2014 stand in der Formel 1 der große technische Paradigmenwechsel an. Nahezu alles wurde an den Boliden verändert. Verändert wurden auch die Reifen von Pirelli. Doch bei weiten nicht so stark, wie sie hätten verändert werden können. Die Konstruktion wurde etwas robuster, die Mischungen härter. Optisch änderte sich rein gar nichts, auch wenn kurze Zeit über breitere Hinterreifen diskutiert wurde.

Diese hätten dazu beigetragen, dass das gestiegene Drehmoment besser auf die Straße übertragen hätte werden können. "Die Teams hatten aber nicht das Gefühl, dass es nötig wäre. Sie wollten die alten Dimensionen beibehalten", verrät Pirellis Motorsportchef Paul Hembery.

2015 alles anders?

Die Formel-E-Boliden stehen auf größeren Rädern, Foto: Formel E
Die Formel-E-Boliden stehen auf größeren Rädern, Foto: Formel E

Für die nächste Saison könnte diese Änderung aber kommen. Und nicht nur die Reifenbreite wird diskutiert. Immer wieder fällt das Stichwort Niederquerschnittsreifen. Also Reifen, bei denen die Breite in einem deutlich größeren Verhältnis zur Flankenhöhe steht. Der Reifen würde somit einen Großteil seiner Feder-Eigenschaften verlieren.

Damit einhergehend könnte auch die Reifengröße dramatisch geändert werden. Derzeit fährt die Königsklasse mit 13-Zoll Reifen. Laut Hembery sind 18 oder 19-Zoll-Reifen nicht ausgeschlossen. "Bei den größeren Reifen könnte man das marketingtechnisch platzieren, weil die Reifen dann Serien-näher aussehen", so der Brite. Schon Beim Einstieg der Italiener 2011 hätte es diese Überlegungen gegeben, die Teams wollten aber keine größeren Reifen.

Wackelt das Heizdeckenverbot?

Vom Aussterben bedroht: Heizdecken, Foto: Sutton
Vom Aussterben bedroht: Heizdecken, Foto: Sutton

Eine eigentlich für 2015 schon beschlossene Regeländerung könnte hingegen wieder wackeln. Die FIA will für die kommende Saison Heizdecken verbieten, um die Kosten zu senken. Technisch ist das allerdings leichter gesagt als getan.

Denn der Luftdruck verändert sich stark mit der Reifentemperatur. Erhitzt sich der Reifen, steigt der Luftdruck. Als Faustregel gilt: Pro zehn Grad steigt der Druck um 0,1 Bar. Bedenkt man, dass ein Formel-1-Reifen ein Betriebsfenster von über 100 Grad hat, kann man sich vorstellen, wie extrem sich der Luftdruck verändern würde, wenn die Reifen mit Umgebungstemperatur montiert werden. "Wir glauben nicht, dass das machbar ist", meint Hembery.

Pirelli für alles offen

Ob 2015 tatsächlich mit gänzlich anderen Reifen gefahren wird, steht noch in den Sternen. Alle Dinge auf einmal zu ändern, wäre auf jeden Fall einfacher, als nach und nach Änderungen vorzunehmen. "Man muss den Reifen komplett neu konstruieren", erklärt Hembery. "Wenn man es nicht auf einmal macht, dann ist es zeit- und kostenintensiver."

Insgesamt müsse man sich aber fragen, welche Richtung die Formel 1 einschlagen will. "Welche Ziele hat man? Will man Kosten sparen, die Technologie entwickeln oder eine bessere Show liefern? Was will man mit dem Wechsel bezwecken?" An den Italienern würden die Änderungen jedenfalls nicht scheitern. "Wir machen das, was der Sport will. Und wenn es um Reifengrößen geht, dann machen wir das. Wir machen das, was wir machen sollen."

Einen schnelleren und gleichzeitig haltbaren Reifen bauen? "Wir haben wenig Zeit zu testen", wirbt Hembery um Verständnis. "Es ist einfach, eine Wunschliste zu erstellen. Aber es auch umzusetzen..."