1. Was war der Schlüssel zu Nico Rosbergs Sieg?

Von Startplatz zwei aus war Nico Rosberg ins Rennen gestartet, schon auf den ersten Metern musste er diesen jedoch an Sebastian Vettel abtreten. Zu schlecht war Rosberg auf der schmutzigeren Seite der Startaufstellung vom Fleck gekommen, zu gut sein Landsmann. Folglich fristete der Wiesbadener hinter der Doppelspitze um seinen Teamkollegen Lewis Hamilton und Vettel ein eher trauriges Dasein, denn gefährden konnte der die zwei Kontrahenten ganz vorne in puncto Pace nicht wirklich. Durch Hamiltons Reifenschaden wurde Rosberg jedoch wieder auf die Position nach vorne gespült, von der aus es für ihn ins Rennen gegangen war. Nach der ersten Safety-Cap-Phase blieb der Silberpfeil-Pilot zwar an Vettel dran, überholt hätte er ihn am Sonntag aber wohl nicht mehr.

Champagner im Überfluss: Rosberg jubelte, Foto: Sutton
Champagner im Überfluss: Rosberg jubelte, Foto: Sutton

"Ranfahren ist das eine, Vorbeikommen das andere", gab auch Rosberg nach dem Rennen zu. Letztendlich konnte es ihm jedoch egal sein. Mit Vettels Getriebedefekt verabschiedete sich sein Vordermann genauso, wie es Hamilton zu Rennbeginn schon mit dem Reifenplatzer getan hatte. Rosberg profitierte und das im doppelten Sinne, konnte er das neuerliche Ausrücken des Safety-Cars doch nützen, um seine sich ohnehin am Ende befindenden Reifen zu wechseln. Anschließend musste er sich nur noch Mark Webber erwehren - auf neuen Pneus war das auf den wenigen noch verblieben Kilometern aber machbar. Im Ziel blieb festzuhalten: Kein Sieg aus eigener Kraft für Rosberg - aber dennoch muss man dem seit Donnerstag 28-Jährigen zugutehalten: Er war immer da, als es darauf ankam. Am Ende reichte das im Chaos-GP von Großbritannien.

2. Warum fiel Sebastian Vettel aus?

Mit Startplatz drei sah es gut aus, als er am Start an Rosberg vorbei war, sah es noch besser als. Als schließlich noch Hamiltons Reifen platze, schien es für Vettel perfekt. Der zweite Sieg in Silverstone auf dem Silber(Reifen)Tablett serviert - was sollte da schon noch schief gehen... Diese Frage wurde 12 Runden vor der Zielflagge beantwortet, als die Red-Bull-Rakete mit einem Getriebeschaden austuckerte.

"Ich wollte nach Stowe in den sechsten Gang schalten, als der fünfte ausfiel. Wenn da hinten einmal etwas den Geist aufgibt, ist alles aus", war die frustrierte Begründung von Vettel zu seinem Aus. Warum das Getriebe seines RB9 nicht mehr wollte, ist noch unklar, unglücklich ist der Weltmeister aber so oder so. "Es ist schade, in Führung liegend auszufallen. Da oben stehen die drei Pokale und ich werde keinen davon mitnehmen."

3. Was war bei Mark Webber am Start los?

Eine Frage, auf die der Red-Bull-Pilot sehr gerne eine Antwort von seinem Renningenieur gehabt hätte. "Was zur Hölle ist bei meinem Start passiert", fragte der Australier noch über Boxenfunk. "Wir untersuchen das", war die Antwort. Dabei kam Webber in der ersten Phase gut weg, blieb dann aber förmlich stehen, da komplett der Antrieb fehlte.

Mark Webber ließ es ordentlich krachen, Foto: Sutton
Mark Webber ließ es ordentlich krachen, Foto: Sutton

Doch damit nicht genug. Einmal im Mittelfeld, war er zum Abschuss freigegeben - und Romain Grosjean opferte sich für diese Aufgabe. Damit war schon nach einer Kurve der Frontflügel des Australiers beschädigt und das Rennen schien aussichtslos. Ein super Stopp, eine gute Strategie und das Pech von Vettel waren aber das Glück von Webber und so hieß es am Ende Rang zwei. "Das ist besser als ein Schlag in die Magengrube, aber, da der Sieg möglich war, ist es auch ein bisschen frustrierend", so Webber. Welchen Verlauf das Rennen mit einem guten Start genommen hätte - wir werden es nie erfahren.

