Wie geht es mit der Formel 1 weiter? Diese Frage stellt sich die Fangemeinde nicht zuletzt seit sich Bernie Ecclestone mit einer Klage vor einem Münchner Gericht konfrontiert sieht. Gerhard Berger verlangt nun eine Neuordnung des gesamten Business. "Wahrscheinlich ist die Zeit jetzt reif", sagt der Österreicher im Interview mit "Bild". "In der Formel 1 trifft mehr und mehr das alte Sprichwort zu: 'Viele Köche verderben den Brei.' Früher waren Präsident Max Mosley und Vermarkter Bernie Ecclestone für lange Zeit eine Einheit. Heute haben wir mit Jean Todt und Ecclestone zwei Chefköche, die unterschiedliche Gewürze verwenden und unterschiedliche Ansichten haben. Das führt dazu, dass es unübersichtlicher, teurer und für viele der Fans schwerer zu verstehen ist."

Unter den aktuellen Machtkämpfen leide die Königsklasse ebenso wie an den permanenten technischen Veränderungen. "Die sind verwirrend und mit wahnsinnigen Kosten verbunden, gleichzeitig ist der Markt für Sponsorengelder in den letzten Jahren zurückgegangen. Diese Schere tut der Formel 1 nicht gut", führt Berger aus, der die Forderung nach einer Budgetobergrenze als schwer umsetzbar sieht. Der Österreicher muss es wissen, immerhin war er als Motorsportdirektor bei BMW und bei Toro Rosso einst selbst im Management tätig.

Auch von künstlich eingeführten Hilfen wie DRS hält Berger nichts. "Ich mag solche Zusatzhilfen nicht, nur um die Show künstlich zu verbessern. Und: Ich glaube auch, dass der ehrliche Fan diese solche Eingriffe nicht mag. Der will echten Sport." Einen Seitenhieb bekommen auch die Piloten ab, die sich mittlerweile viel zu weit von Fan entfernt hätten. "Sie dürfen nicht vergessen, dass sie ihre Millionen zwar vom Team kriegen, aber sie indirekt der Fan bezahlt. Viele Fahrer sind zu weit weg vom Fan und leben in einer Wolke aus Luxus, Flieger, Yachten, Parties, Häuser hier und da", sagt der Österreicher, der allerdings Sebastian Vettel - den er einst von BMW-Sauber zu Toro Rosso lotste - als positive Ausnahme nennt. "Der konzentriert sich aufs Wesentliche: Seine Arbeit in der Fabrik und aufs Fahren. Deshalb ist er auch so erfolgreich."

Damit auch die Formel 1 weiterhin erfolgreich ist, rät Berger Ecclestone im Stillen ein Nachfolgeteam aufzubauen. Ecclestones Macht an eine Einzelperson zu übertragen, hält der Österreicher für illusorisch. "Ich glaube nicht, dass eine einzelne Person dieses große Schiff Formel 1 noch einmal steuern kann. Das wichtigste aber: Wer immer es übernimmt, der sollte finanziell so stark sein, um auch bei den ganz großen Teams Druck auszuüben, wenn's sein muss."