Die Formel-1-Teams sind aus dem Sommerschlaf erwacht, in Belgien steigt das erste Rennwochenende nach der Pause. Das 1. Training in Spa-Francorchamps brachte nur wenig Aufschluss über das aktuelle Kräfteverhältnis - Regen machte einen Großteil der Testarbeit zunichte. Im 2. Training - bei trockenen Bedingungen - zeichnete sich ab, dass Red Bull in Belgien die erste Geige spielt. Sebastian Vettel und Mark Webber ließen ihre Verfolger deutlich hinter sich. Motorsport-Magazin.com analysiert die Form der Top-Teams nach den ersten beiden Trainings am Freitag.

Red Bull

Sebastian Vettel und Mark Webber machten im 2. Training keine Gefangenen: Das Red-Bull-Duo ließ die Konkurrenz weit hinter sich, Vettels Vorsprung auf den drittplatzierten Romain Grosjean betrug acht Zehntelsekunden. Der amtierende Champion und sein Teamkollege bereiteten sich offensichtlich schon auf jegliche Witterungsbedingungen vor: Während Vettel einen extrem flach gestellten Flügel fuhr, wählte das Team bei Webbers Auto eine etwas konservativere Heckflügel-Variante.

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Trotzdem waren beide Autos etwa gleich schnell unterwegs, Webber fehlten gerade einmal 0,059 Sekunden zur Bestzeit. "Wir müssen uns die längeren Runs anschauen, denn auf einer Runde können viele Dinge den Unterschied ausmachen", so Vettel. "Aber es sah ganz gut aus, wir waren mit beiden Autos schnell unterwegs." Wegen eines Reifenschadens musste Vettel das 2. Training 20 Minuten vor Feierabend abbrechen. Webber konnte sein Programm hingegen vollständig durchziehen und sah noch Verbesserungsmöglichkeiten: "wir hatten heute einen ziemlich guten Run, aber es gibt noch Performance zu finden und in gewissen Situationen müssen wir das Auto noch etwas besser ausbalancieren."

Mercedes

Nach zuletzt drei Siegen aus fünf Rennen waren die Silberpfeile als große Mit-Favoriten in die Ardennen gereist. Doch im Training hielten sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton noch sehr zurück: Mehr als die Plätze neun und zwölf waren nachmittags nicht drin. Doch von Panik keine Spur im Mercedes-Lager. "Das war heute kein mieser Tag, es war einfach kein allzu guter", blieb Hamilton gelassen. "Das Auto fühlte sich nicht so gut wie in den vergangenen Rennen ab, aber ich bin trotzdem optimistisch." Auch Teamchef Ross Brawn war unbesorgt und sicher, dass Mercedes noch eine Schippe drauflegen kann.

Hat Mercedes Angst vor den Reifen?, Foto: Sutton
Hat Mercedes Angst vor den Reifen?, Foto: Sutton

Einzig Rosberg schoss etwas quer und wirkte nicht allzu begeistert angesichts seines Rückstandes von knapp 1,3 Sekunden auf Vettel. "Platz sechs sollte mindestens drin sein, aber im Moment kann ich nicht so optimistisch sein wie ich dachte", so Rosberg. Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner vermutete etwas Spezielles hinter der noch fehlenden Pace der Silberpfeile. "Mercedes hinkt ein bisschen hinterher, aber ich habe den Verdacht, dass sie es ein bisschen mit ihren vollen Tanks übertreiben um sicherzustellen, dass nichts mit den Reifen passiert", sagte er und erwartete das Duo im Qualifying wieder voll bei der Musik.

Ferrari

Neuer Mut bei Ferrari! Während Fernando Alonso normalerweise selten davor zurückschreckt, seinem Team die Underdog-Rolle zuzuschreiben, klang der Spanier nach den Trainings in Spa schon etwas anders. "Wenn man sich die Zeiten von heute ansieht, sind wir näher an die Konkurrenz herangerückt", sagte Alonso trotz seines siebten Platzes in der Nachmittags-Session. Dass es auch weiter nach vorn gehen kann, zeigte Teamkollege Felipe Massa. Der Brasilianer ordnete sich auf P4 ein, mit weniger als einer Sekunde Rückstand auf Spitzenreiter Vettel. "Felipe und ich haben verschiedene Aero-Konfigurationen mit mehr oder weniger Downforce ausprobiert - das wird der wahre Schlüssel für das Rennen sein, bei diesem Wetter", erklärte Alonso.

Ferrari ist zuversichtlich, Foto: Sutton
Ferrari ist zuversichtlich, Foto: Sutton

Doch welches Wetter es im weiteren Verlauf des Wochenendes sein darf, da war sich Alonso nicht so sicher: "Es ist natürlich so, dass der Regen die Karten durcheinandermischt, aber im Nassen gibt es genauso viele Chancen zu profitieren, wie zu verlieren." Dafür hatte Vettels WM-Rivale ein unangenehmes Problem. Genau wie Vettel zog er sich einen Reifenschaden zu, zwei Löcher machten sich in seinem rechten Hinterreifen breit. Es gelte nun, den Grund dafür schnell herauszufinden, um weitere Schwierigkeiten in Spa auszuschließen.

Lotus

Eigentlich wollte Lotus in Spa wieder auf den Einsatz des kniffligen DRD-Systems setzen, doch das Wetter machte dem Team einen Strich durch die Rechnung. Wegen des Regens im 1. Training konnten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean kaum Runden im Trockenen drehen, um das Zusatzboost-System weiter zu ergründen. Da Lotus kein Risiko in Belgien eingehen will, kommt das Drag Reduction Device im weiteren Verlauf des Wochenendes nicht mehr zum Einsatz. Schon zum 2. Training hatte das Team die Lufteinlässe seitlich der Airboxen wieder verplombt.

Immerhin war Räikkönen nachmittags mit einem neuen Frontflügel am Auto unterwegs. "Das Auto fühlte sich okay an", so der Eismann, der sich am Donnerstag spontan krank gemeldet hatte. "Wir hätten ein bisschen besser dastehen können, aber es war auch kein Desaster. Ich denke, morgen können wir uns noch einmal steigern." Er fuhr im 2. Training auf Platz sechs und angesichts der knappen Sekunde Rückstand auf Red Bull war Räikkönen sicher, dass Red Bull eine harte Nuss wird. Teamkollege Romain Grosjean war als Dritter ärgster Bullen-Jäger in Spa. "Von den Daten, die ich bisher gesehen habe, sehen wir recht stark aus, was Pace und Reifenperformance anbelangt", machte Strecken-Chefingenieur Alan Permane seiner Truppe Mut.