Was war bei Mercedes los?

Beinahe Zeitgleich meldete Nico Rosberg und Lewis Hamilton zur Halbzeit des Rennens einen Leistungsverlust, zu diesem Zeitpunkt lagen die beiden Serien-Sieger souverän in Front. Ein Defekt des Hochspannungs-Steuergeräts führte zu einem permanenten Verlust des MGU-K Antriebs. Bei Hamilton führten die Probleme sogar zu einem Bremsdefekt - während Rosberg den zweiten Platz ins Ziel rettete, schied der Brite nach 46 Runden aus.

"Das Rennen verlief für eine Weile nach Plan, bis plötzlich beide Autos das MGU-K System und damit viel Leistung verloren. Das war wirklich hart. Dann kostete mich mein zweiter Boxenstopp etwas Zeit. So kam Lewis an mir vorbei und ich bekam Probleme damit, die Hinterradbremsen abzukühlen. Irgendwie kam einfach alles zusammen", fasste Rosberg das Desaster zusammen. Letztlich war man aber doch noch zufrieden, wie auch Toto Wolff bekräftigte: "Wenn man bedenkt, wie viel weniger Power er im Vergleich zu den anderen Autos hatte, war das eine fantastische Schadensbegrenzung."

Wieso kam Perez nicht an Rosberg vorbei?

Perez beendete sein Rennen im Reifenstapel, Foto: Sutton
Perez beendete sein Rennen im Reifenstapel, Foto: Sutton

Sergio Perez fuhr eines seiner bisher besten Rennen und wurde dennoch nicht belohnt. Zwischenzeitlich sah es sogar danach aus, als wenn Perez den lahmenden Rosberg überholen konnte, doch einen echten Angriff startete er nicht. "Ich habe alles versucht, um irgendwie vor Nico zu kommen." Der Mexikaner war auf einer Ein-Stopp-Strategie unterwegs und verlor auf den abgefahrenen Reifen im ersten Streckenabschnitt immer etwas mehr als eine halbe Sekunde auf Rosberg. Dem Mercedes-Fahrer reichte das, um den Vorsprung bis zum DRS-Messpunkt am Ende des zweiten Sektors auf über eine Sekunde auszubauen.

Perez konnte den Rückstand auf den beiden langen Geraden so zwar immer auf unter eine Sekunde reduzieren, durch das fehlende DRS reichte es aber nie für die letzten paar Meter. "Ich bin eine Quali-Runde nach der anderen gefahren", berichtete Rosberg über seinen Kampf.

Wie konnte Ricciardo von Platz sechs gewinnen?

Als vierter Australier in der Formel-1-Geschichte durfte Daniel Ricciardo in Montreal auf die oberste Stufe des Podiums klettern. Nachdem es zunächst danach aussah, als würde Ricciardo seine Podest-Chancen hinter Sergio Perez verlieren, machte er am Ende alles richtig. "Das Rennen kam erst in den letzten 15 Runden in Schwung", so Ricciardo nach seinem Sieg. Nachdem er mit dem ersten Boxenstopp an Vettel vorbei kam, fuhr der spätere Sieger das entscheidende Manöver in der 66. Runde.

"Ich hatte ein Problem an Perez vorbeizukommen, weil er auf der Geraden sehr schnell war. In Kurve eins habe ich dann einen schönen Move gemacht und bin vorbeigekommen", so Ricciardo über die entscheidende Szene. Was danach folgte, war ein Kinderspiel: Er schloss problemlos auf Rosberg auf und überholte den langsamen Mercedes auf der langen Gerade. "Gegen Rennende versuchte ich, mich gegen Sergio zu verteidigen, das war in Ordnung, aber Daniel war dann auf den Geraden zu schnell für mich", schilderte Rosberg über den Kampf um den Sieg.

Warum kollidierte Massa mit Perez?

Massa war der schnellste Mann im Feld - bis zum Unfall, Foto: Sutton
Massa war der schnellste Mann im Feld - bis zum Unfall, Foto: Sutton

Nach seinem späten zweiten Boxenstopp war Felipe Massa der mit Abstand schnellste Fahrer im Feld und schloss problemlos auf die Rosberg-Verfolger auf. Als Perez in den letzten Runden größere Elektronikprobleme bekam und die beiden Red Bulls vorbeizogen, wollte auch Massa seine Chance nutzen. Eingangs der letzten Runde setzte sich Massa im leichten Rechtsknick vor der ersten Linkskurve neben Perez. Der Mexikaner machte einen leichten Schlenker nach links, beide Boliden berührten sich mit den Reifen und schlugen danach heftig in die Streckenbegrenzung ein. "In der letzten Runde habe ich meine Position beim Anbremsen der ersten Kurve verteidigt, als ich plötzlich einen Schlag von hinten bekommen habe", so Perez über den Crash. Die Rennleitung sah nicht Massa, sondern Perez als Unfall-Verursacher. Der Mexikaner muss in Österreich fünf Startplätze zurück.

