Die spannendsten Fragen zum USA GP drehen sich dieses Jahr weniger um das Renngeschehen. Zwei Rücken und ein leeres Cockpit bestimmen die Schlagzeilen. Kimi Räikkönen kann die letzten beiden GPs wegen Rückenschmerzen gar nicht bestreiten und begibt sich stattdessen auf den OP-Tisch. Bei Fernando Alonso sieht es nicht ganz so dramatisch aus, doch nach seinem Sprung über die Kerbs des Yas Marina Circuit inklusive enormer G-Kräfte plagen den Spanier nach wie vor Schmerzen. Er muss sich an der Strecke erneut untersuchen lassen und nur wenn die Ärzte grünes Licht geben, darf er ins Cockpit steigen. Derzeit gibt es jedoch keine Anzeichen dafür, dass er nicht fit sein wird.

Welcher Name steht in Austin über der zweiten Lotus-Box?, Foto: Sutton
Welcher Name steht in Austin über der zweiten Lotus-Box?, Foto: Sutton

Das Lotus-Cockpit von Räikkönen ist dagegen definitiv verwaist. Das Team hat sich noch nicht dazu geäußert, wer die letzten beiden Rennen bestreiten wird. Demnach scheint Ersatzpilot Davide Valsecchi nicht die logische Wahl zu sein. Stattdessen werden erfahrenere Piloten wie Heikki Kovalainen, Rubens Barrichello oder Pedro de la Rosa gehandelt. Nico Hülkenberg galt ebenfalls als heißer Kandidat, lehnte die Offerte jedoch ab und beendet die Saison bei Sauber.

Sportlich gesehen gibt es für die Fans trotz des Wirbels um das Lotus-Cockpit ebenfalls Spannendes zu beobachten. Sollte Sebastian Vettel zum achten Mal in Folge gewinnen, wäre das Rekord. Bislang ist es keinem Fahrer gelungen, in einer Saison so viele Rennen am Stück zu gewinnen. Im Vorjahr war der alte und neue Weltmeister Zweiter geworden.

Den Circuit of the Americas hat er allerdings als sehr knifflig in Erinnerung. Auf dem neuen Asphalt rutschten die Boliden extrem. "Es war manchmal ein bisschen mehr Rallye als Formel 1, weil es einfach so rutschig war", scherzte Vettel. "Im vergangen Jahr habe ich eine Zeit lang gebraucht, um mich orientieren zu können und um das Auto richtig zu positionieren." Diese Probleme sollten beim zweiten Besuch in Texas allerdings nicht mehr so gravierend sein, was der Konkurrenz wohl jegliche Hoffnung nimmt, Land zu sehen.

Teamkollege Mark Webber sah im vergangenen Jahr aufgrund einer defekten Lichtmaschine nicht das Ziel. Mit Startplatz drei hatte er jedoch gezeigt, dass ihm der Kurs unweit von Austin durchaus liegt. Der Titel des Königs von Texas ist jedoch bislang an Lewis Hamilton vergeben. Obwohl Vettel 41 Runden lang das Rennen anführte, war es letzten Endes der McLaren-Pilot, der es für sich entschied. Allerdings lief es für den Briten zuletzt nicht richtig zusammen. Er klagte darüber, selbst an unterlegenen Autos nicht vorbeizukommen. Daher erwägt Mercedes eine andere Setup-Philosophie zu wählen, die das Überholen erleichtern soll.

Überraschung von Massa?

Mercedes kämpft in der Konstrukteurswertung mit Ferrari um Platz zwei. Derzeit haben die Silberpfeile um elf Punkte die Nase vorn. Ferrari verbuchte im vergangenen Jahr die Plätze drei und vier für Alonso und Felipe Massa. Vor allem Letzterer kann nach der Bekanntgabe des Wechsels zu Williams befreit auffahren und für eine Überraschung sorgen. Im Qualifyingduell hatte er ohnehin zuletzt die Nase vorn. Hinter Alonsos Performance stehen trotz seines gewohnten Eifers doch ein paar Fragezeichen, was jedoch nicht heißt, dass ein Podestplatz in weiter Ferne liegt. Von einem Getriebesiegelbruch beim Teamkollegen wird er in dieser Saison allerdings wohl nicht profitieren können.

In den letzten sechs Qualifyings war Massa fünf Mal schneller als Alonso., Foto: Sutton
In den letzten sechs Qualifyings war Massa fünf Mal schneller als Alonso., Foto: Sutton

Aus dem Kampf um Platz zwei in der Hersteller-WM ausgeschieden ist dagegen Lotus. Selbst mit einem noch so starken Grosjean und einem wettbewerbsfähigen Ersatz für Kimi Räikkönen sind die 37 Punkte Rückstand auf Mercedes kaum gutzumachen. Nichtsdestotrotz rechnet sich Grosjean einiges aus. "2012 war die Asphaltoberfläche neu und die Temperaturen waren ziemlich niedrig. Deshalb hatten wir wenig Grip und hatten Probleme, das richtige Setup zu finden. In diesem Jahr haben wir die Daten vom letzten Mal, wir erwarten wärmere Temperaturen und ich weiß, dass das Team und ich gut miteinander zusammenarbeiten, um eine starke Leistung aus dem Auto herauszukitzeln", meinte er.

Formel-1-Debüt für Kvyat

Hinter den Top-4 werden sich wohl erneut McLaren, Force India und Sauber um möglichst viele Punkte balgen. Bei McLaren scheint der Haussegen nach Sergio Perez' harten Aussagen allerdings schief zu hängen und Sauber gelang es in den letzten beiden Rennen aus verschieden Gründen - Bremsdefekt, Durchfahrtsstrafen, suboptimale Strategie - nicht, Punkte einzufahren. Force India wäre damit auf dem Papier im Vorteil, allerdings kennt Adrian Sutil die herausfordernde Strecke noch nicht. Letzten Endes wird es also wohl wieder extrem eng zugehen.

Und dann gibt es ja noch Toro Rosso. Das Schwesterteam von Red Bull ist auch immer mal wieder für Punkte gut. Zunächst einmal steht in Austin jedoch das Trainingsdebüt von Neuverpflichtung Daniil Kvyat im Fokus. Der Russe übernimmt in der nächsten Saison das Cockpit von Daniel Ricciardo und steht in Austin damit vor seiner Feuertaufe.