht - selbst ein Platz auf dem Podium liegt bei der aktuellen Verfassung in weiter Ferne und dürfte ohne Pech der Konkurrenz nicht realisierbar sein. "Im Moment scheint alles gegen uns zu laufen", sagte Räikkönen nach dem Kanada Grand Prix frustriert. "Es gibt aber auch Zeiten, in denen sich alles in Ordnung anfühlt. Wir müssen einen Weg finden, um dieses Gefühl ständig zu haben und sicherstellen, dass es auch so bleibt."

Doch wann geht es endlich bergauf beim Krisen-Team? Montezemolo glaubte nicht an die Wunderheilung über Nacht und eine kurzfristige Verbesserung. Ganz aufgeben wollte der große Boss die Hoffnung aber noch nicht. Montezemolo: "Wir müssen uns dieses Jahr absolut verbessern. Dieses Ziel verfolgen wir mit Entschlossenheit."