Besonders viel Glück hatte Sebastian Vettel, der beinahe von Massa getroffen worden wäre. "Ich habe etwas weißes im Rückspiegel anfliegen sehen und habe die Lenkung geöffnet, da ist Felipe auch schon an mir vorbei geflogen. Ich hatte Glück, ihn gerade noch rechtzeitig gesehen zu haben", sagte Vettel über den Zwischenfall.

Wie kam Button so weit nach vorne?

Während alle Augen auf die Duelle an der Spitze achteten und dabei zusahen, wie Felipe Massa mit Sergio Perez kollidierte, machte Jenson Button dahinter eine Position nach der anderen gut. Vom neunten Platz gestartet und 70 Runden lang mehr als unauffällig unterwegs, belegte der Brite am Ende einen sehr starken vierten Platz. "Es waren überall Autos", hielt Button nach dem spannenden Rennen fest.

"Ich habe mich in der Schlussphase einfach nach vorne gekämpft. Ich hatte einen kleinen Kampf mit Fernando und Nico. Fernando hat Nico beinahe in der Haarnadel getroffen und ich musste innen hinein stechen. Sie sind beide rausgetragen worden und so konnte ich vorbeiziehen", erzählt Button, der dank dieses Manövers und des Unfalls an der Spitze im Handumdrehen vier Positionen gutmachen konnte.

Warum kam Ferrari nicht in Fahrt?

"Schon bevor wir nach Montreal gekommen sind, war uns klar, dass es kein einfaches Rennen für uns werden würde, denn die Strecke passt einfach nicht zur Charakteristik unseres Autos", musste Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci nach dem schwachen Auftritt seiner Mannschaft in Kanada mitteilen. "Wir hatten Glück mit einigen Ausfällen und mit den Plätzen sechs und zehn einige Punkte holen zu können, aber das ist zu wenig für uns", lautete das Fazit für Ferrari von Fernando Alonso. Während die Konkurrenz ihre Chance nutzte, Red Bull den Sieg holte und Williams sowie Force India um das Podium kämpften, war Ferrari höchstens im Bild, wenn sich Kimi Räikkönen drehte. Auffällig: Bereits beim Hitzerennen in Bahrain hatte Ferrari keine Chance, auch in Montreal war es ungewohnt heiß.

Anders als Alonso, der dann doch noch irgendwie Schadensbegrenzung betrieb und immerhin acht Punkte sammelte, lief bei Räikkönen gar nichts. Nach einer vernünftigen Startphase fiel der Finne in der zweiten Rennhälfte höchstens noch mit einem Dreher in der Haarnadel auf. "Zunächst hing ich im Verkehr, dann bekam ich Probleme mit den Bremsen und die Balance des Autos war nicht mehr konstant. Nach ein paar Runden erholten sich die Reifen zwar, es war aber weiterhin ein auf und ab."

Was ist am Ausfall von Chilton so besonders?

Max Chilton schied zum ersten Mal in seiner Karriere aus, Foto: Sutton
Max Chilton schied zum ersten Mal in seiner Karriere aus, Foto: Sutton

Vor dem Wochenende in Kanada ist Max Chilton bei 25 Grand Prix gestartet und hat dabei 25 Mal die Zielflagge gesehen. Auf wenn es bisher noch nie für Punkte reichte, ist das eine rekordverdächtige Bilanz. Heute Riss die Serie bereits nach wenigen Metern: In der dritten Kurve verlor Chilton das Heck und krachte nach einem Quersteher ausgerechnet in seinen Teamkollegen Jules Bianchi. Für beide Marussia-Piloten war das Rennen schon in der ersten Runde beendet, Chilton bekam nachträglich sogar noch eine Strafe für das nächste Rennen aufgebrummt.

"Das war ein enttäuschendes Ende eines verheißungsvollen Wochenendes", ärgerte sich Chilton über seinen Fehler. "Es tut mir besonders für die Jungs leid, nachdem wir schon wieder Fortschritte gemacht haben." Teamchef John Booth konnte am Ende aber dennoch aufatmen: "Am Ende haben die Resultate unsere Position in der Konstrukteurs-Wertung nicht beeinträchtigt." Dort liegt Marussia trotz des Doppel-Ausfalls weiter vor Sauber und Caterham auf der neunten Position.