Sebastian Vettel musste sich vor dem Großen Preis von Kanada viele lästige Fragen gefallen lassen, denn immerhin war der Circuit Gilles Villeneuve eine der wenigen Strecken im Kalender, auf der der Red Bull-Pilot noch nicht gewonnen hatte. Mit seinem überlegenen Triumph am Sonntag ließ er die kritischen Stimmen jedoch verstummen und nahm endgültig Kurs auf seinen vierten Titel. Vettels Fahrt in Montreal glich einer Machtdemonstration, vor der auch Eddie Jordan nur den Hut ziehen konnte.

"Sebastian hat gewonnen, ich weiß nicht ob das jeder mitbekommen hat", sagte der ehemalige Teamchef und nunmehrige TV-Experte. "Ein historischer Sieg. Man konnte auch sehen, er war da ziemlich bewegt. Er ist wirklich ein tolles Rennen gefahren von der Pole-Position aus", sparte Jordan nicht mit Lob und setzte noch einen drauf: "Ich denke, das war vielleicht bisher sein stärkstes Rennen, das er gefahren ist. Er war ständig so dominant in diesem Rennen."

Alonso, der Liebling der Massen

Doch nicht nur für Vettel hatte Jordan im österreichischen Fernsehen viele anerkennende Worte auf Lager, auch Fernando Alonsos Fahrt vom sechsten Startplatz bis auf Rang zwei nötigte ihm Respekt ab. "Ich war von Fernando sehr beeindruckt. Er war am Samstag Sechster. Dann hat er der ganzen Welt erzählt, er geht davon aus, das Auto ist gut genug; wenn es ein normaler Rennverlauf sein wird, dann kann er das Rennen gewinnen", so Jordan. "Das war natürlich eine mutige Aussage. Normalerweise zeigt er auch nicht so viele Emotionen und drückt sich auch nicht so positiv aus. Er hat sich vielleicht auch eine falsche Vorstellung davon gemacht, was Sebastian Vettel vielleicht noch für ein Ass im Ärmel hat."

Schlussendlich lag der Sieg dann aber doch außer Reichweite, aber mit Platz zwei konnte der Asturier zumindest Schadensbegrenzung betreiben, auch wenn er auf Vettel in der Weltmeisterschaft weiteres Terrain verlor und nun bereits einen Rückstand von 36 Punkten aufweist. "Von der sechsten Position so zu fahren, so großartig außen zu überholen - also das ist den Leuten, glaube ich, noch nicht so klar, wie viel Mut du dafür brauchst, um das zu machen", zog Jordan den Hut. "Und den Mut hat Fernando Alonso. Er ist sicherlich auch bei den Fans der Favorit, auch weil er für Ferrari fährt und weil er auch in der Vergangenheit ein großer Champion war und sich als solcher gezeigt hat."

Noch wartet Alonso auf einen Titel mit der Scuderia, seine beiden bisherigen Triumphe feierte er in Diensten von Renault. Geht es nach Jordan, wäre es endlich an der Zeit, dass der Spanier wieder zuschlägt, auch wenn die Vorzeichen aktuell nicht gerade günstig stehen. "Red Bull hat die letzten drei Weltmeisterschaften gewonnen. Es würde aber niemandem leidtun, wenn Alonso es einmal machen würde", meinte der Ire. "Er ist wirklich ein Profi, ist wirklich der Liebling aller Leute, mal abgesehen von Red Bull, und in Kanada sind die Leute ja wirklich hinter ihm gestanden und ganz verrückt nach ihm gewesen. Ich erinnere mich noch an den Lärm und auch an die Wertschätzung für ihn. Das war bei den anderen Fahrern nicht so."