4. Wieso verlor Kimi Räikkönen auf den letzten Metern noch P2?

Auf diese Frage hat Kimi Räikkönen eine klare Antwort, aber erst jetzt: seine Reifen wurden während der zweiten Safetycar-Phase nicht gewechselt, wodurch der Finne zur leichten Beute für Mark Webber und Fernando Alonso wurde - ihrerseits mit neuen Walzen unterwegs. "Warum haben wir nicht die Reifen gewechselt", fragte ein etwas angefressener Lotus-Pilot noch während der Safetycar-Phase an seiner Box nach. Die Antwort dürfte wenig befriedigend gewesen sein. "Das weiß ich nicht", bekam er zu hören.

Ein Strategiefehler, der Räikkönen vom Podest kullern ließ. "Wir hatten eine großartige Strategie, die bis zur letzten Safetycar-Phase funktioniert hat. Wir hätten Kimi reinholen sollen, um zumindest einen Platz auf dem Podest zu sichern. Das haben wir nicht getan und dafür entschuldigen wir uns", sagte Eric Boullier. Ein Fehler, der Lotus nicht mehr passieren sollte, will man ernsthaft noch ein Wörtchen um den Titel mitsprechen.

5. Was war mit den Pirelli-Hinterreifen?

Fünf Reifenschäden gab es am Silverstone-Wochenende - allesamt am linken Hinterreifen. Sergio Perez ereilte es als ersten im dritten Freien Training, dann platzten die Reifen von Lewis Hamilton, Felipe Massa, Jean-Eric Vergne und erneut Perez im Rennen. Die Gründe für die zahlreichen Defekte sind derzeit noch unklar, es kursieren jedoch zwei Theorien: Entweder dürfte ein scharfer Kerb die Gummis aufgeschlitzt haben oder aber es lag ein Fabrikationsfehler an den Pneus selbst vor.

Lewis Hamilton verlor durch den Reifenschaden einen möglichen Sieg, Foto: Sutton
Lewis Hamilton verlor durch den Reifenschaden einen möglichen Sieg, Foto: Sutton

Nach den Delaminierungen der bisherigen Saison verklebte Pirelli die Lauffläche neu, an der Konstruktion wurden jedoch keine Änderungen vorgenommen, sodass das Innere noch immer aus Stahl und nicht aus Kevlar besteht. Was die fünf Reifenschäden des Silverstone-Wochenendes betrifft, tappt Pirelli noch im Dunklen, es habe jedoch nichts mit den bereits bekannten Delaminierungen zu tun. "Das war heute nicht vorhersehbar", sagte Motorsportdirektor Paul Hembery. "Es ist ein ganz anderes Problem aufgetaucht, das wir analysieren müssen. Wir müssen verstehen, was passiert ist. Wenn wir die Fakten kennen, dann können wir etwas dazu sagen."

6. Wieso fiel Romain Grosjean zurück?

Nach dem Qualifying war die Welt noch perfekt. Zum ersten Mal in der Saison stand der Franzose vor seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen in der Startaufstellung, obwohl dieser mit dem neuen DRD-System unterwegs war. Am Ende des Rennens steht für Grosjean nun aber ein Ausfall, obwohl er noch auf Rang 19 gewertet wird. Schuld war der defekte Frontflügel. "Der Frontflügel hat sich bewegt, gegen Ende verloren wir ein großes Stück davon, weshalb ich viel Abtrieb verloren habe", schilderte Grosjean.

Aus Sicherheitsgründen hatte man sich bei Lotus dann entschieden, den Franzosen aus dem Rennen zu nehmen. Damit ist aber noch nicht die Frage geklärt, wo er sich den Wackelflügel eingefangen hat. Das konnte aber der Pilot selbst auch nicht beantworten, da zwei Möglichkeiten im Raum stehen. 1. Als Folgeschaden seiner Begegnung mit Mark Webber in der ersten Runde, oder 2. durch die zahlreich umherfliegenden Trümmerteile nach den Reifenschäden seiner Konkurrenten.

7. Welchen Rekord stellte Kimi Räikkönen auf?

Der Iceman ist dieser Tage in aller Munde. Kimi Räikkönen hat nicht nur eine geheimnisvolle neue Frisur und ist bei Red Bull heißer Nachfolgekandidat von Mark Webber, sondern er stellte in Silverstone auch einen Rekord auf. Der Lotus-Pilot holte zum 25. Mal in Folge Punkte und löschte damit Michael Schumachers Bestmarke - dem Kerpener war dieses Kunststück zwischen 2001 und 2003 24 Mal gelungen. Letztmalig blieb Räikkönen im Vorjahr in China ohne Zähler, sein letzter Ausfall geht sogar auf die Saison 2009 zurück.