Eigentlich sah in Kanada alles nach einer überlegenen Hamilton-Vorstellung aus, doch Nico Rosberg spuckte dem Engländer völlig überraschend in die Suppe. Am Vormittag noch fast eine Dreiviertelsekunde hinter Hamilton zurück, verkürzte Rosberg in Q1 den Abstand auf eine halbe Sekunde. In Q2 lag er erstmals gegen Hamilton vorn und im Showdown war Rosberg wieder der Schnellere; selbst seine langsamere Runde hätte für die Pole gereicht. Auf einer von Hamiltons Paradestrecken schnappte der Monaco-Sieger diesem die Pole weg.

"Ich kenne Lewis‘ Bilanz auf dieser Strecke hier nicht auswendig, aber er war hier immer sehr stark. Umso glücklicher bin ich, dass es bei mir geklappt hat", strahlte ein überglücklicher Nico Rosberg auf der Pressekonferenz. "Es war bisher ein fantastisches Wochenende, ich bin immer stärker geworden, das Auto immer besser." Es war seine siebte Pole Position insgesamt und dritte der Saison.

Doch wie kam es zu der enormen Steigerung, nachdem Hamilton noch bis zu Beginn von Q2 wie der sichere Polemann ausgesehen hatte? "Wir haben uns die Daten angesehen, am Setup gearbeitet, überlegt, was wir besser machen könnten und damit ständig Fortschritte erzielt", führte der 28-Jährige aus. "Ich freue mich total, denn ich habe mich kontinuierlich gesteigert; im Qualifying war ich dann richtig bei der Musik. Am Ende habe ich wirklich alles geben. Ich habe mich im Auto wohl gefühlt, die richtige Balance gefunden, das Setup verbessert."

Er merkte dabei auch an, dass es psychologisch wesentlich besser sei, wenn man im dritten Qualifying-Segment nach dem ersten Run vorne liegt. Während die Boxencrew der beiden Lager unterschiedlich auf das Ergebnis des Qualifyings reagierten, dachte Rosberg auch an die Gesamt-Teamleistung: "Es ist richtig Klasse, dass wir eine halbe Sekunde Vorsprung haben. Es freut mich sehr, dass wir unseren Vorsprung beibehalten konnten. Morgen gilt es, das Beste daraus machen."

Auch Niki Lauda zeigte sich beeindruckt vom Polesetter: "Nico war einen Ticken schneller, das ist interessant. Er hat eine super Runde hingeknallt." Allerdings warnte er auch, dass in Kanada nicht wie in Monaco das Qualifying über den Sieg entscheidet: "Man kann hier durchaus von hinten nach vorne fahren, deshalb wird es interessant, auch mit Sebastian [Vettel] auf Rang drei."